Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie
dein Zustand dir damals nicht erlaubt, mich so unzüchtig anzufassen, wie du das jetzt gerade tust!«, schimpfte sie und stieß die Hände zurück, die sich über ihre Schenkel und Hüften hermachten. »Hör auf, Alex!« Sie kicherte leise. »Gabriel wird jeden Moment aufwachen … Au! Meinetwegen soll er wissen, wo die kleinen Hunde herkommen; aber ich lege keinen Wert darauf, ihm vorzuführen, wie man kleine Brüder und Schwestern macht!«
Alexander seufzte enttäuscht, dämpfte seine Leidenschaft und gab sich damit zufrieden, sie zu küssen. Kurz darauf brach Isabelle das Schweigen und damit den Zauber ihrer Umarmung.
»Glaubst du, er wird zurückkommen?«
»Wer?«
»Lavigueur.«
Er erstarrte, und Isabelle wurde klar, dass er besorgt war, auch wenn er es nicht zeigen wollte.
»Warum sollte er zurückkommen? Was er sucht, haben wir nicht.«
»Alex … Sag mir die Wahrheit, hast du dieses Haus gebaut?«
Wieder bewegte sich das Kind und lenkte Alexander kurz ab. Er seufzte.
»Ja und nein. Eigentlich habe ich es wieder aufgebaut. Es standen praktisch nur noch die Fundamente.«
»Und früher hat es diesem Händler gehört, von dem Lavigueur gesprochen hat?«
»Ja.«
»Hat er dir selbst gesagt, wo seine Hütte steht?«
»Ja.«
Er rückte von ihr ab, drehte sich auf den Rücken und schlug die Hände vors Gesicht.
»Und das Gold? Du wusstest doch von seiner Existenz, ehe ich dir erzählt habe, was Lavigueur gesagt hat, oder?«
Das Schweigen, das jetzt folgte, zerstreute jeden Zweifel, den Isabelle noch gehegt hatte. Dennoch traf die Wahrheit sie wie ein Schlag in die Magengrube.
»Ich weiß, wo es sich befindet, Isabelle.«
Einen Moment lang sprach keiner der beiden. Dann drehte Alexander sich mit zerknirschter Miene zu seiner Gefährtin um.
»Ich wollte dir nicht davon erzählen. Du solltest nichts darüber wissen. Dieses Gold gehört mir nicht, und …«
»Aber es ist der Grund, aus dem man van der … jedenfalls diesen Händler aus Montréal ermordet hat.«
»Van der Meer, ja. Er hat sich geweigert, es den anderen Händlern zurückzugeben. Mit diesem Gold sollten die Rebellen in Pontiacs Krieg bewaffnet werden.«
»Sie wollten die Indianer bewaffnen?«
Isabelle fragte sich wieder einmal, warum Pierre bei dieser Geschichte mitgemacht hatte. Sicher, als Notar hatte er für diese Händler gearbeitet. Und dann war da noch dieses Dokument, das sie zusammen mit Alexanders Testament in dem Geheimfach gefunden hatte … Doch sie konnte sich nicht erinnern, dass er jemals persönlich mit einer Expedition zu tun gehabt hätte. Welches Interesse konnte er also daran gehabt haben, sich mit diesen gierigen Händlern gemein zu machen? Unbestreitbar hatte er versucht, einen Teil dieses Schatzes in die Hand zu bekommen. Aber warum? Um noch reicher zu werden? Oder hatte er sich aus patriotischen Beweggründen Pontiacs Sache zu eigen gemacht? Sie würde es nie erfahren.
»Die Männer … die euch damals angegriffen haben… wussten sie, dass du in die Sache mit dem Gold eingeweiht warst?«
»Ja. Ein Chippewa-Mischling namens Wemikwanit hat mich im Handelsposten Grand Portage lange ausgespäht und vermutete, dass van der Meer sich mir anvertraut hatte. Aber ich habe alles abgestritten. Ich hatte versprochen, das Geheimnis zu wahren.«
Sie drehte sich um, sodass sie ihn ansah, und legte die Hand auf seine Brust. Er hatte die Augen geschlossen.
»Alex … Ich weiß, dass Étienne hinter diesem Massaker gesteckt hat. Und … ich vermute … dass er auch dafür gesorgt hat, dass diese Wilden dich gefoltert haben. Oh mein Gott, Alex! Ich hasse ihn so sehr für das, was er getan hat, dass ich ihn umbringen könnte! Als er Pierre deinen Dolch und mein Taufkreuz gebracht hat, da hat er versichert … er habe dich begraben.«
Sie konnte ein lautes Schluchzen nicht unterdrücken.
»Tuch! Tuch! Denk nicht mehr daran, a ghràidh .«
»Wie soll das denn gehen, wie? Sie suchen immer noch nach diesem Gold! Warum? Und wie bist du da hineingeraten?«
Sie sah zu ihm auf und wartete. Er überlegte ein paar Minuten und erzählte ihr dann seine ganze Geschichte.
»Zehntausend Pfund, Isabelle … Ist dir klar, was das bedeuten könnte? Und ich bin der Einzige, der das Versteck kennt. Allerdings habe ich nie nachgesehen …«
Sie hatte ihm schweigend zugehört, dabei zerstreut über sein Hemd gestrichen und seinen Herzschlag unter ihren Fingern gespürt. Eine Träne war auf den Stoff getropft und hatte einen kleinen
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