Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie
Alexanders Proteste und studierte den Brief erneut.
»Meine Schulden belaufen sich auf… Ach, herrje! Dreitausendsechshundertzweiundachtzig Pfund, zwölf Sols und acht Deniers, um genau zu sein. Tatsächlich doch so viel?«
Mit dem Zeigefinger fuhr er die Spalten des Hauptbuchs nach, um die Summe zu überprüfen, kritzelte dann seufzend ein paar Zahlen auf die Schreibunterlage und stellte rasch eine Rechnung an.
»Hmmm … Ich fürchte, Monsieur Gauthier führt seine Bücher gut.«
»Das kann ich nicht annehmen!«
Alexander fuhr von seinem Platz hoch, setzte sich aber sofort wieder und biss die Zähne zusammen, um seine aufsteigende Übelkeit zu bezähmen.
»So, wie ich ihn kenne, bin ich mir sicher, dass er in ein paar Tagen hier auftauchen wird, um sich zu vergewissern, dass ich seine Anweisungen buchstabengetreu ausgeführt habe. Nein, ich kann mich dem nicht entziehen, ohne mich mit Schande zu bedecken und eine schöne, langjährige Freundschaft aufs Spiel zu setzen! Ich vermute, dass Monsieur Gauthier vorhergesehen hat, dass Ihr so reagieren würdet, denn hier schreibt er … ich zitiere: ›In dem Fall, dass Monsieur Macdonald auf seiner Ablehnung beharrt, sehe ich mich gezwungen… diese Weigerung als eine empfindliche Beleidigung meiner Ehre als Edelmann zu betrachten. Wenn dem so ist, werde ich Satisfaktion suchen und ihm den Fehdehandschuh hinwerfen müssen.‹«
»Das ist einfach lächerlich!«
»›Doch mich drängt die Zeit. Ich beauftrage also meinen teuren Freund, Charles-Louis Tarieu de la Naudière, meine Ehre im Duell zu verteidigen.‹ Er setzt noch hinzu, nachdem er sich ein Urteil über Eure Fechtkünste erlauben könne, zöge er es vor… nun ja, wenn Ihr das Geld nehmen würdet.«
Der junge Edelmann musterte ihn schmunzelnd, und Alexander errötete.
»Ihr wollt mit Eurer Weigerung hoffentlich nicht zum Ausdruck bringen, dass Ihr den Wert des Lebens und des Worts eines Ehrenmannes geringer schätzt als die angebotene Summe?«
Ein leises Klopfen an der Tür enthob Alexander einer Antwort. Charles-Louis warf einen Blick auf die Standuhr, verzog das Gesicht und bat den Urheber laut herein. Daraufhin traten zwei Männer in den Raum. Der erste war blond und gedrungen, und seine gerundete Mitte sprach von einer gewissen Neigung zu gutem Essen. Er schleppte schwere Hauptbücher, die er auf einem kleinen Tisch ablud. Der zweite war ein kräftiger Bursche mit braunem Haar, das er glatt und zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst trug. Er war mit zwei fast zum Platzen mit Papieren vollgestopften Koffern beladen. Der junge Tarieu trat auf sie zu.
»Ha, Louis-Antoine! Fast hätte ich Euch vergessen. Vergebt mir, ich habe noch eine dringende Angelegenheit zu erledigen …«
Er wandte sich an Alexander, der aufgestanden war.
»Monsieur Macdonald«, fuhr er fort, »erlaubt mir, Euch zwei junge, vielversprechende Notare vorzustellen. Das sind Monsieur Louis-Antoine Saillant aus Lévis und Monsieur Jacques Guillot aus Montréal.«
Alexander drückte die Hände, die sich ihm entgegenstreckten. Guillot … Der Name rief eine unbestimmte Erinnerung wach.
»Monsieur Guillot hat soeben die Kanzlei geschlossen, die er zusammen mit dem verstorbenen Pierre Larue geführt hat, und möchte die des armen Deslauriers in Saint-Michel übernehmen, der im letzten Winter verblichen ist. Mit nur achtunddreißig Jahren… welch ein Missgeschick!«
Alexander spürte, wie sein Blut gefror: Jacques Guillot! Pierre Larues Partner! Schmunzelnd kehrte Charles-Louis an seinen Schreibtisch zurück.
»Ich persönlich danke ja Gott dafür, dass er mich vor dem Notariat bewahrt hat. Dieser Beruf scheint ein gefährlicher zu sein. Nehmt doch bitte Platz, Messieurs.«
Während der junge Herr den beiden Notaren erklärte, er brauche nur noch ein paar Minuten, musterte Alexander Guillot mit klopfendem Herzen. Ja, das war tatsächlich der Mann, den er am Morgen nach Pierres Tod an Isabelles Tür gesehen und der so inbrünstig ihre Hände gehalten hatte. Er spürte einen Anflug von Hoffnung in sich aufsteigen. Vielleicht wusste er ja, wo sich Gabriel und Élisabeth befanden. Er musste um jeden Preis mit ihm sprechen, bevor er an Bord des Schiffes ging. Aber wie sollte er das anstellen?
»Monsieur Macdonald?«
Alexander blinzelte und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Charles-Louis zu, der ihm ein Papier hinhielt. Zögernd schaute er darauf hinunter.
»Möchtet Ihr lieber … dass die beiden Herren unser Gespräch mit
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