Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie
lächelte.
»Nun … was?«
»Na ja … Du wirst doch nicht einfach wieder aufbrechen, oder? Wir haben uns gerade erst wiedergefunden, und …«
»Ja … Solomon hat mich an den Vertrag erinnert, den ich unterschrieben habe. Ich weiß … ich habe mich verpflichtet. Aber… unter Berücksichtigung von allem, was ich erlebt habe, war er der Ansicht, ich hätte meinen Teil getan. Er hat mir vorgeschlagen, den Vertrag aufzulösen, wenn ich wollte.«
»Und?«
»Ich habe mir meinen Lohn auszahlen lassen.«
Mit einem Mal wirkte Munro betrübt.
»Verstehe … Was hast du vor?«
»Nachdem ich Vorräte eingekauft habe, kehre ich mit Mathias in unser Lager zurück.«
Plötzlich musste Alexander an die schöne Ojibwa-Frau denken. Bis jetzt war er so beschäftigt gewesen, dass er sie ganz vergessen hatte. Ob sie noch auf ihn wartete? Er schlug die Beine übereinander und beobachtete Munro, der nervös mit den Fingern auf den Tisch trommelte und ihn mit eigenartiger Miene ansah.
»Übrigens … wie geht es Mikwanikwe?«
»Gut.«
»Und ihren Kindern?«
»Otemin geht es gut«, antwortete sein Cousin und schlug die Augen nieder. »Sie ist groß geworden, seit…«
»Und das Kleine? Mikwanikwe war schwanger, als ich aufgebrochen bin …«
»Es … ist tot.«
»Oh, das tut mir … also …«
»Mach dir keine Gedanken, Alas. Es war eine Fehlgeburt, verstehst du? So etwas kommt vor.«
Munro, der nervös wirkte, stand auf und tat ein paar Schritte durch den Raum. Er sah zu Mathias, der auf einer Bank schlief, und kehrte dann zu Alexander zurück. Etwas schien ihn umzutreiben. Er wollte etwas sagen, zögerte aber.
»Bist du ihretwegen zurückgekehrt, oder…?«, fragte er schließlich.
»Ähem … um die Wahrheit zu sagen …«
Die Frage hatte Alexander überrumpelt, und er fühlte sich jetzt genauso unwohl wie sein Cousin. Er nahm seinen Mut zusammen und entschied sich, ohne Umschweife zu antworten.
»Ehrlich gesagt nicht.«
»Nicht? Du bist nicht ihretwegen zurückgekommen?«
»Du hast mich schon richtig verstanden.«
Munro stieß einen Seufzer aus und ließ sich schwer auf die Bank fallen, die anklagend knarrte. Dann wischte er sich den Schweiß von der Stirn und lächelte schwach.
»Gut. So ist es besser.«
»Ach ja? Hat sie einen Mann gefunden, der für sie sorgt? So etwas dachte ich mir schon …«
»Ja, mehr oder weniger …«
Alexander runzelte die Stirn.
»Was hast du denn jetzt, Munro? Dachtest du, dass ich jetzt empört bin? Meine Güte! Soweit ich weiß, habe ich ihr nie irgendetwas versprochen. Ich habe nur zwei Nächte mit ihr verbracht. Ziemlich wilde Nächte, zugestanden«, setzte er lachend hinzu, »aber …«
»Ich weiß.« Munro wickelte eine Haarsträhne um seinen Zeigefinger. Als er klein gewesen war, hatte seine Mutter Frances ihm sein schönes Haar abgeschnitten, um ihm diese Unart abzugewöhnen. Seitdem hatte er den kurzen Haarschnitt beibehalten, bis er als Voyageur in die Dienste von van der Meer und Solomon getreten war. Langes Haar war ein guter Schutz vor den Mückenschwärmen.
»Munro, ich habe den eigenartigen Eindruck, dass du mir seit einiger Zeit etwas sagen willst. Oder schaust du nur so verkniffen drein, weil du morgens keinen Haferbrei mehr isst und dich deswegen die Gedärme quälen?«
»Mach dir keine Sorgen um mich, Alexander, das ist es nicht.«
»Dann bin ich ja beruhigt. Und was ist es dann?«
»Ähem … Nun ja …«
Munro holte tief Luft, leerte seinen Becher und rülpste laut. Dann verzog er den Mund zu einem betretenen Lächeln.
»Ich bin jetzt verheiratet.«
Einen Moment lang saß Alexander mit offenem Mund da, dann brach er in schallendes Gelächter aus.
»Verheiratet? Du, Munro? Nicht möglich… Ha, ha, ha!«
Ein wenig gekränkt und sehr gereizt erhob sich Munro und nahm seine Wanderung wieder auf. Als sein Cousin sich beruhigt hatte, trat er entschlossen vor ihn hin.
»Es stimmt, Alas. Ich bin verheiratet.«
»Sicher«, lachte Alexander weiter, »mit einer Indianerin … Man weiß ja, was für eine Art von Ehe das ist. Das kann ich natürlich verstehen!«
»Nein, Cousin, so ist das nicht. Ich bin richtig verheiratet, vor Gott und den Menschen, bis der Tod uns scheidet. Du kennst doch die Formel, oder?«
Schmerzliche Erinnerungen überfielen Alexander, und er wurde ernst und räusperte sich.
»Ja … hmmm. Tut mir leid … Vergib mir, ich wollte dir nicht zu nahe treten. Es ist nur … damit hätte ich nicht gerechnet.
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