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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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im Morgengrau’n verlassen, um nach Montréal zu reisen. Ich hätte gern … das Vergnügen gehabt… Eusch noch einmal zu treffen.«
    Michel presste die Lippen zusammen, richtete den Blick in die Ferne und trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. Dann, mit einem Mal, stieß er auf, und seine Hände kamen zur Ruhe. Aus blutunterlaufenen Augen sah er Alexander an und setzte ein eigentümliches Lächeln auf.
    »Da Ihr noch einen Tag länger bleibt… k … könnte ich Eusch um einen … Ge … Gefallen bitten? Nichts Schlimmes, keine Sorge! Ich hab leider vergessen, einem a … alten Freund eine wichtige Nachricht su schicken … Könntet Ihr sie ihm an meiner Stelle überbringen? Er heiß’ … Charles-Louis Tarieu de la Naudière und is’ der Sohn des Seigneur de la Pérade, eines Freundes meines Vaters. Ich hab misch im Krieg mit ihm angefreundet. Er war am Tag dieser schrecklichen Schlacht auch auf den Höhen. Ein energischer, talentierter und … äußerst mutiger junger Mann. Er ist 1760 in Sainte-Foy verwundet worden. Nach der Kapitulation ham wir uns in Frankreich wiedergetroffen. Und dann… in der Folge einer kleinen Es … Eskapade in London, bei unsern neuen englischen Freunden, ist Charles-Louis im letzten Frühjahr nach Kanada zurückgekehrt. Der Glückliche! Hat die Tochter des Sieur de la Corne geheiratet, die bezauuubernde Geniviève-Élisabeth. Ein paar Wochen ist das erst her. Im Moment hält er sich in Québec auf.«
    »Ich werde Eure Nachricht überbringen, Monsieur.«
    »Die Wahrheit is’ … in dem Brief entschuldige ich mich … Ich konnte nich’ zu seiner Hochzeit kommen. Eine delikate Angelegenheit, versteht Ihr? Deswegen möcht’ ich gern, dass Ihr ihm den Brief persönlich übergebt.«
    »Ihr könnt auf mich zähl’n.«
    Jedenfalls … wenn er sich morgen früh noch an den Namen erinnern konnte: Torieu de la Paudière … Nein, eher Tanieu de la Pérade …
    »Dann is’ das also abgemacht!«
    Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen stand Michel Gauthier auf. Alexander tat es ihm nach. Beide Männer schwankten, warfen ihre Gläser um und mussten sich am Tisch festhalten.
    »Oh! Ich glaube … ich lasse mir … mein Bett lieber hierherbringen! Soll ich vielleicht auch Eures holen lassen, Monsieur Macdonald? Coutil muss doch noch eine oder zwei Flaschen von diesem herrlichen Whisky in Reserve haben! Maaarie-Sophie!«
    Die hübsche Schankmagd, die Alexander früher am Abend angesehen hatte, kam herbei, wobei sie ganz bezaubernd die Hüften schwenkte.
    »Tinte, Papier und Siegelwachs, Maaarie-Sooophie! Und zwar richtige Tinte, keinen Rote-Rüben-Saft bitte! Ich muss … einen sehr wichtigen Brief… schreiben… Herrje, bin betrunken, mein Freund!«
    Mit einem »Uff!« ließ der Kanadier sich auf den Stuhl fallen. Er legte die Hand auf seinen Unterleib und verzog das Gesicht.
    »Au! Ich hätt’ Marie-Sophie gleich bitten sollen, mir den Nachttopf zu bringen… Ich glaub’, meine Blase platzt gleich!«
    Er schüttete sich vor Lachen aus und teilte den Rest des Whiskys auf. Dann hob er sein Glas und prostete Alexander zu, der die Augen zusammenkniff, damit er nicht schielte.
    »Auf unsere neue Freundschaft, mein Freund! Und auf Euer Wohl!«
    »Slàinte!«
     
    »Hmmm …«, meinte Charles-Louis Tarieu mit seiner warmen, tiefen Stimme und legte den Brief weg, den er gelesen hatte. »Kann ich Euch einen Cognac oder ein Glas Wein anbieten?«
    Sein Ton war höflich, nichts weiter. Alexander saß auf einem Stuhl und knetete nervös die Krempe seines Huts. Der argwöhnische Blick, mit dem der junge Edelmann seine ziemlich verknitterte Kleidung und seine Bartstoppeln gemustert hatte, verriet ihm einigermaßen genau, was er von ihm hielt.
    »Nein, danke. Wenn Monsieur mich nicht mehr brauchen …«
    »Oh doch, und ob ich Euch brauche!«
    Alexander, der immer noch den Whisky durch seine Adern rinnen fühlte, hatte nur den einen Wunsch, in sein Zimmer zurückzukehren und sich hinzulegen. Doch der junge Charles-Louis war zwar sichtlich gereizt, schien es aber nicht eilig zu haben, ihn zu entlassen. Er lehnte sich auf seinem lederbezogenen Sessel zurück und rieb sich nachdenklich die Nasenspitze. Nach einer Weile wedelte er mit den feingliedrigen Fingern über der vollkommen leeren Platte seines Schreibtisches herum.
    »Eine Schuld zu begleichen, indem man eine andere eintreibt… also, darauf muss man erst einmal kommen!«
    »Pardon?«
    »Monsieur Gauthier des

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