Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie
Herrje! Du, verheiratet?«
Er stand auf, trat ungläubig mit dem Kopf schüttelnd auf seinen Cousin zu und breitete die Arme aus. Nachdem er Munro umarmt und ihm auf die Schulter geklopft hatte, fuhr er fort.
»Das muss aber eine außerordentliche Frau sein, die es mit einem Original wie dir aushält!«
»Das ist sie auch.«
»Ist sie Indianerin? In dieser Weltgegend gibt es nicht allzu viele weiße Frauen.«
»Ja.«
»In diesem Fall ist es aber keine katholische Heirat. Ich meine … nicht nach unserem Ritus.«
»Doch. Sie hat sich kurz zuvor taufen lassen.«
»Nur für dich?«, fragte Alexander erstaunt und bewundernd zugleich.
»Nur für mich.«
»Ich freue mich für dich, lieber Cousin, ganz ehrlich! Wann kann ich denn diese bezaubernde Dame kennenlernen und ihr meine Glückwünsche aussprechen?«
Munros Miene verdüsterte sich erneut.
»Ja … Wahrscheinlich solltest du sie irgendwann treffen … Und du bist dir ganz sicher, dass du nicht wegen Mikwanikwe hierher zurückgekehrt bist?«
»Nein, ich wollte Lebensmittel kaufen. Und außerdem ist da jetzt Tsorihia …«
»Tsorihia? Wer ist das?«, erkundigte sich sein Cousin, der mit einem Mal wieder aufgeräumter wirkte.
»Eine Huronin, die ich bei den Tsonnon … touan …«
Alexander unterbrach sich. Ein Gedanke bahnte sich seinen Weg in seinen Kopf und wurde rasch zur Gewissheit: Mikwanikwe … und Munro? Mit offenem Mund ließ er sich auf seinen Stuhl fallen. Mikwanikwe und Munro waren verheiratet? Er schüttelte den Kopf und spürte, wie ihm bei der Erinnerung an die zwei wilden Nächte, die er mit der schönen Ojibwa-Frau verbracht hatte, das Blut in die Wangen stieg.
»Du und… Mikwanikwe?«
»Ich weiß, dass dir das lächerlich vorkommen muss«, erklärte sein Cousin und setzte sich ihm gegenüber hin. »Ich hatte auch gar nicht vor, sie zu verführen, aber… nun ja, wir hatten gerade die Nachricht von deinem Tod erhalten. Ich wusste, dass sie auf dich wartete und wollte sie trösten … Dann kam eines zum anderen. Was soll ich noch sagen?«
»Du wolltest sie trösten?«
Alexander hatte fast gebrüllt und beugte sich zu seinem Cousin hinüber, der instinktiv zurückwich. Dann hatte er sich wieder im Griff.
»Entschuldige … Ich habe kein Recht, so auf dich loszugehen. Es ist ja wahr, in euren Augen war ich tot. Zumindest …«
»Man hat es uns so gesagt, Alas.«
»Ja, natürlich.«
Alexander rieb sich die müden Augen und versuchte sich zu beruhigen, indem er sich auf seinen Atem konzentrierte. Sie haben mich schließlich für tot gehalten! , sagte er sich ein ums andere Mal. Trotzdem konnte er das Gefühl, betrogen worden zu sein, nicht vollständig abschütteln. Er hatte zwei Nächte mit Mikwanikwe verbracht und war dann in der Absicht abgereist, erst achtzehn Monate später zurückzukommen. Und er fragte sich, ob die schöne Ojibwa-Frau für ihn auch zum katholischen Glauben übergetreten wäre … Vielleicht war es ja besser so. Wenn Munro sie wirklich liebte und sie…
»Ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte, verstehst du?«
»Mach dir keine Gedanken«, gab Alexander zurück und sah auf. »Das ist nur die Überraschung. Wird schon vergehen.«
»Ich habe mir gesagt, nach zwei Nächten könntest du sie unmöglich wirklich lieben. Es ist ja nicht, als hätte ich Isabelle geheiratet.«
»Ja, Munro. Alles in Ordnung, bestimmt!«
»Ihr Taufname ist Angélique. Hübsch, nicht wahr?«
»Angélique Mikwanikwe … Angélique, die Federfrau … Wie lange seid ihr schon verheiratet?«
»Drei Monate.«
Alexander fand, dass sie eine angemessene Trauerzeit eingehalten hatten. Lächelnd nickte er.
»Weiß sie, dass ich lebe und hier bin?«
»Ähem … ja. Die Nachricht hat sie erschüttert.«
Alexander vermochte ein zynisches Auflachen nicht zu unterdrücken. Sofort entschuldigte er sich.
»Komm mit zu uns, Cousin. Wir haben ein Bett für dich, und für deinen Freund auch.«
Munro und Mikwanikwe lebten in einer alten, vielfach ausgebesserten Hütte, die sie aber zumindest für sich allein hatten. Mit einem Mal fühlte Alexander sich von dem Gedanken abgestoßen, in einem Raum mit dem Paar zu nächtigen. Eine äußerst peinliche Situation. Otemin begrüßte ihn als Erste. Dann nahm er den tröstlichen Duft des sagamité wahr, das in der Glut bis zum nächsten Morgen vor sich hin köcheln würde.
Als er sie endlich sah, wurde ihm das Herz schwer. Sie schaute ihn einen Moment lang mit halb geöffneten,
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