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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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jetzt, ihr so plötzlich unterbrochenes Gespräch weiterzuführen. Als er in Isabelles ernste Miene sah, wurde ihm klar, dass er sich dieser Diskussion nicht entziehen konnte.
    »Gehen wir nach draußen«, schlug er daher leise vor.
    Sie kämpfte sichtlich mit den Tränen und sah ihn wortlos an. Ihre nackten Zehen krümmten sich auf der Bank, und mit den Armen hatte sie die Knie fest umschlungen. Er wartete. Wenn nötig, würde er bis Sonnenaufgang ausharren. Sie mussten miteinander reden. Endlich beschloss Isabelle, sich zu rühren. Nachdem sie die Kerze in eine eiserne Laterne gestellt und sich ihr Umschlagtuch übergeworfen hatte, ging sie mit dem Licht vor ihm her und ließ ihn im Dunkel stehen. Er folgte ihr und schloss die Tür der Hütte hinter sich.
    Er schritt bis zur Anhöhe hinter Isabelle her. Dort stellte sie die Lampe auf die Bank, auf die sie sich im Sommer, wenn es abends dämmerte, zu setzen pflegten, um ihre kleine Welt zu bestaunen. Sie wandte ihm den Rücken zu und sprach ihn mit beherrschter Stimme an.
    »Es wird Gabriel schwerfallen, darüber hinwegzukommen.«
    »Aber er wird es schaffen.«
    »Ist dir eigentlich klar, dass er um Haaresbreite …«
    »Er ist aber nicht gebissen worden.«
    Alexander hatte keine Lust, sich über dieses Thema zu äußern und erst recht nicht, sich die Schuld am Unglück seines Sohnes zuweisen zu lassen.
    »In den Wäldern ist es zu gefährlich, Alex. Du hattest mir versprochen, dass wir diesen Ort noch vor dem Winter verlassen.«
    »Auch in der Umgebung der Städte können Tiere sich mit der Tollwut anstecken, das weißt du ganz genau, Isabelle.«
    »Darum geht es überhaupt nicht.«
    Sie drehte sich um und sah ihn an. Ihre Miene drückte ihren Ärger aus.
    »Es geht darum, dass du mir versprochen hast, wir würden in eine zivilisierte Umgebung zurückkehren.«
    »Ich erinnere mich …«
    »Gut. Dann werden wir morgen beginnen, unsere Sachen zu packen«, erklärte sie, um ihn unter Zugzwang zu bringen.
    »Morgen nicht… Nein, ich – da kann ich nicht.«
    »Morgen nicht? Und wieso? Gehst du vielleicht irgendwo hin?«
    Sie klang jetzt ironisch. Er sah sie betrübt an und gab keine Antwort. Dann schaute er auf das Licht hinunter.
    »Ich warne dich, Alex, ich will keine Halbwahrheiten hören.«
    »Nun gut. Aber ich habe den Eindruck, dass du bereits weißt, was ich dir zu sagen habe.«
    Isabelle wurde von einem heftigen Schluchzen geschüttelt, vergrub das Gesicht im Stoff ihres Umschlagtuchs und unterdrückte den Ton, der in ihr aufstieg. Dann nahm sie sich zusammen und reckte die Brust.
    »Dann rede!«
    »Nonyacha ist Tsorihias Bruder. Ich hatte es nicht für nötig gehalten, dir das zu erklären, da ich diesen Mann vor allem anderen als meinen Freund betrachte.«
    »Und erst in zweiter Linie als Schwager?«
    »Ich habe Tsorihia nicht geheiratet, Isabelle. Das hätte ich niemals fertiggebracht.«
    Sie stieß einen sarkastischen Ausruf aus. Kurz wandte sich Isabelle ab, um ihm fast sofort wieder die Stirn zu bieten.
    »Und wenn sie dir das Kind geschenkt hätte, das du dir so sehr gewünscht hast, Alex? Hättest du es dann auch nicht gekonnt?«
    Alexander seufzte. Er hatte richtig vermutet; sie wusste es. Mit zusammengepressten Lippen sah Isabelle ihn schweigend an. Er beherrschte sich mühsam.
    »Hat Nonyacha mit dir gesprochen?«, fragte er ruhig.
    »Nein. Ich habe euer Gespräch in der Nähe der Latrine mit angehört«, gestand sie leiser.
    »Aha … Tut mir leid.«
    Sie kaute an ihrem Daumennagel und starrte in die Kerzenflamme, die sie mit tanzenden Schatten umgab. Mit einem Mal brach es aus ihr heraus.
    »Du gehst zurück zu deiner Squaw, und glaubst, nachher kannst du so einfach wieder in mein Bett kriechen?«
    »Wie bitte?«
    »Diese Tsorihia … diese Squaw …«
    »Tsorihia ist Huronin. Ich möchte nie wieder hören, dass du sie als Squaw bezeichnest, hast du verstanden?«
    »Ich werde diese Frau nennen, wie es mir gefällt! Schwachkopf von einem Schotten! Genau das bist du, Alexander Macdonald! Seit dem Tag, an dem du mich mit Gürkchen und Konfitüre gefüttert hast, habe ich nicht aufgehört, dich zu lieben. Sogar, nachdem man mich zur Ehe gezwungen hat, sogar, als ich dich tot glaubte. Ich habe alles aufgegeben und meinen guten Ruf geopfert, um dir zusammen mit unserem Sohn in dieses elende Loch im Nirgendwo zu folgen. Sieh dir meine Hände an: Sie sind zerkratzt und rau. Das kann ich alles ertragen, oh ja! Aber es ist nichts im Vergleich zu der

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