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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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noch nicht. Er musste seinen Dolch zu Hilfe nehmen. Schließlich kam ein Ledersack zum Vorschein. Der Schotte löste die Bänder, mit denen er verschlossen war, und zog ihn auf. Wie vor den Kopf geschlagen starrte er auf den Schatz. Er hatte noch nie so viele Münzen auf einem Haufen gesehen. Dieses Vermögen hatte unter seinen Füßen geschlummert, ganz in seiner Nähe. Es wäre so einfach gewesen…
    Er fuhr mit der Hand in den Sack und zog Moidores 56 , Pistolen 57 und Louis d’Ors hervor. Die Münzen waren schwer … Ihretwegen waren Menschen gestorben.
    »Du lieber Gott! Wie viel Geld mag das sein?«
    Er ließ die Goldmünzen durch seine Finger gleiten. Mit einem Mal verdüsterte sich seine Miene. Leeren Blickes starrte er auf das schimmernde Edelmetall und überlegte, was er damit anfangen sollte.
    Auri sacra fames  … Die Gier nach Gold trieb Menschen zu den abscheulichsten Verbrechen. Alexander fuhr mit der Hand durch die Münzen, die metallisch klimperten. Jede von ihnen schien ihm für ein Menschenleben zu stehen … Ein Louis d’Or für Chamard? Einer für »Milchbart« Chabot? Ein dritter für Touranjau? Oder Isabelle? Aber andererseits, wie viele Leben waren gerettet worden, weil diese Münzen in ihrer Truhe geblieben waren? Er würde es nie erfahren … Jetzt ließ ihn das gleichgültig.
    Das Klimpern von Münzen, von dem er einst geträumt hatte, klang ihm jetzt unheimlich in den Ohren und ließ ihn vor Abscheu erschauern. Er hatte sein Ehrenwort gegeben… Doch hatte sich sein Wunsch, sein Versprechen zu halten, nicht in verstockten Stolz verwandelt, der ihn an den Punkt gebracht hatte, an dem er heute stand? Er wusste nicht mehr, ob er das Richtige getan hatte.
    Du hast den Preis deines Wortes falsch eingeschätzt. Es hat dich viel mehr gekostet, als all dieses Gold wert ist…
    Diese ganze Truhe voller Gold konnte ihn nicht für das entschädigen, was er verloren hatte.
     
    Sie waren wieder in die Mission zurückgekehrt. Alexander und Jean Nanatish saßen friedlich vor ihren Bierkrügen und tranken. Ihre Wege würden sich trennen. Alexander ging nach Montréal, wo er nach seinen Kindern suchen und herausfinden wollte, was aus den anderen geworden war …
    Der Schotte sah in die verschlossene Miene seines Freundes und sagte sich, dass er ihm fehlen würde. Der ungefähr gleichaltrige Algonquin war ihm ein idealer Gefährte im Unglück gewesen. Er war barsch und schweigsam, stellte niemals Fragen und redete nur, wenn man ihn ansprach. Seine bloße Anwesenheit war ihm ein Trost. Sein Blick verriet, dass er ihn verstand und mit ihm fühlte. Vor vier Jahren waren seine Frau und seine drei Kinder bei einem Unfall im Grande Rivière ertrunken.
    »Gehst du im Morgengrauen auf die Jagd?«, fragte Alexander schließlich, um das lange Schweigen zu brechen.
    »Hmmm … sobald die Sonne sich am Horizont zeigt.«
    »Hmmm …«
    Der Schotte griff in seine Westentasche, zog einen schweren Geldbeutel hervor und ließ ihn vor dem Algonquin auf den Tisch fallen.
    »Hier, für dich.«
    Nanatish sah auf das Geschenk hinunter, presste die Lippen zusammen und reckte das Kinn.
    »Das kann ich nicht annehmen.«
    »Warum nicht? Ich gebe es dir, um dir für deine Hilfe zu danken.«
    »Für einen Dienst, den man einem Freund erweist, lässt man sich nicht bezahlen.«
    Einen Moment lang war Alexander sprachlos. Er wollte das Geld schon wieder an sich nehmen, besann sich aber anders.
    »Nun gut, Jean. Wenn du diese Münzen nicht für dich behalten willst, dann gib sie doch denen unter deinen Leuten, die das Geld nötig haben. Denk doch an Marie-Catherine Ouabanangokwe. Sie hat acht Kinder… Ich bin mir sicher, dass sie es gut gebrauchen kann.«
    Der Algonquin sah aus seinen dunklen Augen aufmerksam zu dem Schotten auf.
    »Ist dies das Geld, das dem Händler gestohlen wurde?«
    »Dem Händler? Von welchem Händler sprichst du?«
    »Dem, den alle den Hollandais nennen.«
    »Wer hat dir von Geld erzählt, das dem Hollandais gestohlen worden sein soll?«
    »Du.«
    Alexander zog die Augenbrauen hoch.
    »Ich?«
    »In deinen Träumen.«
    »In meinen Träumen … Ja, das hätte ich mir auch denken können.«
    Das war nicht das erste Mal, dass er im Traum Dinge aus seinem Leben erzählt und preisgegeben hatte. Der Algonquin beäugte den gut gefüllten Geldbeutel.
    »Ist dies das Geld, das dem Händler gestohlen wurde?«, beharrte er.
    »Nein, Jean, ich habe dieses Geld nicht gestohlen. Der Händler hat es mir anvertraut,

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