Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
seinen Schenkel, um ihn zur Ruhe zu mahnen.
    »Solomon ist Eurem Bruder begegnet.«
    »John?«
    »Er lässt sich Jean l’Écossais nennen und arbeitet für einen Händler, den ich sehr gut kenne. Solomon fand es merkwürdig, dass Ihr in meine Dienste getreten seid, obwohl Ihr bereits Handlanger bei Durand wart, dem ich misstraue. Deswegen habe ich ein paar Nachforschungen angestellt.«
    »Ihr habt was?!«
    Alexander musste sich Gewalt antun, um dem Hollandais nicht ins Gesicht zu schlagen.
    »Da ich wusste, dass Ihr früher einem schottischen Regiment angehört habt, habe ich mich an einen Offizier gewandt, Hauptmann Hugh Cameron, und der hat mir bestätigt, wer Ihr seid. Er hat mir auch mitgeteilt, Ihr hättet einen Zwillingsbruder, der seit kurz nach Eurer Ankunft in Québec 1759 als vermisst geführt wird. Da er noch lebt, ist er offensichtlich desertiert. Nehmt es mir nicht übel; das musste ich einfach überprüfen! Ihr müsst verstehen, dass ich vorsichtig sein muss. Wenn er die Absichten seines Dienstherren gekannt hätte, glaube ich nicht, dass Euer Bruder es gewagt hätte, bei mir einzutreten. Er war es, der versucht hat, Solomon in Verbindung zu mir zu bringen. Das wäre wirklich dumm von ihm gewesen; Solomon hätte ihn verraten können.«
    »Ihn verraten? Aber warum? Wovon sprecht Ihr?«
    »Das ist eine lange Geschichte, Alexander«, murmelte der Pelzhändler müde. »Und ehe ich sie Euch erzähle, wollte ich mich vergewissern, wer Ihr wirklich seid. Ich kennen Euren Bruder nicht … John oder l’Écossais … und kann mir nicht erlauben, ihm zu vertrauen. Er arbeitet für einen Mann, der mir zu schaden versucht, versteht Ihr? Aber ich brauche Euch und Eure ungeteilte Loyalität.«
    »Mich? Aber… Ihr kennt mich doch gar nicht! Ich bin ein vollkommen Fremder für Euch!«
    »Lasst mich ausreden. Einverstanden, ich kenne Euch nicht. Aber Ihr seid weder Franzose, Engländer oder Händler, und Ihr habt nicht das geringste Interesse an dem Konflikt, der die Handelsterritorien aufwühlt. Das ist wichtig für mich, denn es bedeutet, dass Ihr ein neutraler Beobachter seid und die Lage ganz objektiv einschätzen könnt. Ihr scheint mir ein intelligenter Mensch zu sein, der stets einen kühlen Kopf behält, und das gefällt mir. Ich habe Euch beobachtet, in Québec und in Montréal. Was ich da gesehen habe, hat mich davon überzeugt, dass Ihr die Rolle des Leibdieners, die ich Euch übertragen möchte, spielen könnt.«
    »Ich bin aber nicht gerade der Mann, der sich als Diener eignet, Monsieur …«, gab Alexander, dessen Zorn langsam der Neugierde wich, zurück.
    »Euch als Leibdiener zu bezeichnen, ist nur eine Ausrede, ein Vorwand, um zu erklären, warum Ihr stets an meiner Seite seid. Ihr habt doch Aufstand und Unterdrückung erlebt, oder, Alexander? Ich habe von dem Massaker von Culloden gehört. Wie alt wart Ihr damals?«
    »Vierzehn.«
    »Dann wisst Ihr also, wie weit Menschen gehen, die ein Volk unterwerfen wollen, stimmt’s?«
    Der Hollandais presste verbittert die Lippen zusammen, und Alexander wurde mit einem Mal von entsetzlichen Bildern der Gräueltaten überschwemmt, die der Herzog von Cumberland und seine Truppen begangen hatten. Wortlos nickte er.
    »Ich habe eine gewisse Vorstellung davon, was Ihr vielleicht erlebt habt. Würdet Ihr mir helfen? Es geht dabei um das Überleben eines Volkes.«
    »Wieso vertraut Ihr mir? Was garantiert Euch, dass ich Euch nicht verrate? Wer sagt Euch, dass ich nicht mit John unter einer Decke stecke? Dass ich nicht zu ihm gehen werde?«
    Der Pelzhändler sah ihn lange aus halb geschlossenen Augen an.
    »Ihr habt mir gerade gestanden, Euren Bruder seit drei Jahren nicht gesehen zu haben.«
    Er schwieg kurz und sprach dann weiter.
    »Als ich von ihm gesprochen habe, da habe ich in Eurem Blick erkannt, dass Ihr beide Rivalen seid. Ich bin kein Hellseher, aber bis heute habe ich mich noch nie in meinem Urteil über meine Männer geirrt. In dieser Angelegenheit kann ich mir auch keinen Irrtum erlauben. Daher habe ich, nachdem Ihr den ersten Vertrag unterzeichnet hattet, meine Nachforschungen über Euch angestellt. Hauptmann Hugh Cameron hat mir verraten, dass Ihr einen Onkel habt, der Offizier in Eurem Regiment war. Ich habe ihn aufgesucht. Wenn alles, was mir Hauptmann Archibald Cameron über Euch erzählt hat, wahr ist, kann ich Euch vertrauen. Wenn nicht, dann helfe mir Gott. Morgen müssten wir, wenn alles gutgeht, in Long Sault haltmachen. Dort sollt Ihr mir

Weitere Kostenlose Bücher