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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Mann hatte das Gefühl, inmitten der Eingeborenen zu ersticken.
    »Aber Wemikwanit hat nichts über sein Versteck herausgebracht und es nicht gefunden…«, wandte Niyakwai ein, der Alexanders Erschrecken bemerkt hatte.
    Er war aufgestanden, und es wurde still.
    »Er hat dem Hollandais die Zunge herausgerissen, aber sie ist in seinen Händen stumm geblieben.«
    »Weißer Wolf weiß es«, erklärte Tsakuku nachdrücklich. »Es steht in seinen Augen geschrieben. Er weiß es.«
    »Und, willst du es jetzt wie Wemikwanit machen? Ihm die Augen herausreißen, damit auch sie in deinen Händen stumm bleiben? Wenn Weißer Wolf es wüsste, hätte er gesprochen. Weißer Wolf ist unser Bruder. Der oki , der ihn leitet, ist auch der, der den großen Krieger Tsourengouenon geführt hat. Er hat unsere Achtung verdient.«
    »Aber wie sollen wir ihm vertrauen, Niyakwai? Weißer Wolf spricht die hinterhältige Sprache der Engländer und genießt den Schutz der Franzosen. Ich finde, wir sollten ihn zum Reden bringen.«
    Alexander war bestürzt. Er hatte sich diskret in den Hintergrund des Raumes zurückgezogen und hörte zu, wie sie über sein Los debattierten, als wäre er gar nicht da. Am besten floh er. Hierzubleiben erschien ihm zu gefährlich. Die Indianer waren so mit ihrer Diskussion beschäftigt, dass sie nicht auf ihn achteten. Er nutzte die Gelegenheit, um sich zum Ausgang zu schleichen. Doch als er die Schwelle überschritt, wandte Niyakwai ihm das Gesicht zu. Ihm blieb fast das Herz stehen: Gewiss würde der Krieger ihn zurückrufen! Aber der andere sagte nichts.
     
    Auf ihrem Lager schmiegte Tsorihia sich an Alexander. Beide waren zu besorgt, um an dem Festmahl teilzunehmen, zu dem das ganze Dorf zusammenkam. Nachdem die Ratsversammlung sich aufgelöst hatte, fand in der Tat etwas statt, das Alexander eine Orgie nannte. In Dutzenden von Kesseln kochte man Mais, Fisch und Fleisch und stellte das Branntweinfass in der Mitte des Dorfs auf. Die Wirkung des Alkohols ließ nicht lange auf sich warten. Alexander hätte sich nie vorgestellt, dass es zu solch einer Verwüstung kommen könnte. Die Eingeborenen prügelten sich, bissen einander bis Blut floss und bedrohten sich mit dem Messer. Eine Frau steckte sogar den Fuß ihres Säuglings in einen der brodelnden Kessel. Alle aßen, bis ihnen fast die Bäuche platzten, um sich dann zu erbrechen und weiter zu essen. Alexander sah, wie sechs Männer das Schlafabteil einer Frau betraten und es wieder verließen. Unter denen, die darauf warteten, an die Reihe zu kommen, kam es ebenfalls zu Handgreiflichkeiten.
    Die letzten Geräusche der Orgie verklangen. Ein Hund bellte, und eine Frau stieß zur Antwort einen Schrei aus, der in einem gutturalen Lachen unterging. Draußen wimmerte ein Kind. In größerer Nähe vernahm Alexander Godasiyos dumpfes Schnarchen und das Knacken von Wennitas Matte. Sie schien nicht zu schlafen. Eine heute besonders misstönende Sinfonie von Fürzen und Rülpsern erfüllte die Nacht. Inmitten dieser Geräuschkulisse warf Alexander sich auf dem Lager hin und her und dachte an das, was Kanokareh und Tsakuki gesagt hatten. Ihm wurde klar, dass seine Haut nicht mehr wert war als an dem Tag, an dem er in das Dorf gekommen war. Aber er war sich auch vollständig des Umstands bewusst, dass sie bei Nonyacha nicht viel mehr wert war, falls dieser tatsächlich von Wemikwanit geschickt wurde. Er wusste nicht mehr, was er davon halten oder deswegen unternehmen sollte.
    Tsorihias weicher, warmer Körper bewegte sich in seinen Armen und erinnerte ihn an das Versprechen, das er ihr gegeben oder, besser gesagt, das die junge Frau ihm abgerungen hatte, als er von der Ratsversammlung zurückgekehrt war, nämlich, dass er sie nicht verlassen würde. Er wünschte sich aufrichtig, Wort halten zu können und verließ sich darauf, dass sein guter oki ihm einen Weg zeigen und ihn beschützen würde… Er war es leid, über die Zukunft nachzugrübeln, schlang ein Bein um den Schenkel seiner Gefährtin und vergrub die Nase in ihrem Haar. Morgen war ein neuer Tag … selbst wenn er sein letzter sein konnte.
     
    Durch das ruhige Wasser glitt das Kanu im rosigen Licht der untergehenden Sonne lautlos auf sie zu. In seinem Kielwasser verwirbelte das Spiegelbild der Bäume, die sich über dem Fluss wölbten. Tsorihia ging unruhig im Gras auf und ab. Alexander dagegen saß vollkommen ruhig auf einem Felsbrocken und wartete. Ihr Gepäck, ein paar persönliche Gegenstände und etwas Proviant,

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