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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Weißen verliebt. Das ist doch keine Prostitution.«
    »Wenn sie für ihre besondere Gunst Mehl, Decken und gelegentlich auch Pulver und Munition erhält? Wenn das keine Prostitution ist, mein Freund, dann weiß ich es nicht. Zugestanden, sie ist nur mit einem Mann gegangen, dem Lagerverwalter des Forts. Sie war ihm treu, er dagegen war sich nicht zu schade, es mit jeder Frau zu treiben, die ihm gefiel. So ein verkommener Kerl! Die roten Hunde stinken! Wenn der Engländer lacht, enthüllt er sein Wolfsgebiss. Wenn er spricht, zeigt er seine gespaltene Zunge. Wenn er uns ansieht, sind seine Augen die eines Raubvogels.«
    Der Mischling stampfte auf und verstummte. Dann sprach er in ruhigerem Ton weiter.
    »Bevor sie ihre dreckigen Füße auf unser Land gesetzt haben, lebten wir in Frieden. Die Franzosen waren unsere Brüder. Sie haben ihr Blut mit unserem vermischt und unsere Frauen geheiratet. Wir haben Seite an Seite gejagt, und sie haben uns Waffen und Munition gegeben. Aber die Engländer, die roten Hunde, weigern sich, es ihnen nachzutun. Und unsere Krieger wissen nicht mehr, wie man mit dem Bogen jagt … Jetzt hungern unsere Kinder. Mit den Franzosen haben wir unser Land geteilt. Aber die Engländer verjagen uns von dem Land, das Kije-Manito uns geschenkt hat. Wir werden wie Sklaven behandelt, und unseren Frauen tut man Gewalt an.«
    Er hatte mit großer Heftigkeit gesprochen, und Alexander versuchte, ihn zu verstehen. Er wollte keine Meinung abgeben, sondern versuchte herauszubekommen, was der Mischling von ihm wollte.
    »Auf welcher Seite stehst du, Schotte?«, verlangte Wemikwanit zu wissen und zündete seine Pfeife, die ausgegangen war, wieder an. »Ich weiß, dass du dich entschieden hast, für einen Kanadier zu arbeiten. Aber vorher warst du britischer Soldat …«
    »Warum ist dir das so wichtig? Ich tue, was man mir aufträgt, ohne mich in eure Auseinandersetzungen einzumischen.«
    »Was man dir aufträgt? Und was genau hat der Hollandais dir aufgetragen? Er hält große Stücke auf dich … Niemand vertraut einem Unbekannten die Stelle eines Leibdieners an.«
    Mit einer abrupten Bewegung wandte Alexander sich seinem Gesprächspartner zu. Auf dem scharfgeschnittenen Gesicht spiegelten sich die Rottöne der untergehenden Sonne, was seine unheimliche Ausstrahlung noch unterstrich.
    »Ich kann lesen und schreiben.«
    Wemikwanit lächelte leise und schloss die leicht schrägstehenden Augen zur Hälfte. Alexander begriff, dass er bezüglich seiner Sonderstellung bei dem Pelzhändler einen Verdacht hegte. Van der Meer war zu Recht besorgt. Aber was genau wusste der Mischling?
    »Und was tust du, Wemikwanit, für dein Volk, von dem du sagst, es werde von den roten Hunden unterdrückt? Du bist hier unter Voyageurs, die eure Reichtümer zu ihren eigenen Zwecken ausbeuten, genau wie die Engländer. Warum bist du nicht bei deinen Leuten, jagst für den Winter und sorgst dafür, dass eure Kinder genug zu essen haben?«
    Wemikwanit hob beide Hände mit den Handflächen voran zum Himmel und sah Alexander herausfordernd an.
    »Wemikwanit gehört zu den Männern, die Federn tragen. Er ist Krieger, kein Jäger. Andere kümmern sich darum, den Stamm zu versorgen. Ich helfe meinem Volk auf andere Weise.«
    »Indem du Krieg führst? Du hast doch erlebt, wozu das im Sommer 1763 geführt hat … War dir das noch nicht deutlich genug? Oder brauchst du dazu noch mehr Blut, noch mehr Tote?«
    »Ich sehe, dass Wemitigoozhi dich gut unterwiesen hat. Aber sein englisches Blut hindert diesen Mann, richtig nachzudenken. Er behauptet, die Forderungen des großen Häuptlings Pontiac, der mit den Geistern gesprochen hat, anzuerkennen. Aber er ist ebenso hinterlistig wie die roten Hunde und füllt unsere Ohren mit Lügen. Du sprichst Französisch. Aber du bist kein Franzose, genau wie der Hollandais. Bist du von englischem Blut? Ich weiß, dass in deinem Land die Stämme aus den Nebelbergen ebenfalls die bittere Medizin der roten Hunde zu schmecken bekommen haben. Sehnst du dich nicht nach Rache?«
    »Rache bedeutet Tod.«
    »Nein, der Tod ruft nach Rache! Und was wünschst du dir für Mikwanikwe? Bist du wie dieser Thompson, der sie zu seinem eigenen Vergnügen missbraucht hat? Er hat unser Blut befleckt, indem er es mit seinem vermischt hat. In Mikwanikwes Bauch wächst das Kind dieses Bastards heran, und er kümmert sich nicht darum! Er vergiftet das Blut vieler Frauen, die durch das Böse entstellt werden.«
    »Du sprichst von den

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