Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
ein paar Minuten nach ihm, aber er gibt mir keine Antwort!«
    »Eben hat er noch im Salon mit Arlequine gespielt.«
    »Du meinst, er ist noch im Haus? Was hat er denn jetzt wieder angestellt?«, schimpfte Isabelle und ging eiligen Schrittes wieder nach drinnen.
    »Gabriel! Komm sofort heraus, sonst komme ich noch zu spät! Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!«
    Ein dumpfes Geräusch im ersten Stock zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie raffte ihre Röcke und stieg, immer ein paar Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf. Zuerst steckte sie den Kopf ins Zimmer ihres Sohnes. Niemand da.
    »Wo hat er sich denn bloß versteckt? Gaby?«
    Als sie zu dem Zimmer ging, das Pierre gelegentlich bewohnte, spürte sie, wie etwas ihr miauend zwischen den Füßen hindurchlief. Dann entdeckte sie die Puderspur.
    »Was ist denn das? Gabriel, was machst du nur, verfl … Oh, gütiger Himmel!«
    Mit weit aufgerissenen Augen erstarrte Isabelle auf der Schwelle ihres eigenen Zimmers und betrachtete wie erschlagen das Bild, das sich ihr bot: Mitten im Raum stand, von einer weißen Wolke umschwebt, ihr Sohn und trat, die Hände auf dem Rücken verschränkt, mit zerknirschter Miene von einem Fuß auf den anderen.
    »Es ist nicht meine Schuld, Mama …«
    Der kleine Junge war so weiß wie ein Schneemann, wodurch seine saphirblauen Augen seltsam hervorgehoben wurden. Isabelle wusste nicht gleich, wie sie reagieren sollte. Eigentlich war sie seit dem Morgen äußerst fröhlich gestimmt. Pierre hatte ihr mitgeteilt, dass er endlich damit einverstanden war, das kleine Landgut der Demers zu kaufen, das am Ufer des Saint-Laurent lag. Jetzt würde sie ihren Obstgarten bekommen, und einen Küchengarten, der so groß war, dass er genug Nahrung für die ganze Vorstadt Saint-Joseph hervorbringen konnte. »Und wi’ können Ziegen und ein Pfe’dchen halten«, hatte Gabriel gemeint, der bei dem Gespräch zugegen gewesen war.
    Angesichts ihrer guten Laune hatte Isabelle wirklich keine Lust, ihn zu bestrafen. Aber Gabriel war ungehorsam gewesen : Es war ihm verboten, das Zimmer ohne seine Eltern zu betreten. Sie konnte nicht so tun, als wäre nichts gewesen. Also rang sie ihr amüsiertes Lachen nieder und zeigte eine verärgerte Miene.
    »Nicht deine Schuld? Und wer hat dich dann mit meinem Reispuder überschüttet? Arlequine vielleicht?«
    »Also …«
    »Soll ich dir jetzt das Abendessen streichen und dich heute Nacht draußen schlafen lassen?«
    Gabriel verzog das Gesicht und wand sich verlegen. Wenn er die Wahrheit sagte, würde er bestimmt ausgescholten. Aber andererseits, würde seine Mutter ihm glauben, wenn er seine Katze beschuldigte? Durfte er zulassen, dass Arlequine an seiner Stelle bestraft wurde?
    »Wenn ich sage, dass es nicht Arlequine war, bekomme ich dann trotzdem eine Strafe?«
    Isabelle legte einen Finger an die Lippen und runzelte die Stirn, als überlege sie.
    »Hmmm … Ich weiß nicht, das kommt darauf an. Wer ungehorsam ist, hat eine Strafe verdient, das findest du doch auch, oder? Aber wenn der wahre Schuldige so ehrlich ist, seinen Fehler zuzugeben, werde ich weniger streng sein.«
    Der Kompromiss wirkte einladend. Doch Gabriel zögerte immer noch und beäugte seine Mutter argwöhnisch.
    »Es war nicht Arlequine, stimmt’s?«, fragte Isabelle und musste sich große Mühe geben, ihre ernste Miene zu wahren.
    »Ähem …«
    Er saß in der Falle. Seine Mutter hatte es erraten.
    »Also … ja, ich wa’ das, Mama. Ich wollte sehen, wie es ist, ganz weißes Haa’ zu haben wie die Monsieurs.«
    »Es heißt ›Messieurs‹, Gabriel. Dachte ich mir doch, dass du das warst!«
    »Sag, Mama, muss ich jetzt immer noch d’außen schlafen?«, fragte der kleine Junge besorgt.
    Die Hände in die Hüften gestemmt und den Kopf zur Seite geneigt überlegte Isabelle laut.
    »Tja, wenn ich bedenke, dass du den Boden meines Zimmers ganz schmutzig gemacht und meine Puderdose fast vollständig geleert hast, dass du jetzt schrecklich aufhältst und, was das Schlimmste ist, mir ungehorsam gewesen bist… sollte ich dir eine Woche lang den Nachtisch streichen!«
    »Eine Woche?«, wiederholte Gabriel, der kurz davor stand, in Tränen auszubrechen. »Abe’ das ist zu lang! Du hast gesagt, wenn ich eh’lich wä’e …«
    »In der Tat. Gehorsam ist eine wichtige Eigenschaft, und Ehrlichkeit ist eine Tugend, mein Gaby. Ehrliche kleine Jungen kommen in den Himmel. In diesem Fall wirst du als Strafe das hier saubermachen, sobald wir zurück

Weitere Kostenlose Bücher