Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
und ich spreche Englisch. Warum erzählst du mir das?«
    Langsam zog Wemikwanit sein Messer aus dem Boden und wischte es an seinen Beinlingen ab. Als Alexander die Klinge in den letzten Sonnenstrahlen aufleuchten sah, fiel ihm ein, dass heute Nacht Neumond war.
    »Weil du uns helfen kannst, Macdonald.«
    »Ich habe nicht vor, deswegen in den Kampf zu ziehen …«
    »Wer spricht denn vom Kämpfen? Aber Waffen kaufen, das ist etwas anderes …«
    »Ich verstehe nicht.«
    Wemikwanit stieß ein leises, bedrohlich wirkendes Lachen aus und sah Alexander durchdringend in die Augen.
    »Denk gut darüber nach, Macdonald. Ich finde es seltsam, dass ein Mann, der so oft erlebt hat, wie die roten Hunde ihn und seine Familie niedergeschmettert haben, gleichgültig bleibt, wenn sich die Gelegenheit ergibt, diese Hand abzuhacken. Waren die Gefängnisse in deinem Land dir nicht kalt und schrecklich genug?«
    Alexander spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich.
    »Wer …?«
    »Das Land ist groß … aber die, die für dieselbe Sache kämpfen, begegnen einander früher oder später.«
    John! Er hatte John getroffen! Seinen Bruder, der für einen Händler arbeitete, der versuchte, sich das Gold anzueignen … Plötzlich fragte er sich, ob John wusste, dass er an dieser Expedition des Hollandais’ teilnahm.
    Wemikwanit stand auf und schüttelte seine Beinlinge aus. Er ließ seinen Blick um sich schweifen und erblickte den Hollandais, der beim Licht einer Lampe unter seinem Zeltdach saß und in seine Papiere vertieft war. Der Mischling beugte sich zu Alexander herunter.
    »Die Nacht bringt Rat, mein Freund. Ich wünsche dir einen angenehmen Schlummer.«
    Dann ging er davon. Alexander blieb zurück. Er war immer noch wie vor den Kopf geschlagen durch Wemikwanits letzte Enthüllung.
     
    Die Nacht brachte Alexander keinen Rat, sondern quälte ihn mit alten Alpträumen. Wie van der Meer sagte, arbeitete John für einen Mann, der sich die verzweifelte Sache der Indianer zu eigen gemacht hatte. Isabelle hatte versichert, ihn im Frühjahr auf dem Ball des Gouverneurs gesehen zu haben. Wenn sein Bruder im Auftrag seines Dienstherrn den Hollandais beobachtet hatte, dann wusste er bestimmt, dass er sich für die Expedition des kanadischen Pelzhändlers verpflichtet hatte. Das komplizierte alles. Unter diesen Umständen musste er ihm bis zu seiner Rückkehr nach Montréal aus dem Weg gehen… wenn er nicht das Lager wechselte. In wenigen Tagen würde seine Verpflichtung enden.
    In was für einer Zwangslage befand er sich! Wemikwanits Worte hatten Widerhall bei ihm gefunden … Die Art, wie der Indianer im Gegensatz zu dem Hollandais die Dinge sah, hatte Zweifel in ihm gesät…
    Alexander spürte, wie sich ihm ein harter Gegenstand in die Schulter bohrte. Er fuhr zusammen, wälzte sich auf seiner Decke herum und stieß sich den Kopf an einem Stein. Fluchend öffnete er die Augen und erstarrte vor Schreck, als er in den schwarzen Rachen eines Gewehrlaufs sah. Der Hollandais starrte ihn kalt an. Aber in den Tiefen seiner Augen standen Verbitterung und Trauer.
    »Was habt Ihr ihm erzählt, Alexander?«, verlangte der alte Händler nach langem Schweigen zu wissen. »Was habt Ihr Wemikwanit gesagt? Ich habe Euch vertraut …«
    »Nichts habe ich gesagt! Warum?«
    »Weil er während der Nacht verschwunden ist. Gestern Abend habe ich gesehen, wie Ihr Euch mit ihm unterhalten habt. Ich dachte mir schon, dass er versuchen würde, aus mir herauszubekommen, wo das Gold ist, aber ich hätte nie gedacht, dass er sich an Euch wenden würde.«
    Er drückte ihm den Gewehrlauf auf die Brust. Der Schotte stieß den Lauf zu Boden.
    »Ich schwöre Euch, dass ich nichts gesagt habe! Ich hatte Euch doch mein Wort gegeben!«
    »Ich könnte Euch auf der Stelle töten, und niemand würde mir Fragen stellen, Alexander. Leider, oder zum Glück für Euch, habe ich bereits einen Ruderer verloren und kann es mir nicht leisten, noch einen zweiten einzubüßen.«
    »Wemikwanit gehört zur Liga. Er weiß, dass ich über den Schatz im Bilde bin, so viel ist sicher. Er hat es mir deutlich zu verstehen gegeben. Aber ich glaube nicht, dass er vermutet, ich wüsste, wo genau er sich befindet… Sicher, er will ihn haben …«
    »Das wollen sie alle, verflucht! Seit einem Jahr sitzen sie mir jetzt schon im Nacken! Diese verdammte Truhe wird noch einmal mein Tod sein, Alexander, und ich ertrage das nur, weil ich mich auf meine Überzeugungen stütze. Wemikwanit ist ein

Weitere Kostenlose Bücher