Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie
Und genauso sollte es für dich sein, Isabelle.«
»Nein!«
Sie fasste seine Hand fester und zog ihn unerwartet heftig an sich. Er fiel auf sie und erdrückte sie fast mit seinem Gewicht. So blieben sie reglos liegen und kosteten die Berührung und die Wärme des anderen aus.
»Nein«, wiederholte sie sanfter. »Wir können nicht einfach da weitermachen, wo wir in Québec waren, als man uns getrennt hat, Alex. Die Liebe, die wir damals füreinander empfunden haben, existiert nicht mehr, verstehst du das denn nicht?«
»Sag so etwas nicht«, stöhnte Alexander und suchte in ihren Augen nach dem Spiegelbild des Mondes.
»Diese Liebe ist nicht mehr. Wir sind nicht mehr dieselben Menschen. Unsere Erlebnisse haben uns verändert, Alex, alle beide. Dagegen sind wir machtlos.«
»Gabriel vereint uns in alle Ewigkeit, Isabelle, das kannst du nicht leugnen.«
»Das ist wahr.«
Er näherte seine Lippen ihrem Mund und sog ihren Atem ein. Dann ergab er sich dem Begehren, das ihn ergriff, und begann sie zu streicheln. Doch sie geriet in Panik und zappelte, um ihm zu entrinnen.
»Nein! Zuerst müssen wir einander wiederfinden, Alex … Und so wird uns das nicht gelingen, das kann ich dir versichern.«
»Das ist lächerlich, Isabelle. Erinnere dich doch an das, was wir erlebt haben.«
»Ich werde es nie vergessen! Aber trotzdem ist das sehr lange her. Ich war so schrecklich jung und naiv … Ach, Alex! Ich versuche dir doch nur zu erklären, dass wir trotz allem, was uns vereint, von vorn anfangen müssen. Verstehst du? Wir müssen ein neues Fundament erbauen, stark und wahrhaftig. Das wacklige Gerüst unserer Erinnerungen wird nicht einmal dem ersten Sturm standhalten.«
»Was erwartest du also von mir? Um dich glücklich zu machen, bin ich zu allem bereit!«
»Ich will nichts, was man mit Geld kaufen kann. Was ich will … Alex … Ich hege Gefühle für dich, aber … ich bin mir nicht mehr sicher, was ich empfinde. Es unterscheidet sich jedenfalls von dem, was ich damals in Québec für dich gefühlt habe. Ich begehre dich schon, oh ja! Aber Begehren und Liebe sind zwei verschiedene …«
»Dinna say nothing, Iseabail. Dinna …« Sag nichts, Isabelle. Nicht…
»Nein, lass mich weitersprechen! Begehren ist nicht alles! Es gibt auch Vertrauen und …«
»Warum warst du dann bereit, mit mir fortzugehen?«, knurrte er und richtete sich auf.
»Um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht genau. Sicherlich, weil ich ein wenig von dem wiederfinden wollte, was wir erlebt haben und was man uns weggenommen hat. Auch um Gabriels willen. Und was ihn angeht, weiß ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe: Er ist glücklich. Aber das mit uns beiden ist ein wenig komplizierter. Mir ist klar, dass Québec lange her ist, zu lange. Ich kann dich nicht mehr so lieben wie damals, Alexander, verstehst du das? Die Liebe verändert sich, wie alles andere auf der Welt. Aber ich möchte dich trotz allem lieben. Bring mein Herz zum Pochen und schenke ihm Flügel.«
»Und wie? Ich bin nun einmal so, wie ich bin, Isabelle. Was soll ich denn tun? Mich in einen Liebesgott verwandeln, der mit Pfeil und Bogen hinter dir herläuft? Mo chreach! «
»Warum nicht?«
Er musterte sie, um herauszufinden, ob sie ihre Worte spöttisch oder zynisch gemeint hatte. Sie richtete sich auf die Knie auf, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte, und fuhr fort.
»Ja, warum nicht? Verführe mich, gewinne mein Herz, so wie in Québec!«
Ungläubig starrte Alexander sie an. Er hatte beinahe Lust, laut zu lachen.
»Soll ich dir etwa den Hof machen?! Möchtest du, dass ich dich mit Gürkchen und Konfitüre füttere?«
»Auf gewisse Weise schon.«
»Aber das ist albern! Wir sind nicht mehr in Québec, Isabelle! Picknicks, Spaziergänge am Flussufer … all das ist vorbei! Herrgott, du hast meinen Sohn zur Welt gebracht! Wir haben …«
»Es gibt nicht nur Picknicks und Gürkchen …«
»Was willst du dann, Blumen, Liebesbriefe? Ein Ständchen im Mondschein vielleicht? Bedaure, aber zu so etwas fehlt mir die Begabung.«
»Nein!«
»Ja, was denn?«
»Dich! Ich will Alasdair Macdonald. Den Mann, den ich kurz vor der Kapitulation Neu-Frankreichs kennengelernt habe und der seither in diesem gequälten Körper schlummert. Alex, du bist nicht mehr derselbe Mensch. Du bist bitter geworden … Über eine Grimasse von Gabriel kannst du lachen, bis dir die Tränen kommen, und im nächsten Moment verdüstert sich deine Miene, und du gehst
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