Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
in seinem Schädel widerhallte, der von stechenden Schmerzen geplagt wurde. Er wälzte sich herum und hielt sich den Kopf. Nach und nach erinnerte er sich an die Geschehnisse des Vorabends, an den gepanschten Alkohol, Mikwanikwe … ihre Augen, ihre Hände … ihren Mund … und ihr Geschlecht. Sie hatten sich die ganze Nacht geliebt. Er erinnerte sich dunkel, dass die kleine Otemin aufgewacht war und ihre Mutter ihr ein Schlaflied gesungen hatte. Dann hatten sie leise den Wigwam verlassen, um unter den Kiefern die Kürbisflasche vollständig zu leeren, und sich noch einmal leidenschaftlich geliebt.
    »Mein Gott … An donas ort, Alasdair! «
    Seine Hände sanken schwer auf die Matte. Er konnte sich eines starken Schuldgefühls nicht erwehren. Wie immer, wenn er nach einer stürmischen Nacht mit einer Frau erwachte, dachte er an Isabelle. Das Taufkreuz, das er immer trug, bohrte sich in die Haut an seinem Hals und erinnerte ihn an die Frau, der er geschworen hatte, sie sein ganzes Leben lang zu lieben. Isabelle war für immer seine Frau. Die anderen würden immer nur Mätressen sein, vorübergehende Liebschaften. Da konnte er sich ruhig einreden, dass das vollkommen idiotisch war, dass Isabelle nie zu ihm zurückkehren würde, dass er sie endgültig aus seinem Gedächtnis verbannen musste. Aber …
    Alexander hatte den Eindruck, von den Frauen, bei denen er Liebe suchte, stets mehr zu empfangen, als er selbst gab. Seit jeher verspürte er ein unstillbares Bedürfnis nach Liebe und nahm gierig und egoistisch, was sie ihm an Zärtlichkeiten und Liebkosungen schenkten. Wenn es gerade keine Frau in seinem Leben gab, stürzte er sich in Herausforderungen, damit er das Gefühl hatte, wirklich zu leben; wenn schon nicht für eine andere Person, dann doch wenigstens für eine Sache. Bei Isabelle war das etwas anderes. Ein neues Bedürfnis war in ihm erwacht, aber er hatte keine Zeit gehabt, sich damit vertraut zu machen…
    Mühsam öffnete er ein Auge und schaute in fahles, trübes Licht. Es war ein regnerischer Morgen. Er hasste diesen Moment des Tages, an dem er seine Einsamkeit stärker als sonst empfand. Dagegen mochte er Regentage gern, obwohl dann alles feucht war. An solchen Tagen schien ihn ein Vorhang von der Welt, die ihn umgab, zu trennen, und das Leben lief im Schneckengang ab. Alles in allem fühlte er sich heute Morgen auch wie eines dieser Weichtiere, ebenso feucht und abstoßend. Er schloss die Augen wieder und versuchte, an nichts zu denken.
    Nach einer Weile spürte er, dass eine Fliege um ihn herumflog. Bestimmt versuchte das Tier, sich auf ihn zu setzen. Gereizt fuhr Alexander hoch und schlug um sich. Jetzt war er vollkommen wach, zumal sein Kopf grauenvoll schmerzte. Als er sich mit beiden Händen den Schädel hielt, begegnete er dem Blick zweier hübscher schwarzer und schelmisch blitzender Augen, die ihn musterten. Das Mädchen lächelte strahlend.
    »Boozhoo .«
    »Ähem … boozhoo . Bist du … Otemin?«
    Wieder kitzelte das Mädchen ihn mit der Gänsefeder.
    »Ja«, bestätigte sie lachend.
    Erneut vernahm er dieses Geschnatter, und dann wurde die Zeltklappe zurückgeschlagen, und mehrere Frauen, die mit Körben beladen waren, traten in den Wigwam. Mikwanikwe stellte ihren bei Alexander ab und kniete dann vor ihm nieder. Ihr langes, sorgfältig geflochtenes Haar hing auf ihre Brust, die sie mit mehreren Ketten geschmückt hatte. Sie strahlte einen leichten Duft nach Farn aus, der ihn an ihre rauschhafte Nacht erinnerte. Nachdem sie ihrer Tochter ein Stück von dem flachen Brot gegeben hatte, reichte sie ihm eine Schale wilden Reis, unter den Blaubeeren gemischt waren.
    »Pakwejigan ?«
    »Nein, danke«, erklärte Alexander mit einer Grimasse, die ziemlich genau zum Ausdruck brachte, wie sich sein Magen anfühlte.
    Mikwanikwe lachte leise und küsste ihn sanft auf die Wange. Dann nahm sie eine große Kürbisflasche von einem der Baumstämme, die das Gerüst des Wigwams bildeten, und bot sie ihm an.
    »Nibiiiwe .«
    »Nibi  … Wasser?«
    »Ja, Wasser.«
    Ihr Lächeln wärmte ihm das Herz. Mikwanikwes einfache Art tat ihm gut. Der Gedanke ging ihm durch den Kopf, dass ein Leben mit ihr angenehm wäre und ihn die Vergangenheit vergessen machen könnte. Er nahm die Flasche, stellte sie auf den Boden und richtete sich in eine kniende Stellung auf, um dann auf die junge Frau zuzurücken und seine großen Hände um ihr Gesicht zu legen.
    »Mikwanikwe, ich gehe morgen fort und … ich werde mit

Weitere Kostenlose Bücher