Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
feuchten Fleck gebildet. Zunächst war sie entsetzt darüber gewesen, dass er derart hartnäckig darauf beharrte, sie zu einer so ärmlichen Existenz zu zwingen, obwohl dieses große Vermögen zum Greifen nahe war. Warum gebrauchte er dieses ungenutzte Geld nicht, um ihnen eine bessere Unterbringung und ein angenehmeres Leben zu bieten? Doch während er ihr erklärte, aus welchen Gründen er sein Versprechen gehalten hatte, machte sie sich betrübt klar, welche Qualen er ausgestanden hatte, um dieses Geheimnis zu wahren. Alexander war ein Mann, der zu seinem Versprechen stand; und mit einem Mal ermaß sie den unschätzbaren Wert dieses Worts.
    »Ich kann dieses Gold einfach nicht anrühren«, flüsterte er und sah ihr in die Augen. »Ich wäre nicht in der Lage, es ruhigen Gewissens für meine persönlichen Belange auszugeben… denn ich weiß, was van der Meer damit vorhatte, Isabelle. Ich habe erlebt, was eine Regierung tut, um ihre Ziele zu erreichen. In Schottland haben die Engländer nach der Schlacht von Culloden 1746 die Highlands mit Feuer und Schwert unterworfen. Sie wollten ein Volk ausrotten, das sie als unrein und gefährlich betrachteten. Sie haben uns gejagt, unseren Frauen Gewalt angetan, uns hungern lassen … Aber wir haben ihnen widerstanden. Dann haben sie zu anderen Mitteln gegriffen. Eine interessante Methode war, uns zu drängen, in ihre Armee einzutreten. So haben sie Schottland nicht nur Tausende von Männern genommen, sondern bekamen Soldaten, die zum Ruhme ihres Imperiums kämpften. Nun hat man die, die überlebt haben, nach Hause geschickt, und sie können nur noch vom Schmuggel und Viehdiebstahl leben. Aber die Clanchiefs murren über die geringen Einkünfte, die sie daraus beziehen. Die Gier zerreißt die Bande des Vertrauens.«
    »Aber sag mir, was hat das alles mit Pontiacs Krieg zu tun? Darin warst du doch nicht verwickelt?«
    »Nein, aber van der Meer wusste, dass sein Leben in Gefahr war, und wollte sein Geheimnis an jemanden weitergeben, dem er vertraute. Mich hat er ausgesucht, weil er über meine Herkunft Bescheid wusste, denn er wusste, ich würde diejenigen nicht unterstützen, die den Indianern zur falschen Zeit bei ihrem Aufstand helfen wollten. Das hätte nur dazu geführt, dass sie genauso massakriert worden wären wie wir in den Highlands. Die Eingeborenen hier erleben das Gleiche wie die Highlander, und sie leisten ebenso standhaft Widerstand wie wir. Aber glaube mir, so leicht werden die Engländer nicht nachgeben. Sie werden erbittert kämpfen, bis sie die Oberhand haben, und wenn sie dazu ein ganzes Volk ausrotten müssen. Sie wollen dieses Land um jeden Preis, um ihre Kolonisten darauf anzusiedeln. Was sie in Akadien getan haben, zeigt, dass sie vor nichts zurückschrecken. Das will ich hier nicht zulassen. Sie würden die Eingeborenen abschlachten, und das kann ich mir nicht aufs Gewissen laden. Außerdem haben sich mehrere Mitglieder der Liga bereits von diesem Plan zurückgezogen. Die noch verbliebenen sind Männer, die nur ihre eigenen Interessen verfolgen, und denen werde ich das Gold nicht geben, Isabelle, und wenn ich dafür mein Leben lassen müsste. Aber ich werde es auch niemals für mich selbst nehmen, denn dann wäre ich nicht besser als sie. Allerdings …«, setzte er hinzu und schlug die Augen nieder, »van der Meer wollte, dass ich das Gold für das Überleben der Indianer einsetze, und ich muss zu meiner Schande eingestehen, dass ich diesen Teil der Übereinkunft nicht eingehalten habe.«
    Isabelle dachte an all die kostbaren Pelze von Bibern, Wölfen, Füchsen, Mardern und Hermelinen, die Alexander an einem geheimen Platz in den Wäldern hortete, nur um ihnen ein richtiges Haus zu kaufen. Er hatte die Wahl zwischen Stolz und Gier und ehrenhafter Bescheidenheit. Und da zog er es vor, sich selbst im Spiegel ansehen zu können, ohne sich zu verachten. In seinen Augen, die sie eindringlich ansahen, las sie die Bitte um Unterstützung, um die Bestätigung, dass er die richtige Wahl getroffen hatte.
    »Ich verstehe«, flüsterte sie und strich über seine Wangenknochen.
    Er nickte und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Ihm war, als hätte man ihm ein gewaltiges Gewicht von den Schultern genommen, das ihn erdrückt hatte, sodass er nicht mehr atmen konnte. Dann dachte er wieder an Lavigueur und spürte, wie sich eine neue Last auf ihn legte. Er musste noch eine bedeutsame Entscheidung treffen, und dieses Mal stand die Sicherheit seiner Familie auf

Weitere Kostenlose Bücher