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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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darin. Ich könnte Euch ein Zimmer überlassen, wenn Ihr dafür ein paar Arbeiten übernehmt … solange, bis Ihr eine Stellung und eine Unterkunft gefunden habt. Was haltet Ihr davon? Außerdem könnte ich mich um Anna kümmern.«
    »But … the bairn needs to be breastfed! «, rief Coll ohne zu überlegen aus. Das Kind muss die Brust bekommen…
    »Wie meint Ihr?«
    »Kind … Milch …«, erklärte er und wies mit der freien Hand auf seine Brust.
    »Ah ja, die Milch!«
    Madeleine begriff, dass sie in diesem Punkt nicht helfen konnte, und kam sich plötzlich sehr dumm vor.
    »General Hospital ist gut. Sie haben Ammen dort.«
    »Aber … die Nonnen werden Euch das Kind wegnehmen, Monsieur Macdonald. Sie werden Euch überreden, die Kleine wegzugeben, damit sie adoptiert wird, zu ihrem eigenen Besten. Ihr seid Witwer, habt keine Arbeit und steht auf der Straße … Vergebt mir meine Offenheit, aber… so sind nun einmal die Tatsachen.«
    Wegnehmen. Adoptieren. Coll war, als hallten die Worte schmerzhaft in seinem Kopf wider. Er erbleichte. Nie war ihm in den Sinn gekommen, dass er sich von seiner Tochter trennen müsste. Aber Madeleine tat, als sei das unumgänglich. Er verzog das Gesicht und schaute auf das kleine, rosige Päckchen hinunter, das in das Tuch gehüllt an seiner Brust lag. Da schwor er bei der Seele seines kleinen Duncan, der im Alter von nur einem Jahr gestorben war, dass er seine Tochter mit Gottes Hilfe nie verlassen würde.
     
    Das Heu duftete und verhieß einen gut gefüllten Heuboden. Die Farben des bereits weit fortgeschrittenen Sommers schillerten in der Sonne. Madeleine drehte den Apfel, den sie in der hohlen Hand hielt, und nickte zufrieden. Die Ernte würde dieses Jahr gut ausfallen, und der Apfelwein würde nur so fließen. Sie ließ den Blick über ihre Obstpflanzung schweifen. Die Kirschbäume waren bereits abgeerntet, und die Pflaumenbäume bogen sich unter ihrer Last. Sie hatte immer noch Konfitüren zu kochen, und Kompott ebenso. Die Engländer liebten es, Pflaumenmus zu ihrem Rinderbraten zu essen.
    Auf dem Weg zum Stall kam Madeleine an ihrem Küchengarten vorbei, in dem noch reichlich Zwiebeln und Lauch standen. Sie musste daran denken, etwas Gemüse für die Suppe zu pflücken. Coll mochte Zwiebeln gern. Bei dem Gedanken an ihn verhielt sie den Schritt. Sie schaute zurück zum Haus, wo er damit beschäftigt war, auf dem Dach ein paar Schindeln auszutauschen. Sein geröteter Rücken glänzte vor Schweiß, und sein Haar schimmerte in der Sonne.
    Längst war die neue Situation zum Alltag geworden. Im Lauf der Tage hatte sie sich an die Anwesenheit der beiden Männer und der kleinen Anna gewöhnt. Das Kind füllte eine Leere in ihrem Leben aus. Natürlich war das alles nicht ohne kleinere Zusammenstöße abgegangen. Jeder hatte sich an die Lebensgewohnheiten des anderen anpassen müssen. Doch alle hatten guten Willen bewiesen. Wenn sie ehrlich war, fürchtete Madeleine inzwischen den Tag, an dem Coll ihr mitteilen würde, dass er eine Arbeit und eine Unterkunft in Québec gefunden habe. Wer hätte das gedacht?
    Der Schotte arbeitete hart und legte nur eine Pause ein, um zu essen und zu schlafen. Er hatte die Zäune repariert, im Stall sechs Bretter ersetzt, alles geölt, was sich auf Angeln drehte, zwei neue Bänke für die Küche und außerdem eine Wiege für die Kleine gebaut und an den ersten Erntearbeiten teilgenommen … Fleißig verrichtete er sein Tagwerk und klagte nie. Wenn er abends sein Werkzeug im Schuppen verstaut hatte, schlang er seine Mahlzeit hinunter, rauchte eine Pfeife und ging dann, vor Müdigkeit taumelnd, schlafen.
    Zu Beginn hatten sich ihre Unterhaltungen auf kurze Gespräche beschränkt, die sich auf die im Gang befindlichen und zukünftigen Arbeiten bezogen. Coll war schweigsam und zog sich oft allein hinter die Scheune zurück, um über die Landschaft hinauszusehen und nachzudenken. Madeleine vermutete, dass es ihm unangenehm war, unter einem Dach mit ihr zu leben. Um die einförmigen Abende aufzulockern und ihm zu zeigen, dass sie ihm vertraute, schlug sie ihm häufig ein Kartenspiel vor. Eines Abends hatte sie ihn gesucht, um Whist mit ihm zu spielen, und hatte ihn in seine Grübeleien versunken angetroffen. Sie wollte sich schon zurückziehen, als er sie, ohne sich umzudrehen, einlud, sich zu ihm zu setzen.
    Ein paar Minuten lang hatten sie geschwiegen. Dann hatte Coll zu sprechen begonnen, als habe er mit einem Mal das Bedürfnis verspürt, sich

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