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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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so schnell laufen wie du!«
    »Euer Sohn?«, fragte Lavigueur hinter Isabelle. Sie fuhr herum.
    »Ja.«
    Der Mann nickte, und seine dunkelgrauen Augen folgten dem Kind, das durch den Schlamm rannte. Mit einem Mal fühlte Isabelle sich von diesem Fremden abgestoßen, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Ein Unglücksbote, dachte sie. Ein böser Geist, der gekommen war, um ihr gemütliches Nest ins Wanken zu bringen, damit sie herausfiel. Glühend hoffte sie, dass Alexander vor dem Dunkelwerden zurückkehrte, denn sie fürchtete instinktiv um Gabriels und ihre eigene Sicherheit.
    Sie wurde grob angerempelt und schaute nach unten: Géraldine hatte gesehen, dass die Tür offen stand, und stürzte freudig quiekend ins Freie. Das Tier schlidderte über die feuchten Bretter, rannte die Stufen hinunter und landete in dem schmutzigen Schnee.
    »Verflixt! Das Schwein ist ausgerückt!«
    Lavigueur nahm die Verfolgung auf. Mikwanikwe, Munro, Francis und die Kinder kamen, angezogen von dem Lärm, herbei und gesellten sich lachend zu ihm. Sie rutschten aus, fielen in den Schlamm und schrien vor Freude, als es ihnen gelang, das Tier in die Enge zu treiben. Aber die wendige Géraldine glitt ihnen durch die Finger wie ein Aal, wenn sie versuchten, sie festzuhalten. Nach einer halben Stunde stellten Lavigueur und Francis ihr auf Munros Vorschlag hin an der Ecke der Zuckerhütte mit einem Fischernetz eine Falle, fingen das arme Tier ein und brachten es zurück in die Hütte.
    »Das wirst du mir noch büßen!«, schimpfte Isabelle und verpasste dem Tier mit dem Geschirrtuch ein paar Schläge aufs Hinterteil. »Bald haben wir Ostern, und du wirst auch noch ruhiger werden, wenn du erst im Kochtopf liegst. Jetzt ist mein Fußboden ganz voller Schlamm! Und baden muss ich dich wohl auch noch!«
    Das Schwein flüchtete quiekend unter den Tisch. Als sie aufsah, standen Lavigueur und Munro vor der Tür und sahen ebenso verdreckt aus wie das Tier.
    »Jedenfalls…«, fuhr Isabelle fort, »nachdem sich die Herren gewaschen haben. Munro, hol mir doch den großen Holzkübel aus dem Schuppen. Ich mache Wasser heiß, damit ihr euch säubern könnt.«
    Die beiden schlammverkrusteten Gesichter verzogen sich zu einem breiten Lächeln, über dem zwei Augenpaare strahlten. Lavigueur dankte Isabelle und ging hinaus. Sie hielt Munro kurz zurück.
    »Ich mache mir Sorgen wegen dieses Mannes, Munro«, gestand sie ihm kaum hörbar. »Er stellt Fragen über diesen holländischen Händler, für den ihr gearbeitet habt, Alex und du. Könntest du ihn im Auge behalten? Alex ist noch nicht zurück, und …«
    »Aye! Winna loose sicht aff him. Ich auf ihn aufpassen. Cha tàinig eun glan ieamh à nead a’chlamhain .«
    »Danke, Munro … Ähem … Der gälische Satz, was bedeutet er?«
    »Aus einem Adlernest fallen kein sauberer Vogel.«
    »So ist es wohl…«
    Bei diesen Worten warf Isabelle einen Blick über Munros Schulter. Lavigueur, der von Kopf bis Fuß mit Matsch überzogen war, wartete gelassen vor der Tür.
     
    Wie so oft hatten sich alle Bewohner der kleinen Siedlung in der Hütte zum Abendessen versammelt, obwohl der Hausherr noch nicht zurückgekehrt war. Die Mahlzeit verlief ohne Zwischenfälle. Der Gast spürte, dass Munro ihn nicht aus den Augen ließ, und stellte keine peinlichen Fragen mehr. Isabelle stellte einen dritten Teller Pfannkuchen auf den Tisch und setzte sich endlich ebenfalls zum Essen. Das Püree aus Räucherfisch und Kartoffeln war nicht besonders appetitlich, hatte jedoch den Vorteil, sehr nahrhaft zu sein. Oft gab sie noch Mais oder Erbsen dazu. Mit ein wenig Butter hätte das Ganze vielleicht sogar… Aber die Butter mussten sie vergessen. Unmöglich, eine Kuh hierher zu transportieren. Da mussten sie sich eben mit Biberfett zufriedengeben …
    »Kann ich noch einen Biberschwanz haben, Mama?«
    »Einen… was? Heute ist Samstag, Gaby, also Fastentag. Da isst man keinen Biber …«
    »Ich will einen Pfannkuchen«, erklärte der Knabe und wies auf die Maiskuchen. »Der schmeckt genau wie ein Biber und hat sogar dieselbe Form wie sein Schwanz. Also … darf ich?«
    »Aha! Natürlich kannst du dir noch einen nehmen!«
    »Warum soll man samstags keinen Biber essen?«, schaltete sich Otemin ein. »Papa sagt, er ist mehr ein Fisch als ein Tier, weil er im Wasser lebt und auf seinem Schwanz Schupfen wachsen.«
    »Schuppen, Otemin«, verbesserte Isabelle. »Und außerdem ist der Biber wirklich ein Tier.«
    »Er ist ein Säugetier,

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