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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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zitternden Lippen an und lächelte dann verhalten. Wie sollte er sie ansehen, ohne sich zu erinnern? Ganz offensichtlich gab es nichts zu sagen. Sie trat auf ihn zu und strich zuerst über seinen Wangenknochen und dann über die lange, rosige Narbe unter seinem Kinn. Wie hätte er nicht erneut die Empfindungen spüren können, die ihm dieser Mund bereitet hatte?
    »Boozhoo .«
    »Guten Tag, Mikwanikwe.«
    Er wollte lächeln und brachte es nicht fertig. Sie trat wieder zu Munro, der ihr demonstrativ den Arm um die Taille legte. Sie ist meine Frau. Nun gut, dann sollte es eben so sein. Sei glücklich, Munro , sagte das Lächeln, das er sich endlich abrang.
     
    »In weniger als einer Stunde wird alles verladen sein.«
    Alexander riss den Blick von Mikwanikwe los, fuhr herum und sah seinem Cousin entgegen, der gut gelaunt auf ihn zukam.
    »Mathias schirrt gerade die Hunde an. Ich würde gern mit dir sprechen, Alexander.«
    Munro schaute kurz zu seiner Frau und zog seinen Cousin dann zum Haus. Es herrschte strahlender Sonnenschein, und langsam erwachte die Natur wieder zum Leben. Ein Schwarm Meisen und das Ferkel, das Otemin jagte, veranstalteten einen fröhlichen Radau. Alexander setzte sich auf die Bank und sah seinen Cousin aufmerksam an.
    »Ja.«
    »Ich bin glücklich, Alas. Mit Mikwanikwe und Otemin. Und ich freue mich sehr darüber, dass du noch lebst … Das ist mehr, als ich mir je erhofft habe.«
    Tief bewegt legte Munro die Hand auf sein Herz, als müsse er um Beherrschung ringen.
    »Ich freue mich auch. Um nichts in der Welt würde ich dein Glück zerstören.«
    Munro nickte. Er hatte verstanden, was Alexander ausdrücken wollte.
    »Ich hoffe nur, dass diese merkwürdige Situation uns nicht auseinanderbringt«, stieß er nach kurzem Zögern hervor.
    »Keine Sorge, ich werde mich schon daran gewöhnen.«
    »Das ist mir ernst, Alas. Wie du weißt … läuft mein Vertrag in ein paar Monaten aus, und ich habe nicht vor, ihn zu erneuern. Tatsächlich … habe ich überlegt, ob wir beide möglicherweise … na ja, du weißt schon! Du bist Waldläufer und jagst Pelztiere. Ich verstehe mich gut auf das Fallenbauen und bringe es fertig, ganz annehmbaren Alkohol zu destillieren. Könntest du vielleicht meine Dienste gebrauchen? Zusammen könnten wir …«
    »Du meinst, wir sollten uns zusammentun?«
    »Nun … ja!«
    Das Ferkel flitzte zwischen Munros Beinen hindurch, und Otemin rannte lachend gegen ihn.
    »Also! Ist das eine Art, seinen Vater zu behandeln?«, brummte er und setzte eine vorwurfsvolle Miene auf.
    »Sie nennt dich Vater ?«, fragte Alexander und versuchte seine aufgewühlte Miene hinter der vorgehaltenen Hand zu verbergen.
    »Ja. Ich habe sie nicht darum gebeten. Das kam von ganz allein. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn ein Kind dich Papa ruft. Ich weiß ja, dass sie nicht wirklich meine Tochter ist, aber für mich ist sie es. Sie ist niedlich, nicht wahr? Wir sollten ihr noch ein Geschwisterchen schenken.«
    »Ja«, murmelte Alexander. Sein Herz war schwer.
    Zärtlich sah er dem kleinen Mädchen nach, das jetzt die Hühner scheuchte. Mit gebieterischer Stimme beendete Mikwanikwe die wilde Jagd und ging mit ihrer Tochter zur Kirche, in die Morgenmesse.
    Alexander sagte sich, dass die beiden seine Familie hätten sein können. Davon hatte er nach den zwei Liebesnächten mit der schönen Ojibwa-Frau geträumt. Jetzt schmerzte ihn diese Erinnerung furchtbar. Wieder einmal hatte ihm das Schicksal den Rücken gewandt. Doch dann tröstete ihn der Gedanke, ein Kind mit Tsorihia zu zeugen. Er wandte sich wieder seinem Cousin zu.
    »Also, was hältst du von meinem Angebot, Alas?«
    »Ich komme in einem Monat zurück, damit du deinen Vertrag unterschreibst, ehe du es dir womöglich anders überlegst!«, erklärte Alexander und stand auf, da er Mathias auf sie zukommen sah.
    Die beiden Cousins sahen einander einen Moment lang an und umarmten sich dann fest.
    »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie gut es tut, dich zurückzuhaben.«
    »Doch, Munro. Ich glaube, das kann ich mir vorstellen.«

9
Der Wind dreht sich
    »Gaaaby! Komm, wir müssen fahren!«, rief Isabelle und reichte Basile ihren letzten Korb, der ihn auf den Sitz der Kutsche stellte. »Komm schon, Gabriel, beeil dich! Ich komme zu spät. Wo kann er denn bloß stecken? Marie!«
    Das junge Mädchen, das einen Stapel Kleidungsstücke über dem Arm trug, trat auf seine Herrin zu.
    »Hast du Gabriel gesehen? Ich rufe schon

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