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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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erfrischen.«
    In Wahrheit war er verschwunden, um ihnen beiden die Verlegenheit zu ersparen, einander eine gute Nacht zu wünschen, wenn sie zurückkam. Obwohl der Tag so gut verlaufen war, hatte er bezweifelt, dass sie ihn noch einmal in ihr Bett eingeladen hätte, nicht einmal, um keusch neben ihr zu nächtigen. Doch er wollte die versöhnliche Stimmung, die im Moment zwischen ihnen herrschte, nicht zerstören, und enthielt sich jeder zusätzlichen Erklärung. Lieber lenkte er das Gespräch darauf, dass Stewart und Francis Marie ganz offen den Hof machten und Munro seinem neugeborenen Sohn keinen Moment von der Seite wich.
    Schließlich verstummten sie, und das von unheimlichen Geräuschen erfüllte Schweigen der Wälder hüllte sie ein. Eine Bewegung im Gras ließ Isabelle zusammenfahren, sodass sie hastig die Beine unter den Körper zog. Eine fette Kröte tauchte auf und flüchtete sogleich ins taufeuchte Unterholz. Sie brachen in Gelächter aus. Einen Augenblick lang sah Alexander wieder die Frau vor sich, die er in Québec gekannt hatte.
    Während des Festes hatte er zugesehen, wie sie mit Appetit gegessen und getrunken und begeistert getanzt und gesungen hatte. Er hatte gehört, wie sie zusammen mit den anderen lachte, und festgestellt, dass Isabelle immer noch so begierig auf das Leben war und sich daran erfreute. Diese Haltung spiegelte sich auch in ihren sinnlichen Bewegungen, den anmutigen Tanzschritten, dem erotischen Hüftschwung und dem leichten Gang … Wenn sie in einen Apfel biss, die Augen schloss, um den Geschmack auszukosten und sich die Lippen abschleckte, um nur ja nichts von dem Saft zu verlieren, wünschte man sich, an der Stelle der Frucht zu sein.
    Er sah zu, wie sie den feinen Batiststoff ihres Nachthemdes auf ihren Schenkeln glattstrich und eine ihrer goldenen Haarsträhnen ergriff, um sie nervös um die Zeigefinger zu wickeln. Ungeschminkt, mit ihren müden Zügen, ihrem verknitterten Hemd und dem zu Berge stehenden Haar ähnelte Isabelle kaum noch der Dame aus der guten Gesellschaft, die sie war. Doch er fand sie so unendlich viel schöner. Sein Herz zog sich zusammen, und er fühlte sich vollkommen verzaubert. Sie war eine leannan-sìth , eine verführerische Fee.
    »Du bist so schön, wenn du glücklich bist…«, flüsterte er. »Du bist auch nicht übel!«, gab sie zurück und lachte, um ihre Verlegenheit zu überspielen.
    Sie neigte den Kopf und musterte ihn jetzt ebenfalls. Der Mondschein erhellte die eine Hälfte seines Gesichts, während die andere im Schatten lag. Seine Züge waren gereift und wirkten kantiger. Wie eine Göttergestalt der Wilden, dachte sie und betrachtete die Linie der gebrochenen Nase, die sie zu schätzen gelernt hatte. Im Laufe der Jahre war sein Blick eindringlicher geworden. Durch sein hartes Leben hatte sich seine Muskulatur entwickelt. Es war ihr sogar, als habe sich der arrogant wirkende Schwung seiner Lippen verstärkt. Aber wenn er sie anlächelte … Wie konnte eine Frau diesem Lächeln widerstehen? Sie spürte, wie Bitterkeit in ihr aufstieg und wandte sich schroff ab, damit er es nicht sah. Genau, wie viele Frauen hatten ihm wohl nicht widerstehen können?
    Alexander, der neben ihr saß und sie in ihrem dünnen Hemd ansah, beschäftigte sich mit ähnlichen Gedanken. Das Nachthemd ließ ihre Brüste ahnen, die durch Mutterschaft und Alter schwerer geworden waren. Er konnte sich leicht vorstellen, wie Pierre Larues Blicke auf ihnen geruht und seine Hände die samtigen, reifen Früchte betastet hatten, wie sein Mund lüstern hineingebissen hatte. Er konnte erraten, in welche Erregung sie ihn versetzt hatte… genau wie bei diesem anderen Mann, den er am Abend nach dem Tod ihres Mannes bei ihr gesehen hatte. Er fragte sich, ob sie diese Gefühle erwidert hatte. Gewiss hatte sie unter anderen Küssen als den seinen geseufzt, bei anderen Liebkosungen als seinen vor Lust geschrien …
    Um die Eifersucht abzuschütteln, die ihn ergriffen hatte und zu überwältigen drohte, sah er zum Himmel auf. Er konzentrierte sich auf das herrliche Sternenzelt, um seinen Geist zur Ruhe zu bringen. Doch trotz seiner Mühe gelang es ihm nicht, die Bilder von Isabelle, die in fremden Armen lag, zu verscheuchen, diesen alten Groll, den zu vergessen er sich geschworen hatte.
    Isabelle hob die Arme, um ihr Haar im Nacken zusammenzufassen, wobei sich ihre Brust wölbte und den dünnen Stoff ihres Hemdes straffte. Mit Alexanders guten Vorsätzen war es vorüber.
    »Hast du

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