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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Entsetzens verzogen; und den kleinen Joseph, der aus den warmen Armen seiner Mutter gerissen worden war und jetzt mit seinem kleinen, eingeschlagenen Schädel einsam im Farnkraut lag … und die anderen, all die anderen…
    Nein! Nicht seine Familie! Mit einem Mal sah Alexander Licht aufflammen. Dann wurde das merkwürdige Licht heller. Ein rötlicher Schein stieg vom Boden auf. Halb verrückt vor Angst stieß er ein entsetzliches Geheul aus, das in seiner Kehle schmerzte.
    »Feuer! Es brennt!«
    Wie ein Mann stürzten die Brüder voran und näherten sich trotz der Hindernisse und Unebenheiten des Bodens ihrem Ziel. Plötzlich tauchten Gestalten vor ihnen auf, als kämen sie aus dem Höllenfeuer, auf das sie zurannten. Sie sahen das Aufblitzen von Klingen, das Schimmern nackter Haut und den glühenden Hass in den schwarzen Augen.
    Ohne dass sie sich zu verständigen brauchten, trennten sich die Zwillinge und lockten die Irokesen hinter sich her. Einer lief nach rechts, der andere nach links. Aus verschiedenen Richtungen näherten sie sich jetzt dem brennenden Haus, als einer von ihnen mit großer Wucht gegen einen Ast stieß. Er verlor das Gleichgewicht und rutschte einen schlammigen Abhang hinunter. Ein Stück weiter unten verhakte sein Fuß sich zwischen zwei Steinen. Er stieß einen Schrei aus und versuchte sich an den Büschen festzuhalten. Aber die Zweige gaben nach. Er polterte vorwärts und schlug sich kräftig den Kopf an. In einem dichten Dickicht am Fuß des Abhangs kam er zum Halten und verlor das Bewusstsein.
     
    Isabelle stürzte voran, um ihren Kindern, deren Stimmen jetzt nicht mehr zu hören waren, zu Hilfe zu kommen. Aber der glühende Hauch des Feuers trieb sie zurück. Marie war vollkommen hysterisch und rannte auf der Suche nach einem anderen Fluchtweg um das Haus herum. Die gierigen Flammen ergriffen die Vorhänge, leckten an den Fensterscheiben, fraßen das Werg, mit dem die Fenster abgedichtet waren, und schlugen durch die Spalten in den Wänden. Mit erstaunlicher Geschwindigkeit verschlang das Feuer das aus Holz und Baumrinde errichtete Gebäude.
    Ohnmächtig wohnte Isabelle dem unheimlichen Schauspiel bei und erstickte fast vor Schmerz. Nervös, schreiend und weinend lief sie in dem Funkenregen auf und ab, der um sie niederging wie Sterne, die vom Himmel fallen. Die Männer tauchten Eimer in die Regentonne. Aber die kleinen Wasserpfützen, die sie ins Feuer kippten, verdampften sofort mit einem Zischen. Isabelle lief zu ihnen, nahm einen Eimer Wasser und kippte ihn über sich.
    »Was macht Ihr da?«
    Stewart riss ihr den Eimer aus den Händen, doch sie schnappte sich ihn erneut, füllte ihn noch einmal und durchnässte ihre Röcke. Unter den verblüfften Blicken von Francis und Munro rannte sie dann die Vordertreppe hoch.
    »Madame! Nein, Madame!«, schrie Marie.
    Da vernahm Isabelle hinter sich einen Schrei und erstarrte auf der Türschwelle. Sie wandte sich um und erblickte zwischen den Rauchwolken die vertraute Gestalt eines Mannes, der auf sie zurannte.
    »Alex! Alex! Die Kinder! Sie sind noch in der Hütte!«
    Étienne, der in der Deckung der Bäume geblieben war, wandte sich ebenfalls in die Richtung, aus der dieser neue Schrei gekommen war. Da erblickte er den Mann, der herbeigerannt kam, sah die bronzefarbenen Reflexe in seinem Haar und erkannte die Gestalt und die geschmeidigen Bewegungen. Überwältigt von Hass und Wahn griff er nach seiner Pistole, die in seinem Gürtel steckte, und pfiff nach seinen Handlangern.
    »Ich habe noch eine Fahrkarte in die Hölle für dich, Macdonald!«
    Isabelle stürzte die Stufen hinunter und auf Alexander zu. Ihre Blicke trafen sich; ein großer Schmerz stand darin.
    »Die Kinder… sie sind noch in der Hütte!«
    Kurz musterte er die Frau, dann drückte er ihre Hände.
    »Warte hier.«
    Er sah sich um, entdeckte seinen Bruder aber nirgends. Doch er konnte nicht länger warten. Vielleicht war es jetzt schon zu spät. Rauch und Hitze brannten auf seiner Haut und in seinen Lungen. Während die Zuschauer ihn verzweifelt und entsetzt ansahen, zog er sich das Hemd über die Nase und trat durch den brennenden Türrahmen.
    Langsam verstrichen zwei, drei, vier Minuten. Mit pochendem Herzen starrte Isabelle auf die Tür. Dann erklang ein unheimliches Knarren, und sie sah zum Dach hinauf, das in dem dichten schwarzen Rauch kaum mehr zu erkennen war. Das Geräusch wurde lauter und wandelte sich rasch zu einem entsetzlichen Krachen. Mit einem fürchterlichen

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