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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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schlief, gab. Gleichzeitig hatte ihr Französisch große Fortschritte gemacht, während ihre Freundin einige Worte Algonquin gelernt hatte.
    Isabelle lief ein Schauer über die Schultern, und sie zog ihr Cape, das sie über ihrem Leib nicht mehr schließen konnte, so gut sie konnte zusammen. Das Letzte, was sie gebrauchen konnte, wäre, sich an Maries üblem Schnupfen anzustecken. Alexander hatte ihr zwar empfohlen, sich so weit wie möglich von der Kranken fernzuhalten, aber trotzdem beschloss sie, ins Warme zu gehen. Wenn Marie sie nicht mit ihrer Krankheit ansteckte, dann würde sie sich bestimmt hier erkälten, wo sie mit den Füßen im eisigen Schlamm stand. Ehe sie ging, lächelte sie Mikwanikwe zu, die soeben einen Behälter mit eingekochtem Baumsaft in einen Krug leerte.
    »Ich gehe ins Haus und koche Marie einen Kräutertee gegen ihren Husten.«
    »Das hier wird Marie helfen …«
    Mikwanikwe griff in die Tasche, die sie immer mit sich trug, und zog ein Säckchen hervor, das sie Isabelle reichte.
    »Zum Trinken.«
    »Danke … Miigwech , Mikwanikwe.«
    Isabelle war gerührt. Während die Ojibwa-Frau lächelnd ihre Aufmerksamkeit erneut auf den köchelnden Sirup richtete, ging sie hinaus. Ihre Mokassins versanken im Schlamm, und sie geriet aus dem Gleichgewicht. Schimpfend legte sie eine Pause ein, um zu Atem zu kommen. Die Wolken waren grau und hingen tief. Es war, als wolle der Himmel die Landschaft erdrücken.
    »Was für ein elendes Land!«, stieß sie zwischen den Zähnen hervor, als ihr ein paar Tropfen auf die Nase fielen. »Ich schwöre, im kommenden Winter werde ich nicht mehr …«
    »Madame Larue?«
    »Ah! Heiliger Himmel!«
    Eine kräftige Hand fing sie auf und hinderte sie daran, in den Matsch zu fallen. Sie schaute auf und erstarrte, als sie in unstete graue Augen sah, die tief in einem ihr unbekannten, verschlagen wirkenden Gesicht lagen. Mit einem zweiten, verblüfften Schrei machte sie sich los und trat von dem Mann weg. Der Fremde roch … nein, er stank nach ranzigem Bärenfett, gekochtem Kohl und Urin.
    »Wer … wer seid Ihr?« »Léopold Ouellet, genannt Lavigueur«, antwortete der Unbekannte mit näselnder Stimme. »Ein Freund, Madame Larue.«
    Sie runzelte die Stirn.
    »Ein Freund? Aber ich kenne Euch nicht! Und außerdem, woher wisst Ihr, dass ich hier lebe? Außer Monsieur Guillot hat niemand eine Ahnung, wo ich bin.«
    »Ich komme aus der Mission von Deux-Montagnes«, erklärte Monsieur Ouellet nervös. »Ich glaube, Euer Gatte holt Eure Post an der Handelsstation ab …«
    Während er sprach, musterte er die Umgebung.
    »Er hat dort einige Freunde, die wissen, wo sein Land liegt. Ich habe mit einem gewissen Paul Anaouari gesprochen.«
    »Anaraoui«, verbesserte Isabelle ihn leicht gereizt. »Aber … was wollt Ihr von… meinem Mann?«
    Der Mann lächelte, wobei er schlechte Zähne enthüllte, und kramte in seiner ledernen Umhängetasche. Dann zog er ein Päckchen heraus, das er ihr reichte.
    »Eigentlich suche ich nicht nach Eurem Mann, sondern nach Euch, Madame. Dies hier ist für Euch beim Posten angekommen. Und da ich ohnehin in Richtung Westen unterwegs war, habe ich mich erboten, es Euch zu überbringen… Und gehofft, für meine Mühe mit einem Nachtlager und einer Mahlzeit entlohnt zu werden«, setzte er leiser hinzu.
    »Ein Nachtlager und eine Mahlzeit…«
    Isabelle sah auf das Päckchen hinunter und erkannte Jacques Guillots Schrift. Die Bemerkung »Eilpost« war in großen Buchstaben auf das feuchte Papier gekritzelt. Das Wasser hatte einen Teil ihres Namens verlaufen lassen, der aber immer noch leserlich war: Madame Isabelle Larue. Die schwarzen Buchstaben sprangen ihr ins Gesicht und ließen sie erzittern, denn sie erinnerten sie daran, dass sie in erster Linie Pierre Larues Witwe war. Unvermittelt wurde sie aus ihrer kleinen, abgeschlossenen Welt gerissen.
    »Ja … gut … für eine Nacht. Danke … ähem … Mein Mann müsste bald zurück sein.«
    Sie klemmte sich das kleine Päckchen unter den Arm, fasste sich und machte sich auf den Rückweg zur Hütte. Doch beinahe sofort wandte sie sich zu dem seltsamen Boten um, den sie einfach stehengelassen hatte.
    »Möchtet Ihr einen Tee, Monsieur Ouellet?«
    »Meine Freunde nennen mich Lavigueur, Madame. Danke, das wäre sehr freundlich. Mit einem Tröpfchen Rum, falls Ihr welchen habt.«
    »Mit Rum … ja, natürlich.«
    Im Inneren begrüßte sie Géraldine, das Schwein, das Alexander im Herbst vom

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