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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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den Wildgänsen zurückkehren.«
    Sie legte ihre Hände auf seine, drückte sie sanft, schloss die Augen und lächelte strahlend.
    »Ich kann dir nichts versprechen. Aber wenn du möchtest … lehre ich dich meine Sprache, wenn ich zurück bin … Wir können zusammen zuschauen, wie der Mond und die Sonne im Waban Aki , im Osten, aufgehen, um über das Land der Anishnabek 29 zu herrschen …«
    »Miinange … Miinange  … Ja …«
     
    Der Regen währte nicht lange, und am Vormittag brach die Sonne durch die Wolken. Um seine Verbindung zu Mikwanikwe zu bekräftigen, legte Alexander ihr bei Sonnenuntergang einen jungen Spießbock zu Füßen. Sie teilte ihre Abendmahlzeit mit ihm, und dann verbrachten sie ihre letzte gemeinsame Nacht auf ihrer Schlafmatte.
    Bei Tagesanbruch versammelte der Hollandais seine Männer, um die Rückkehr in die Zivilisation anzutreten. Die Kanus waren beladen, und die Männer, die ihre Ruder in der Hand hielten, schickten sich an, sie zu besteigen. Sie umarmten einander und wünschten sich Glück und eine gute Reise. Munro und Alexander wechselten nur wenige Worte und umschlangen einander tief bewegt. In ein paar Monaten würden sie sich wiedersehen.
    Rauchsäulen stiegen zu einem blauen Himmel auf, an dem weiße Schäfchenwolken standen. Das Dorf, das rund um den Handelsposten errichtet war, lag ruhig da. Alexander konnte die Wigwams erkennen, die die Blockhütten überragten. Suchend sah er sich unter den Indianerinnen, die sich vor der Palisade am Ufer versammelt hatten, nach Mikwanikwe um. Da war sie, und Otemin stand dicht neben ihr. Lächelnd ging er zu den beiden. Ihre schönen dunklen Augen waren gerötet, aber sie erwiderte sein Lächeln. Er nahm ihre Hände und küsste sie.
    »Pass gut auf dich und deine Tochter auf, Mikwanikwe … und auf das Kleine«, setzte er hinzu, als ihm wieder einfiel, dass sie schwanger war.
    Langsam nickte sie. Dann entzog sie ihm ihre Hände und kramte in dem Korb, der vor ihren Füßen stand. Sie nahm ein Paar Mokassins heraus, die sie ihm mit niedergeschlagenen Augen reichte.
    »Makizin .«
    Sie waren wunderschön, mit Stachelschweinborsten geschmückt und sehr weich. Alexander war entzückt.
    »Miigwech .«
    »Alexander … gizaagi’in … Badwadjigan .«
    Ihre sanfte, wohlklingende Stimme verriet, wie bewegt sie war. Die junge Frau küsste ihn und rannte dann davon, auf den Waldsaum zu. Otemin zupfte am Ärmel des Schotten, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. Bedrückt schaute er in das kleine Gesichtchen, das ernst zu ihm aufsah. Das Mädchen hielt ihm ihre Gänsefeder hin. Er kauerte vor ihr nieder, nahm ihr Geschenk und streichelte ihre Wange.
    »Miigwech , Otemin. Was heißt das, gizaagi’in ?«
    »Gizaagi’in «, sagte das Kind, schlang die Arme um seinen Hals und drückte ihn sehr fest.
    »Ich glaube, ich verstehe«, murmelte er. »Und Badwadjigan ?«
    Sie zeigte mit ihrem kleinen Zeigefinger auf ihn und tippte auf seine Brust.
    »Ich? Badwadjigan , das bin ich?«
    Otemin nickte heftig, dass ihre Zöpfe nur so flogen, und lächelte. Alexander legte ihr die Hand auf den Kopf.
    »Einverstanden. Und jetzt lauf zu deiner Mama und sei brav, Otemin.«
    Das Mädchen rannte davon. Als er wieder an das Kanu trat, das seine Kameraden unterdessen bestiegen, begegnete Alexander dem interessierten Blick Wemikwanits, der den letzten Ballen einlud.
    »Ob sie dir wohl treu bleibt, mein Freund?«, fragte der Mischling mit einem Lächeln, das voller Andeutungen war. »Ich sehe, dass Kaishpas Schwester noch immer eine Vorliebe für Weiße hat.«
    »Sie ist seine Schwester?«
    Wemikwanit gab keine Antwort, sondern ergriff sein Ruder und stieg in das andere Kanu. Le Revenant, der die Szene beobachtet hatte, trat zu Alexander.
    »Er ist der Ersatz für Leboeuf, der die Reise ja offensichtlich nicht machen kann. Der Arme ist ganz verzweifelt, weil er den Winter über hierbleiben muss … Und? War die Prinzessin gnädig?«
    »Kannst du mir sagen, was Badwadjigan bedeutet?«
    »Badwadjigan ? Also … ganz sicher bin ich mir nicht, aber ich glaube, man könnte es so ungefähr mit ›Der-Mann-der-ein-Traum-ist‹ übersetzen.«
    »Der-Mann-der-ein-Traum-ist … Der-Mann-der-ein-Traum-ist …«, wiederholte Alexander, und sein Blick verlor sich in dem tiefen Grün der Nadelbäume, von denen der Handelsposten umgeben war, dort, wo Mikwanikwe verschwunden war.
     
    In den Wäldern prunkte das Herbstlaub in Gold- und Rottönen, und der Fluss schlängelte

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