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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Caitlin, die immer Rat für ihn gewusst hatte. Nanatish erhob sich ebenfalls, um Abschied von ihm zu nehmen, und umarmte ihn rasch. Sie brauchten keine Worte.
    »Wenn ich zurückkomme, besuche ich dich, Jean.«
    »Mein Haus steht dir immer offen, mein Freund. Gib auf dein Bein acht.«
    Der Schotte lachte, um seine Rührung zu verbergen.
    »Ich werde es versuchen… Und … was den Rest des Goldes angeht …«
    »Davon habe ich nichts gesehen. Ich habe mich wieder schlafen gelegt.«
    Das verschwörerische Lächeln des Algonquin wich mit einem Mal einer sorgenvollen Miene. Alexander wusste, dass er seine eigenen Probleme hatte. Die Eingeborenen, die in der Mission lebten, kämpften darum, dass man ihre Jahrhunderte zurückreichenden Ansprüche auf das Land ihrer Väter anerkannte. Seit einigen Jahren verschlechterte sich ihre ökonomische Lage zusehends. Aber die Sulpizianer schlossen sie vom wirtschaftlichen Leben der Domäne aus und machten es ihnen unmöglich, eine würdige Existenz zu führen.
    Die Irokesen und Algonquin hatten bereits begonnen, ihre Rechte lautstark und nicht immer auf legalem Weg einzufordern. Sie erklärten, dieses Land, von dem die Sulpizianer behaupteten, es sei ihr Eigentum, gehöre in Wahrheit einzig Gott und solle gerecht unter allen Menschen aufgeteilt werden. Ein Indianer, der von seinem Recht überzeugt war, mit seinem Besitz nach eigenem Gutdünken verfahren zu können, hatte sich der kirchlichen Obrigkeit widersetzt und sein Haus an einen englischen Händler verkauft. Darüber hatten die Sulpizianer sich bei der englischen Regierung heftig beschwert, und diese hatte ihnen recht gegeben: Sie seien – nach Gott und offensichtlich in Seinem Namen – in der Tat die alleinigen Besitzer des Landes, das die Domäne Deux-Montagnes bilde und daher als Einzige berechtigt, dieses zu nutzen, ebenso wie sie allein die Mission betrieben, die sich auf ihrem Gebiet befand. So hatte man die legitimen Forderungen der eingeborenen Völker mit Füßen getreten. Seitdem herrschte in der Mission eine feindselige Stimmung. Alexander konnte leicht erraten, dass Jean Nanatish das gar nicht gefiel.
    Alexander verließ die Taverne. Ein Kanu, das ihn nach Lachine bringen sollte, wartete auf ihn.
    In Montréal erfuhr er als Erstes, dass das Haus in der Rue Saint-Gabriel seit dem Ende des Winters dem Gastwirt Dulong gehörte. Der Notar Guillot war abgereist, um auf dem Südufer eine neue Kanzlei zu eröffnen. Über den Verbleib von Gabriel und Élisabeth konnte Alexander nichts herausfinden. Und auch über Munro und die MacInnis-Brüder brachte er weder in den Tavernen noch in den Herbergen etwas heraus. Sie waren wie vom Erdboden verschluckt. Doch es gab noch einen Menschen, der ihm, wie er glaubte, helfen konnte: sein Bruder John in La Batiscan.
     
    Ein Passant stieß Alexander an und riss ihn aus seinen schmerzlichen Überlegungen. Ohne etwas auf die Entschuldigungen des Mannes zu geben, schlug er die Augen auf und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Treiben im Hafen zu. Der englische Pastor hatte sein Gebet beendet und lud sich ein Gepäckstück auf. Seine Frau und seine Kinder taten es ihm nach. Dann entfernten sie sich und wurden von einer von zwei livrierten Lakaien eskortierten Sänfte verdeckt. Ein dunkelhaariges junges Mädchen tauchte daneben auf und klopfte an das kleine Fenster, worauf dort ein geschminktes Gesicht erschien. Es war von einer eleganten, gepuderten Lockenmähne umgeben, auf der keck ein kleiner Dreispitz saß. Die Frau schimpfte auf das Mädchen ein, das nichts sagte, aber nervös seine Hände knetete.
    Alexander ließ den Blick über den Hafen schweifen, in dem es geschäftig wie in einem Bienenstock zuging. Bald jedoch würde es Nacht werden, und dann würden auf den Kais nur noch ein paar Seeleute, Nachtschwärmer und Wachposten unterwegs sein. Mit einem Mal bekam der Schotte Lust auf eine abendliche Runde, so wie früher, kurz bevor er sich eingeschifft hatte.
    Er betastete die Tasche seiner neuen Weste aus schwarzem Stoff, um sich zu vergewissern, dass seine Schiffspassage noch dort steckte, und warf einen Blick zur Reede. Der Abendwind pfiff durch die Takelage und den Wald nackter Masten. Zwischen einer Brigantine und einer Brigg entdeckte er die Suzanna und verzog verbittert das Gesicht. Fünf Tage zuvor hatte er beim Mittagessen zufällig in der Québecer Gazette gelesen, dass der Schoner nach Portsmouth auslaufen würde. … einige Plätze für Passagiere noch

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