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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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greifen!«
    Alexander fuhr herum. Der Spielmeister war verschwunden, und sein großer Affe ebenfalls. Ein Stück weiter weg hatte Munro alle Hände voll damit zu tun, seine Indianerin zu begrapschen … Er stürzte aus dem Pavillon. Es dauerte ein paar Sekunden, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Er ging um das Gebäude herum und stolperte dabei über schnarchende Gestalten, die an der Mauer zusammengesackt waren.
    Nachdem er einen Anbau passiert hatte, stand er verblüfft vor einer sich bewegenden, stöhnenden Masse, die vom Mondlicht beschienen wurde. Ein Reiter schlug mit seiner Gerte auf sein Pferd ein. Betroffen stand er einen Moment lang da, bis Hilferufe zu ihm drangen und ihn daran erinnerten, warum er hier war. Er ließ die schaurige Szene hinter sich und ging zu der Hütte, die Rémi Aunay, der Pastor, bewohnte. Davor lag Joly sturzbetrunken auf einer Bank.
    Licht fiel durch das Fenster und die angelehnte Tür nach draußen. Stimmen drangen aus dem Inneren. Alexander warf einen Blick hinein, um sich zu vergewissern, ob der Pastor wirklich da war. Zwei junge Mädchen knieten in andächtiger Haltung vor einem Mann, der eine Soutane trug und ihm den Rücken zuwandte. Alexander zögerte. Dann war Aunay also wirklich Priester? Sollte er warten, bis er diesen jungen Mädchen die Beichte abgenommen hatte?
    »… und um Buße zu tun, meine kleinen Hühnchen, bitte ich Euch, großzügiger zu sein.«
    Hühnchen? Alexander schaute noch einmal in die Hütte. Der »Pastor« hob seine Soutane, und eines seiner »Hühnchen« verschwand darunter. Verblüfft, mit offenem Mund, flüchtete Alexander sich in den Schatten. Ein unbändiges, unwiderstehliches Lachen stieg in seiner Kehle auf. Jetzt verstand er die Anspielungen seiner Kameraden, wenn es um Aunay ging.
    Er kehrte in das Gebäude zurück, in dem der Ball stattgefunden hatte. Le Revenant traf im selben Moment ein. Er hatte Kilpretin im Schlepptau, der schimpfte, weil man ihn aus dem Schlaf gerissen hatte.
    »Hast du den Pastor gefunden?«
    »Er war gerade dabei, die Beichte abzunehmen …«
    »Oh!«, meinte le Revenant und lächelte leise. »Nun ja, dann muss sich der Kleine eben mit unserem Metzger zufriedengeben.«
    »Ich fürchte ja.«
    Als sie in den Saal traten, stellten sie fest, dass die Feier lauter als zuvor weiterging. Jean-Baptiste Leboeuf saß auf einem Stuhl. Seine verletzte Hand war verbunden, und in der anderen hielt er ein Glas Branntwein, das er jetzt mit einem Zug leerte. Eine Frau beugte sich über ihn und sprach mit dem Jungen, der immer noch so blass wie eben war. Er nickte und streckte sein Glas hin, das sie wieder vollschenkte. Ihr Lederrock war an einer Seite geschlitzt und ließ einen langen, wohlgeformten Schenkel erkennen.
    »Anscheinend hat das Unglück des Burschen ihm das Mitleid einer Ojibwa-Prinzessin eingetragen«, meinte le Revenant lachend. »Er wird es überstehen. Aber ich bin mir sicher, dass er sein Paddel vor dem Frühjahr nicht wieder in die Hand nehmen kann.«
    Als Kilpretin sah, dass man ihn für nichts und wieder nichts aus dem Bett geholt hatte, entfernte er sich laut fluchend. Der Zorn ließ seinen irischen Akzent durchschlagen. Die Indianerin hob den Kopf und sah in ihre Richtung. Ihre Augen, die schwarz wie Obsidian waren, schauten Alexander an, ergriffen ihn und erweckten seine männliche Begierde. Ihm war, als liefen Tausende kleiner, gefräßiger Tiere durch seinen ganzen Körper. Sie wusste genau, welche Wirkung sie auf ihn ausübte. Spöttisch lächelnd kam sie in einem sinnlich wiegenden Gang auf ihn zu. Vollkommen fasziniert stand er wie angewurzelt da und starrte ihr entgegen. Mit einer anmutigen Bewegung warf sie ihren langen Zopf auf den Rücken. Sie war wie eine bernsteinfarbene Sirene, die durch den Nebel dieses ekelhaften Raums auf ihn zugeschwebt kam.
    »Boozhoo «, murmelte sie, als sie auf gleicher Höhe mit ihm war, und strich ihm zuerst über die Hand und dann über den Arm.
    »Guten Abend«, stotterte er, während sie weiterging.
    Seine Kehle war trocken. Er schluckte. Sie war verschwunden. Aufgewühlt und wie erstarrt stand er da und sah ins Leere.
    »Hast du ein Problem, oder was?«, wollte le Revenant von ihm wissen.
    »Ein Problem?«
    Ja, er hatte ein Problem. Allerdings. Eines, das ihn buchstäblich fast aus den Nähten platzen ließ.
    »Weißt du nicht, dass die Frauen der Wilden es als Beleidigung betrachten, wenn man ihre Annäherungsversuche

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