Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
daran zweifeln?«
»Wer ist der Mann, der dich Mittwochabend besucht hat?«, verlangte er leise zu wissen.
Isabelle blieb fast das Herz stehen. Jetzt war ihr alles klar: Er hatte Pierre Larue gesehen, wie er ins Haus gekommen oder gegangen war, und sich Sorgen gemacht… zu Recht. Aber wie sollte sie ihm das erklären? Er umwirbt mich und hat offensichtlich vor, mir einen Heiratsantrag zu machen, Alex. Das ist so eine Idee von meiner Mutter, aber mach dir deswegen keine Gedanken …
»Ein Freund … Der Notar, der sich um den Nachlass meines Vaters gekümmert hat.«
»Ein Freund ?«, knurrte er skeptisch. »Du lügst doch!«
»Das ist die Wahrheit!«
»Mir kam es vor, als … wäre er mehr als ein Freund.«
Isabelle senkte den Kopf und betrachtete das Silberkreuz, das der junge Mann um den Hals trug. Er hatte es auf eine Lederschnur gezogen, und sie fragte sich, was er mit dem blauen Bändchen angefangen hatte, an dem es vorher gehangen hatte.
Mit einer schroffen Bewegung verjagte er eine Mücke, die ihn schon einige Zeit ärgerte, und stieß einen rauen Laut aus. In seinen männlichen Geruch, der durch die Hitze verstärkt wurde, mischte sich Alkoholdunst. Er hatte getrunken, wirkte aber nicht berauscht.
»Spionierst du mir nach? Warum? Habe ich etwas getan, das dir missfallen hat?«
»An jenem Tag habe ich das Band an deinem Fenster gesehen. Dann war es auf einmal nicht mehr da. Ich wollte wissen, warum… Daher habe ich vor deinem Haus gewartet.«
Sie erinnerte sich, das Band gleich weggenommen zu haben, nachdem ihre Mutter ihr mitgeteilt hatte, sie erwarte Larue zum Abendessen. Das Band hatte nur ein paar Minuten draußen gehangen. Nie hätte sie gedacht, dass Alexander es gesehen hatte. Was für ein Durcheinander! Jetzt konnte sie sich leicht vorstellen, was er aus dem Gesehenen geschlossen hatte … was auch immer er genau beobachtet hatte.
»Und deswegen bist du nicht mehr gekommen? Oh, Alex!«
Isabelles weicherer Tonfall besänftigte Alexanders Ängste ein wenig. Seine Hand, die um ihren Arm lag, lockerte sich ein wenig.
»Ich … also … ich bitte dich um Entschuldigung. Ich musste … es genau wissen.«
»Und, bist du jetzt beruhigt? Wenn du das Bedürfnis hattest, dich meiner Gefühle zu versichern, hättest du mich bloß zu fragen brauchen, statt dich wie ein ungehobelter Klotz aufzuführen!«
Alexander seufzte beschämt. Würde er jetzt allen Männern an die Gurgel springen, die ihr nur ein wenig zu nahe kamen? Noch nie war er so eifersüchtig auf eine Frau gewesen und ärgerte sich selbst darüber. Doch die Empfindung war stärker als er. Seit einigen Tagen wurde er die Angst, sie zu verlieren, nicht mehr los. In Zukunft musste er sich beherrschen. Er fühlte sich wie ein Esel, als er die Augen schloss, ein paar Schritte zur Seite trat und ihr den Rücken zuwandte.
»Du kannst gehen. Ich halte dich nicht länger auf.«
Sie betrachtete seine Silhouette, die sich vor dem violett und tiefrot schillernden Himmel abhob. Alexander hatte das Haar zu einem Zopf geflochten, aber ein paar Strähnen hatten sich daraus gelöst und tanzten in der Brise. Sie wollte gar nicht mehr heimgehen. Zögernd trat sie von hinten an ihn heran, schlang die Arme um seine Taille und legte die Wange an seinen Rücken. Es war heiß, und der abgewetzte, feuchte Stoff klebte an ihrer Haut. Sie spürte, wie seine großen, schwieligen Hände über die ihren strichen und sie dann auf seinem Bauch festhielten.
»Was immer du dir vielleicht vorgestellt hast, Alex, ich versichere dir, dass dieser Mann nur ein Bekannter ist und uns aufgesucht hat, um meiner Mutter die traurige Lage zu erläutern, in der mein Vater seine Geschäfte zurückgelassen hat.«
Das war allerdings nur die halbe Wahrheit. Sicher, diesen Vorwand hatte der Notar Larue gebraucht, um ihnen seinen Besuch abzustatten. Doch in Wirklichkeit hatte er etwas anderes im Sinn. Den ganzen Abend über hatte er ihr vielsagende Blicke zugeworfen und sie gestreift, wann immer er konnte… Zu seinen Gunsten musste man sagen, dass er sehr freundlich, von einnehmendem Äußeren und gut situiert war. Aber sie liebte Alexander und wollte keinen anderen als ihn. Pierre konnte ihr noch so eifrig den Hof machen, sie würde niemals Liebe für ihn empfinden.
»Steht es denn so schlecht um euer Vermögen?«, fragte er nach kurzem Schweigen, als wolle er das Gespräch auf ein anderes Thema lenken.
»Ja.«
Nachdem die Schattenwirtschaft der Kolonie, die auf
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