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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Isabelle durfte auf keinen Fall etwas von seinem Plan erfahren! Dann würde sie bestimmt dafür sorgen, dass er Gabriel nie wiedersah, das einzige Kind, das er je haben würde.
    Wenn er auf der anderen Seite Étienne freie Hand ließ, sicherte er sich einen gewissen inneren Frieden, denn dann konnte er gewiss sein, diesem Macdonald nie wieder zu begegnen, und das war alles, was er wollte. Isabelle liebte diesen Schotten immer noch, selbst van der Meer war das aufgefallen. Wenn seine Frau, wie er vermutete, auf die Rückkehr dieses Macdonald wartete, wie sollte er hoffen, eines Tages ihr Herz zurückzugewinnen? Doch das war genau das, was er wollte: Die Frau, die er liebte, sollte seine Gefühle erwidern … Nie hätte er geglaubt, dass er in der Lage war, aus Liebe zu einer Frau etwas so Schändliches zu tun.
    Langsam richtete er sich auf und erhob sich unter einem Rascheln von Stoff und Knarren von Leder. Étienne sah ihn aus seinen tiefliegenden dunklen Augen an, die in einem wettergegerbten, von Falten durchzogenen Gesicht lagen. Sein Schwager musste um die vierzig sein, doch er sah zehn Jahre älter aus. Ob der ständige Kontakt zu diesen ungläubigen Wilden seine Seele so schwarz gemacht hatte, oder kam er direkt aus der Hölle?
    »Isabelle darf nie etwas davon erfahren«, murmelte der Notar und stützte sich auf die Rückenlehne des Sessels.
    Ein seltsames, beinahe dämonisches Lachen ließ ihn erschauern. Er sah, dass Étiennes schwarze Augen vor Hass brannten. Ja, er kam aus der Hölle.
    »Wünscht Ihr ein Erinnerungsstück?«
    »Nicht sinnvoll. Ich möchte nicht, dass Isabelle mehr als nötig leidet.«
    »Nein, natürlich nicht. Den Liebhaber zu beseitigen hat schließlich etwas ziemlich Banales, doch es dient Euren Interessen, Larue. Aber … wenn Isabelle keinen Beweis für sein… endgültiges Verschwinden hat, wozu soll es dann gut sein?«
    »Ich will keine Skalps, abgeschnittenen Ohren oder sonstiges scheußliches Zeug.«
    »Die Liebe kann einen Mann um den Verstand bringen, was? Findet Ihr nicht, Schwager?«
    Pierre gab keine Antwort und fuhr sich mit der schweißnassen Hand durchs Haar.
     
    Hinter den Stadtmauern ging die Sonne unter. Isabelle wandte ihr den Rücken zu. Sie schaute auf den Fluss hinaus und lauschte dem Plätschern der Wellen auf den Kieselsteinen und dem Lachen einiger Seeleute, die in der Ferne Waren von einem Schoner auf einen Kai am Markthafen abluden. Vom Hospital der grauen Schwestern in Pointe à Caillière und den Hütten der Indianer am Saint-Pierre-Fluss stiegen Rauchsäulen auf.
    Die Mauern hinter ihr dämpften den Lärm der Stadt. Aber der Wind trug die Geräusche aus der Vorstadt Québec zu ihr. Ein Hund kläffte laut, und Kinder begannen zu weinen. Die Räder eines Karrens knarrten.
    Doch lauter als alles andere hörte sie das Pochen ihres Herzens. Fast eine Stunde wartete sie schon hier.
     
    »Und du hast ihm die Nachricht wirklich persönlich übergeben, Marie? Bist du dir ganz sicher, dass er es war?«
    »Ja, Madame. Er hatte Gabriels Augen.«
    »Gabriels Augen, ja. Hat er den Brief gelesen?«
    »Während ich daneben stand, Madame. Er hat gesagt, nichts stünde dagegen, dass er komme.«
    »Aber er hat nicht fest zugesagt, dass er kommt.«
    »Nein«, antwortete das Dienstmädchen und schlug die Augen nieder, »zugesagt hat er es nicht.«
    »Und wie war er? Ich meine … Wie hat er auf dich gewirkt? Meinst du, ich kann hoffen?«
    »Er kam mir traurig vor, Madame, sehr traurig.«
     
    Die leuchtenden Farben des Sonnenuntergangs spiegelten sich auf dem Wasser des Flusses. Vor der jungen Frau kam eine Pinasse über den Horizont und kehrte ruhig in den Hafen zurück. Boote verließen die Normand-Insel 9 . Alles war so ruhig… zumindest verglichen mit dem Aufruhr, der in ihrem Kopf herrschte. Am liebsten hätte sie geschrien und ihren Schmerz und ihre Verbitterung herausgekreischt. Noch zehn Minuten, und dann gehe ich. Das gelobte sie sich jetzt schon zum dritten Mal. Wenn Alexander nicht kam …
    Gut versteckt in einer Mauernische beobachtete der Mann die Frauengestalt, die ihm den Rücken zudrehte. Wie oft hatte er das in Québec getan, wenn er darauf wartete, dass Isabelle zu einem ihrer heimlichen Rendezvous kam? Oft hatte er sich gefragt, warum sie sich für ihn interessierte, obwohl er ihr nichts als sein Herz zu bieten hatte. Was wollte sie jetzt noch von ihm, nachdem sie sein Herz zuerst genommen und dann von sich gewiesen hatte?
    Er sah sie an und kämpfte

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