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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Basile angespannt hatte, und verabschiedete sich von Louisette. Die Dienstmagd hatte Tränen in den Augen. Sie war aufrichtig bestürzt darüber, dass ihre Herrin mit diesem großen Grobian mit dem starken Akzent wegfuhr, der eher einem Eingeborenen ähnelte als dem Gentleman, den sie sich vorgestellt hatte. Dabei hatte sie geglaubt, alle englischen Messieurs aus Montréal seien feine Herren. Isabelle, die mit einem Mal selbst Trost hätte gebrauchen können, versuchte sie so gut sie konnte zu beruhigen.
    »Ich schreibe euch, sobald wir uns eingerichtet haben, Louisette. Dann teile ich euch auch unsere Adresse mit, an die Monsieur Guillot mir die Post nachschicken soll.«
    Die Dienerin, deren Gesicht staubverschmiert war, lächelte zaghaft.
    »Ja, Madame …«
    Dann warf sie einem der Indianer, der sie beäugte, einen unsicheren Blick zu und beugte sich zu ihrer Herrin hinüber.
    »Seid Ihr sicher, dass alles gut gehen wird?«, flüsterte sie ihr zu. »Mir kommt es vor… also … ich bin mir nicht ganz sicher… Das kommt alles so plötzlich. Verzeiht, wenn ich Euch zu nahe trete, aber… dieser Mann, mit dem Ihr fortgeht, wirkt auf mich nicht sehr vertrauenswürdig.«
    Nicht weit entfernt versuchte Gabriel unter dem wachsamen Blick seines Vaters auf einen der Ochsen zu klettern, die das Gefährt zogen.
    »Mach dir keine Sorgen, Louisette. Ich glaube, diese … Luftveränderung wird Gabriel sehr guttun. Er muss auf andere Gedanken kommen!«
    Die Reise begann nicht unter den besten Vorzeichen. Zunächst war die schwierige Wahl zwischen den Kisten zu treffen gewesen, die mitgenommen und die zurückgelassen werden sollten. Außerdem war der Himmel verhangen und die Luft schwer und feucht. Es war sehr heiß, und allen klebten die Kleider auf der Haut. Isabelle war erschöpft. Das Herz schwer von dunklen Vorahnungen, ließ sie sich auf den Sitz der Kutsche fallen, die sich in Bewegung setzte. Etwas Trost schenkte ihr nur der Gedanke, dass sie sich durchgesetzt hatte und Gabriel den Weg nicht auf dem Rücken eines Ochsen zurücklegen würde.
    Unterwegs fühlte Isabelle, die in der Berline hin- und hergeschüttelt wurde, sich keineswegs beruhigt, als sie den Kirchturm von Lachine erblickte. Sie fuhren in Richtung Westen am Fluss entlang, was sie verwirrte, denn das schien ihr die falsche Richtung zu sein. Aber richtig erschrak sie erst, als sie von der Straße abfuhren: Da lagen am Flussufer zwei gewaltige Kanus, umgeben von einer Handvoll weiterer halbnackter Algonquin, die nur in Lendenschurze gekleidet waren. Kaum hatten die Wagen angehalten, kam eine Frau mit bronzefarbener Haut und langen pechschwarzen Zöpfen, die von einem kleinen Mädchen begleitet wurde, auf sie zu. Sie trug eine halblange Jacke aus dunklem, braun gestreiftem Stoff, die sie sicher hatte weiter machen müssen, um ihren runden Bauch unterzubringen, und dazu Hemd und Rock aus Leder, die mit schreiend bunten Motiven bestickt waren.
    »Guten Tag, Mikwanikwe.«
    Während Alexander auf die beiden zuging, fühlte Isabelle, wie sich schwarze Augen neugierig auf sie richteten. Wer war diese Frau? Die Ehegattin eines der Eingeborenen, die bei ihrem Umzug helfen sollten? Die dunklen Augen, die kalt blitzten, wenn sie Isabelle ansah, erfüllten sich mit einer verstörenden Wärme, als sie jetzt Alexander anschaute. Isabelle verspürte ein unangenehmes Gefühl in der Magengrube. Sie hatte den Eindruck, dass man sie ansah, wie man ein neues Hausmädchen daraufhin mustert, ob sie vielleicht den Ehemann verführen wird. Dieser Empfang wirkte wie eine Ohrfeige auf sie. Sie konnte nicht anders; sie musste das kleine Mädchen beobachten, um Ähnlichkeiten mit …
    Der Wagenschlag wurde geöffnet und riss sie aus ihren Überlegungen. Ernst stand Alexander vor ihr. Er ließ ihr nicht einmal Zeit zu protestieren.
    »Was machst du denn, Isabelle? Willst du etwa warten, bis es regnet? Wir dürfen keine Minute verlieren!«
    Gabriel, dem all diese Eingeborenen nicht die geringste Angst einjagten, sprang aus der Berline und stieß Freudenschreie aus. Alexander, der Isabelles besorgte Miene sah, hatte das Bedürfnis, sie in ihrer Entscheidung zu bestätigen.
    »Ihm scheint das Abenteuer zu gefallen.«
    Isabelle saß mit offenem Mund da. Mit ihren runden Augen ähnelte sie einem Karpfen, der außerhalb seiner angestammten Umgebung erstickte. Alexander nahm ihre Hand, die auf ihrem Knie lag und den schwarzen Stoff ihres Rocks knetete.
    »Ist… es noch weit?«
    »Nein, nur

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