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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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erkennen. Darin steckt viel Weisheit. Wenn alle so wären wie Ihr, wäre das Leben viel einfacher, und es gäbe mehr Gerechtigkeit. Aber natürlich ist es nicht so. Zu viele Menschen fühlen sich vom Laster angezogen und verabscheuen das Gute. Auch ich habe zu verzichten gelernt, Alexander … auf Macht, Reichtum, Fleischeslust; auf all diese extremen Dinge, die letztendlich doch keine Garantie für das Glück sind. Im Lauf der Zeit habe ich gelernt, dass manche Vergnügungen nicht unbedingt Glück bedeuten, und dass die Wege, auf denen man sie verfolgt, meist unmoralisch sind und Seelenqualen verursachen. Seit ich darauf verzichte, fühle ich mich besser. Glaubt, was Ihr wollt … aber ich versuche, durch meine geistige Erneuerung göttliche Gnade vor dem Jüngsten Gericht zu erlangen. Vielleicht … nun ja. Doch eines bleibt mir noch zu tun, um kein schlechtes Gewissen mehr zu haben und mich frei zu fühlen. Und da kommt Ihr ins Spiel, denn Ihr seid von Grund auf ehrlich.«
    »Was erwartet Ihr von mir, Monsieur?«
    »Ich will Euch einen Schatz anvertrauen, mein Freund. Für manche Menschen, wie auch ich einmal einer war, stellt er Macht und Reichtum dar. Aber in meinen Augen steht er heute für das Leben von unschuldigen Männern, Frauen und Kindern. Das Überleben eines Volkes. Gewiss habt Ihr von der Erhebung der Völker um die Großen Seen gehört …«
    »Die Massaker an englischen Garnisonen durch Pontiac, ja.«
    »Kennt Ihr die Gründe, die Pontiac dazu gebracht haben, diese Gemetzel anzurichten?«
    »Die Engländer hungern sein Volk aus und behandeln es mit Verachtung.«
    »Wenn man so will. Es stimmt, dass General Amherst nicht entgegenkommend mit den Eingeborenen umgegangen ist. Er möchte sie vertreiben. Die Soldaten haben Befehl erhalten, keine Waffen mehr gegen Felle einzutauschen. Thomas Gage, Amhersts Nachfolger, kommt mir menschlicher vor. Aber leider ist die Saat des Hasses schon in die Herzen der eingeborenen Völker gesät worden und aufgegangen. Ich möchte der britischen Obrigkeit nicht die ganze Schuld geben, obwohl sie stark dazu beigetragen hat, diesen Hass zu nähren. Aber auf gewisse Weise haben die Franzosen in der Vergangenheit das Gleiche getan wie die Engländer heute. Die Methoden sind andere, doch das Ergebnis bleibt gleich. Die Indianer brauchen uns nicht, um zu überleben. Das haben sie wunderbar fertiggebracht, ehe der Erste von uns den Fuß hierher gesetzt hat. Doch leider kann man die Zeit nicht zurückdrehen… Ich habe lange genug unter diesen Menschen gelebt, um einige ihrer Sprachen und vieles über ihre Bräuche zu lernen, und um zumindest teilweise zu begreifen, wie sie die Welt sehen. Diese Männer und Frauen haben etwas begriffen, das wir Weißen nie verstehen werden: Nichts von allem, was diese Welt ausmacht, gehört uns oder wird uns jemals gehören. Das Land, die Tiere, die Pflanzen und auch unser Leben sind uns auf gewisse Weise nur geliehen. Die einzige Macht, die uns das Höchste Wesen verleiht, ist die, uns gemeinsam an allem, was uns die Erde schenkt, zu erfreuen. Man muss also teilen. Das Problem ist nur, dass der Weiße nicht teilt; er nimmt alles. Sein Bestreben, alles zu besitzen, hat ihn krank gemacht. Oh, natürlich! Die beiden Völker haben schließlich gelernt, nebeneinander zu existieren. Aber die Eingeborenen sind von der Krankheit des weißen Mannes angesteckt worden. Heute sind sie ohne Schießpulver und Gewehr nicht mehr in der Lage, auf die Jagd zu gehen; ohne Woll- oder Baumwollstoff können sie sich nicht mehr kleiden. Sie hören nicht mehr auf die Stimmen ihrer Vorfahren, sondern auf die der Männer, von denen sie abhängig sind und die sie brauchen. Sie haben ihre Seele verloren, mein Freund. Und ein Volk, das keine Seele mehr hat, ist kein Volk.«
    Der Hollandais verstummte, und in der Stille vernahm Alexander eine ferne Stimme in seinem Kopf. Lass dir nicht deine Seele stehlen  … Die Worte von Großmutter Caitlin … Der Tod eines Volkes, seiner Traditionen, seiner Seele … Würde er sein Versprechen halten? Ein dumpfes Geräusch holte Alexander in die Gegenwart zurück. Der Pelzhändler klopfte die Pfeife an seinem Stiefel aus und steckte sie in seine Gürteltasche.
    »Was habt Ihr vor? Wollt Ihr all diese Leute retten?«, erkundigte sich Alexander ein wenig sarkastisch.
    Der Hollandais stieß einen langgezogenen Seufzer aus und zuckte die Achseln.
    »Nein, das kann ein Mann allein wohl nicht. Aber ich weigere mich, weiter zu ihrem

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