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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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persönlich übergeben.«
    Marie nickte und setzte ein leises, gewitztes Lächeln auf.
    »Gut. Sollte der Herr seine Rechnung schon bezahlt haben, gibst du mir Bescheid.«
    »Ja, Madame. Macht Euch keine Sorgen. Ich werde diesen Brief erst aus der Hand geben, wenn ich diesen Monsieur Alexander Macdonald sehe. Könnt Ihr ihn mir beschreiben?«
    »Beschreiben? Ach ja! Erinnerst du dich an die Männer, die vor ein paar Tagen zu meinem Gatten gekommen sind? Nun, er war der große Mann mit dem Haar, das fast schwarz ist, aber bronzene Reflexe hat.«
    »So ähnlich wie das Gefieder von Amseln?«
    »Amseln? Ja, so, genau so. Und seine Augen sind blau… ganz ähnlich wie die von Gabriel.«
    »Die von Gabriel.«
    Isabelle errötete heftig. Der Vergleich war ihr wie von selbst entschlüpft. Und der Blick, den Marie ihr jetzt zuwarf, zeigte ohne jeden Zweifel, dass sie begriffen hatte, wer der Mann war, den sie suchen sollte. Nun gut, dann sollte es eben so sein! Das junge Mädchen würde bei dieser kleinen Intrige ihre Komplizin sein. Aber sie zweifelte nicht daran, dass sie ihr treu ergeben war.
     
    Étienne begegnete der Indianerin in der Eingangshalle.
    »Guten Tag, Monsieur Lacroix!«, rief das junge Mädchen und rannte die Treppe hinunter.
    »Guten Tag … Marie«, gab Étienne zurück.
    Aber sie war schon hinter einem Karren verschwunden, der in Richtung Rue Notre-Dame fuhr. Achselzuckend schloss Isabelles Bruder die Tür hinter sich und begab sich ins Arbeitszimmer des Notars. Als er eintrat, saß Pierre über einem Stapel Dokumente und bat ihn, sich zu setzen, ohne den Kopf zu heben. Aber Étienne blieb lieber stehen. Nach ein paar Minuten sah der Mann endlich auf.
    »Er war hier.«
    »Seid Ihr ganz sicher, dass …«
    »Sicher?«, brüllte Pierre.
    Dann sprach er leiser weiter.
    »Seit diesem Tag ist Eure Schwester nur noch ein Schatten ihrer selbst, Étienne! Kein Zweifel, er ist es. Außerdem hat er ihr Blicke zugeworfen …«
    »Isabelle ist sehr schön. Alle Männer sehen sie auf diese Weise an.«
    »Nein, das ist es ja gerade. Macdonald hat sie mit kaum verhohlener Kälte angesehen.«
    Étienne nickte und trommelte mit den Fingern auf seinem Schenkel herum.
    »Schön, dann ist es wohl so. Und was erwartet Ihr jetzt von mir?«
    »Sorgt dafür, dass dieser Macdonald nicht mehr hier herumschnüffelt. Wenn ich mich nicht irre, habt Ihr mir nach dem Frühlingsball deutlich zu verstehen gegeben, dass Ihr noch eine Rechnung mit ihm offen habt. Ich weiß auch, wo er wohnt, nämlich im Dulong.«
    Étienne merkte sich den Namen und wartete ab, was jetzt kommen würde.
    »Er hat sich für drei Jahre bei van der Meer verpflichtet. Er hat vor drei Tagen unterschrieben und mir einen Umschlag mit seinem Testament und einigen persönlichen Gegenständen hinterlassen, die ich seinem Bruder nach Schottland schicken soll, falls ihm, sollte das Pech es wollen… ein Unglück zustößt.«
    »Ja, das Pech … Es kann immer etwas geschehen. Die Expeditionen zu den Großen Seen sind nicht immer sicher. Ihr sagt, er geht mit van der Meer?«
    »Ja«, bekräftigte Pierre und lehnte sich mit neugieriger Miene auf seinem Sessel zurück. »Habt Ihr da eine Idee?«
    »Vielleicht! Zufällig habe ich auch mit dem Hollandais noch eine Rechnung offen.«
    Étiennes finstere Miene jagte Pierre Furcht ein.
    »Ich möchte mich nicht in diese Sache einmischen, Étienne, aber …«
    »Wenn Ihr mir diesen Auftrag erteilt, Pierre, steckt Ihr ohnehin in der Sache, ob es Euch gefällt oder nicht. Außerdem könnt Ihr möglicherweise noch etwas daran verdienen… So, ich muss noch Leute treffen, wir reden morgen weiter.«
    Pierre presste die Lippen zusammen. Da er wusste, welche Angelegenheit Étienne mit dem Hollandais regeln wollte, schaute er nachdenklich auf die Akte, die die Verträge der fraglichen Männer enthielt und oben auf dem sorgfältig angelegten Stapel in einer Ecke des Schreibtisches lag. Er hielt nicht viel von den Methoden seines Schwagers und täuschte sich nicht über seine Absichten. Aber … nun ja. Er schloss die Augen, atmete tief durch und ließ sich gegen die Rückenlehne des Sessels sinken.
    Diese Geschichte war ihm die ganze Nacht im Kopf herumgegangen, sodass er kein Auge zugetan hatte. Van der Meer hatte sein Schicksal bereits besiegelt, als er sich geweigert hatte, den Rebellen das Geld zurückzugeben. Und was diesen Macdonald anging … den Liebhaber seiner Frau und leiblichen Vater seines Sohnes … Herrgott!

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