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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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anhören?«
    Die beiden Notare, die nicht die geringste Ahnung hatten, worum es ging, sahen einander an. Dann warfen sie Alexander einen argwöhnischen Blick zu. Offenbar fragten sie sich, ob er vielleicht ein Steuerinspektor war, der Unregelmäßigkeiten entdeckt hatte und sich jetzt für sein Schweigen bezahlen ließ. Da der Schotte nicht den Wunsch hegte, vor den beiden Männern einen Disput über diese Angelegenheit zu führen, beschloss er, den Wechsel zu nehmen. Was er damit anfangen würde, konnte er später noch entscheiden. Er stand auf, verabschiedete sich von Seigneur Tarieu de la Naudière und den beiden Notaren und ging.
     
    Er war bei seinem vierten Kaffee angelangt, als er endlich die beiden Männer aus dem Haus kommen sah. Jacques Guillot stand ruhig auf der Straße und unterhielt sich angeregt mit Louis-Antoine Saillant. Eilig warf Alexander ein paar Münzen auf den Tisch und verließ die Schenke gerade, als die beiden Männer auseinandergingen. Guillot überquerte den Marktplatz und schlängelte sich wie ein Aal durch die Menschenmenge. Alexander, der das Bein nachzog, hatte Schwierigkeiten, ihm zu folgen, ließ ihn aber nicht aus den Augen. Als der Notar an einem Stand stehen blieb, rief er ihn an. Er drehte sich um und musterte ihn verblüfft.
    »Monsieur Macdonald?«
    »Monsieur Guillot? Jacques Guillot, der ehemalige Partner des Notars Pierre Larue?«
    »Ja, der bin ich.«
    »Ich muss mit Euch sprechen… Es ist wichtig.«
    »Aber ich habe es eilig, Monsieur, ich werde erwartet. Ich heirate morgen und …«
    »Nur ein paar Minuten…«
    Gereizt fragte sich Jacques Guillot, was dieser merkwürdige Mensch von ihm wollte. Er bemerkte die Panik in seinem Blick und war besorgt: Sein Gegenüber schien ein echtes Problem zu haben… Ihm fiel wieder ein, dass Tarieu ihm einen Wechsel übergeben hatte, und er fühlte sich keineswegs beruhigt, ganz im Gegenteil. Vielleicht war es eher der Seigneur Tarieu, der Schwierigkeiten hatte … womöglich mit der Justiz? Was hatte der ungestüme Sohn des großen Seigneur Tarieu de la Naudière de la Pérade und Enkel der legendären, unerschrockenen Madeleine de Verchères 58 jetzt schon wieder angestellt?
    »Worum geht es denn?«, fragte er argwöhnisch.
    »Um Madame Isabelle Larue«, erklärte Alexander mit leiser, vor Aufregung gepresst klingender Stimme.
    »Isabelle?«
    Misstrauisch sah Guillot den anderen an. Der Mann sprach perfekt Französisch, aber sein Akzent verriet seine englische Abstammung. Und nach den rauen Untertönen seiner Rede zweifelte er nicht daran, dass er Schotte war.
    »Wer seid Ihr?«
    Nervös sah Alexander sich um. Lieber hätte er anderswo weitergeredet, an einem ruhigen Ort. Aber er fürchtete, Guillot könne sich weigern und ihn einfach stehen lassen. Deswegen kam er ohne Umschweife auf sein Anliegen zu sprechen.
    »Ich bin der Vater von Gabriel und Élisabeth. Ich möchte … ich muss wissen, ob es ihnen gut geht. Ich will sie nicht belästigen. Versteht Ihr, ich reise morgen ab und kehre nach Schottland zurück. Ich will nur beruhigt sein, was die Kinder angeht. Wer kümmert sich um sie? Wo sind sie?«
    Jacques Guillot wich alles Blut aus dem Gesicht.
    »Die Kinder?! Aber Isabelle ist …«
    »Tot, ich weiß! Sie haben ihre Mutter verloren, Monsieur, aber sie haben immer noch einen Vater! Ich möchte … mich vergewissern … Oh, mein Gott!«
    Alexander war zu aufgewühlt, um weiterzusprechen, und verstummte mit einem Aufschluchzen. Mit zitternder Hand zog er den Wechsel aus seiner Weste und hielt ihn dem verblüfften Notar hin, der einer Ohnmacht nahe war.
    »Im Moment ist das alles, was ich Euch anbieten kann, um… für ihre… Bedürfnisse aufzukommen.«
    Jacques starrte auf das Papier, als wäre es sein Todesurteil.
    »Ich … weiß nicht, wo sie sind, Monsieur«, erklärte er dann, ohne aufzusehen.
    Alexander war überzeugt davon, dass der Mann log, und fühlte, wie Zorn in ihm aufstieg. Hätten sie sich nicht auf einem öffentlichen Platz befunden, wäre er dem Notar an die Gurgel gegangen und hätte ihn gezwungen, die Wahrheit auszuspucken. Aber er beherrschte sich und überlegte ein paar Sekunden lang. Dann griff er in seine Westentasche und zog dieses Mal einen Lederbeutel hervor, den er mühsam, mit zitternder Hand, öffnete. Auri sacra fames …
    »Ich will wissen, wo meine Kinder sind, Monsieur Guillot …«
    Er nahm mehrere Münzen heraus, hielt sie ihm hin und ließ sie in der Sonne funkeln. Das Gold schenkte

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