Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Engländern, als wären sie der Teufel. Aber war nicht der erste weiße Mann, der euch Rum verkauft und Schießpulver gegeben hat, Franzose? Haben nicht auch die Franzosen den Anishnabek das Böse und den Tod gebracht?«
    Der Mischling schwieg. Er verzog den Mund zu einer bitteren Grimasse, krauste die Nase und kniff die Augen zusammen. Langsam brach die Nacht herein und verschlang die Landschaft, die vor den beiden Männern lag.
    »Schon …«, gestand Wemikwanit nach einer Weile ein. »Aber die Wurzeln des Bösen sind inzwischen so tief verankert, dass man sie nicht mehr aus unserem Land reißen kann … Rückgängig machen kann man das nicht mehr, nur seinen Fortschritt aufhalten … Es ist wahr, es gab eine Zeit, als unsere Väter in diesem Land, das unsere Mutter ist und das wir Aki nennen, in Freiheit lebten. Der Kije-Manito hat Aki für uns gemacht. Er hat auch den Bison, den Hirsch und das Karibu für uns geschaffen … damit wir zu essen haben. Den Biber und den Bären hat er geschickt, damit wir uns kleiden und warm halten können. Aki schenkt uns den Mais für unser Brot. Eines Tages sind Männer über das große Meer gekommen und haben dieses Land betreten, das ihnen nicht gehörte. Sie haben behauptet, unsere Freunde zu sein. Unsere Väter haben ihnen geglaubt, Platz für sie gemacht und ihnen zu essen gegeben. Zum Dank haben sie uns dieses Wasser geschenkt, das den Geist krank macht. Sie haben uns Brüder genannt, und dann wollten sie uns ihren Gott bringen. Unsere Väter haben begonnen, ihr Feuerwasser zu trinken, ihr Donnerpulver benutzt und zugehört, wenn sie von ihrem Gott gesprochen haben. Sie haben nicht mehr der Stimme von Kije-Manito gelauscht, obwohl er weiter zu ihnen redete. Sie haben die Augen geschlossen, sodass sie blind wurden und nicht gesehen haben, dass diese Männer mit ihren Metallwerkzeugen den Schoß unserer Mutter, Aki , zerrissen. Sie haben sich die Ohren zugehalten, sodass sie taub waren und nicht gehört haben, wie sie schrie, als sie sie aufgegraben und umgewühlt haben, um ihr die Bäume, die ihre Knochen sind, auszureißen. Sie haben den Mund verschlossen und sind stumm geblieben, als sie Tiere getötet haben, um ihnen ihr Fell abzuziehen, und das Fleisch verfaulen ließen. Aki hat vor Zorn gebebt, aber unsere Väter haben in ihrem Rausch geschwankt und es nicht unter ihren Füßen gespürt … Die Wahrheit ist, dass das Gift uns immer noch blind macht … Aber Pontiac hat die Stimme von Kije-Manito gehört und dem Delaware-Propheten Neolin gelauscht. Er hat die Augen geöffnet, damit es nicht irgendwann zu spät ist. Die Engländer wollen unseren Untergang; sie sind nicht wie unsere französischen Brüder. Sie weigern sich, unsere Sprache zu lernen und an unseren Spielen und Festen teilzunehmen. Sie sind überheblich und kalt. Sie verjagen uns von unserem Land und machen sich über uns lustig. Statt uns Medizin zu geben, um unsere Krankheiten zu heilen, geben sie uns ihre Seuchen, um uns zu vernichten. Selbst die Seneca wollen nichts mehr von dem Bündnis mit ihnen wissen, das seit hundert Jahren bestand. Ohnehin brauchen die Engländer sie nicht mehr, um Krieg gegen die Franzosen zu führen, und wollen sie loswerden. Wir müssen die roten Hunde aus unserem Land, dem Land der Anishnabek , vertreiben. Dieses Land hat nicht den Franzosen gehört, auch wenn sie selbst darüber anders gedacht haben. Wir haben es vielmehr mit ihnen geteilt, weil Onontio 30 gut zu uns gewesen ist. Aber die Franzosen haben uns im Stich gelassen. Jetzt müssen wir die Engländer loswerden, bevor sie uns den Garaus machen. Anschließend werden wir sehen, was wir mit den Franzosen anstellen.«
    »Und du glaubst, dass ihr das schafft, indem ihr Krieg gegen sie führt?«
    Wemikwanits Züge verhärteten sich, und ein beunruhigendes Licht blitzte in seinen Augen auf, während er mit dem Zeigefinger über das Heft seines Messers strich.
    »Als ich Saginaw verließ, wo meine Familie lebt, erfuhr ich, dass Wasson, unser großer Häuptling, die Wyandot aus Sandusky, die Mississauga und mehrere Odawa-Stämme einen Friedensvertrag mit den Engländern unterzeichnen wollten. Die Delaware und die Shanwni haben bereits einen mit Oberst Bouquet unterschrieben. Und trotzdem hat General Gage Strafexpeditionen in Ohio durchgeführt, bis nach Fort Detroit. Die Engländer wollen keinen Frieden! Das weiß Pontiac und bereitet seinen Gegenschlag vor. Die Kriegs- Wampums 31 sind unterwegs.«
    »Ich bin kein Franzose,