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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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gegenüber ihrem Verhalten, das ihrer gesellschaftlichen Stellung unwürdig sei , zu sein, und hoffe auf ihre Rückkehr, sobald das Wetter dies erlaube. Isabelle lächelte: Was der Mann wohl für ein Gesicht ziehen würde, wenn er ihren dicken Bauch sähe?
    Isabelle legte den Brief des Notars beiseite und nahm die beiden Schreiben von ihrer Cousine zur Hand. In dem ersten berichtete Madeleine einfach das Neueste aus Québec und kündigte ihr für den August teilnahmsvoll ihren Besuch an. Ihr Dienstherr, Monsieur Audet, hatte ihr zwei Wochen Sonderurlaub gewährt, und sie wollte nach Montréal kommen, um sie nach Pierres Tod moralisch zu unterstützen. Der zweite Brief war in einem vollständig anderen Ton gehalten.
     
    Nachdem ich auf meinen letzten Brief keine Antwort erhalten hatte und sehr besorgt war, habe ich deinen Bruder Louis über dein langes Schweigen in Kenntnis gesetzt. Er hat die Bäckerei in der Obhut seines ältesten Sohnes gelassen und die Reise nach Montréal angetreten – nur um vor einem abgeschlossenen Haus zu stehen. Der Notar Guillot, den er getroffen hat, gab zu, nicht genau zu wissen, wo du dich aufhältst. Ich beschwöre dich, Isa, antworte auf diesen Brief! Du musst verstehen, dass dein Verschwinden uns aufs Höchste beunruhigt. Louisette behauptet, du seiest mit einem Cousin abgereist und erklärt, der Mann habe wie ein Wilder ausgesehen, aber blaue Augen wie Gabriel gehabt. Hast du eigentlich den Verstand verloren, Isa? Ist dir klar, dass du den armen kleinen Gabriel mit ins Unglück stürzt, indem du mit dem erstbesten Fremden, der Alexander ähnlich sieht, durchbrennst? Ich ersticke fast vor Zorn und Enttäuschung, und ich verlange eine Erklärung.
     
    »Deine Cousine Madeleine Gosselin«, murmelte Isabelle und biss sich auf die Lippen.
    Voller Gewissensbisse knüllte sie das Blatt zusammen. Sie hätte ihrer Cousine schon lange schreiben und ihr erklären sollen, wie sich alles verhielt. Außer der kurzen Mitteilung über ihre vorübergehende Abwesenheit an ihrem Abreisetag hatte sie Madeleine keinerlei Nachrichten zukommen lassen. Da war es keine Entschuldigung, sich damit herauszureden, dass die Tinte im Tintenfass gefroren war … Madeleine hatte Besseres verdient.
    Laute Stimmen rissen sie aus ihren Überlegungen. Sie schaute zu Lavigueur: Der Mann hatte seine Pfeife angezündet und sich bequem auf der Bank ausgestreckt. Was für ein Rüpel!, dachte sie. Die dampfende Teekanne stand immer noch genau an derselben Stelle, an der sie sie auf den Tisch gestellt hatte.
    Absätze trampelten über die Vortreppe, und dann wurde die Tür aufgerissen. Gabriel stürmte, dicht gefolgt von Otemin, herein. Géraldine begann zu quieken, trippelte herum und warf dabei Körbe und einen Schemel um.
    »Willst du wohl die Tür schließen, Gabriel!«, rief Isabelle und steckte die Briefe in ihre Rocktasche.
    »Schau mal, Mama! Ein kleiner Waschbär! Kann ich ihn behalten? Ja? Sieh doch, er ist ganz winzig!«
    Ein Pelzknäuel bewegte sich zwischen den Fausthandschuhen des kleinen Jungen, der aufgeregt auf der Stelle hüpfte.
    »Hör auf, so herumzuzappeln, Gaby! Sonst erschreckst du das Tier noch, und es könnte dich beißen!«
    Als er den Fremden entdeckte, der sich auf der Bank hochgesetzt hatte und ihn ansah, erstarrte der Kleine.
    »Wo hast du es denn gefunden, mein Junge?«
    Lavigueur blies einen Rauchring zur Decke, stand dann auf und trat auf Gabriel zu. Er kauerte nieder, um das Tier zu betrachten, das an dem Fell der kleinen Fäustlinge schnüffelte.
    »Es lag am Fuß eines Baumes im Schnee. Ganz allein. Ich dachte, es würde erfrieren, wenn ich es dort lasse.«
    »Es hat Glück, dass du es gefunden hast, bevor ein Luchs oder ein Fuchs gekommen ist. Dein racoune ist possierlich und noch ziemlich jung. Bestimmt ist seine Mutter in eine Falle gegangen, und es ist ganz allein aus seinem Bau gekommen. Du wirst ihm zu essen geben und es entwöhnen müssen, sonst stirbt es.«
    »Ich zeige dir, wie das geht«, schaltete sich Isabelle ein und schob ihren Sohn auf die Tür zu. »Haben wir nicht eine Hündin, die kürzlich geworfen hat?«
    »Ja, Lourag! Francis hat sie und ihre Welpen bei sich untergebracht, unter seinem Bett.«
    »Hmmm … vielleicht wäre sie ja bereit, deinen neuen Freund anzunehmen. Lauf doch einmal hinüber. Ist Francis schon vom Holzschlagen zurück?«
    »Ich suche ihn!«, erbot sich Otemin und rannte schon nach draußen.
    »Warte auf mich! Ich kann mit meinem Waschbären nicht

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