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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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wird er«, sagte ich zu Stebbings, »zieht den Stopfen aus dem Röhrchen, bis er nachlässt, dann steckt ihn wieder hinein. Falls einer von euch beiden das Gefühl hat zu sterben, weckt mich auf.«
    Ohne weitere Umstände, wenn auch mit dem Gefühl, mir selbst dabei zuzusehen, legte ich mich auf den Holzboden, schob mir eine Falte von Stebbings’ Umhang unter den Kopf und schlief ein.
     
    ICH KONNTE NICHT EINSCHÄTZEN, WIE VIEL ZEIT VERSTRICHEN WAR, ALS ICH aufwachte. Einige Minuten blieb ich liegen, ohne einen klaren Gedanken fassen zu können, während sich mein Verstand gemeinsam mit den Bewegungen des Decks unter meinem Kopf hob und senkte. Irgendwann begann ich, murmelnde Männerstimmen vom Rauschen und Scheppern eines Schiffs auf See zu unterscheiden.
    Ich war so tief in das Vergessen gesunken, dass ich kurze Zeit brauchte, um mich wieder an die Ereignisse zu erinnern, die sich vor meinem Einschlafen zugetragen hatten. Verletzungen, Brandygeruch, meine Hände, die grobes Segeltuch zerrissen, und der Farbgeruch der nassen, leuchtenden Kalikostoffe. Jamies blutiges Hemd. Stebbings’ schmatzende Brustverletzung. Diese Erinnerung hätte mich normalerweise abrupt auffahren lassen, doch vom Liegen auf dem nackten Holzboden war ich steif geworden. Ein scharfer Schmerz durchfuhr mich vom rechten Knie bis zur Leiste, und meine Arm- und Rückenmuskeln
protestierten qualvoll. Bevor ich sie genug dehnen konnte, um mich hochzukämpfen, hörte ich die Stimme des Kapitäns.
    »Ruft Hickman.« Stebbings’ Stimme klang heiser und leise, aber entschlossen. »Ich möchte lieber erschossen werden, als das hier noch länger auszuhalten.«
    Ich hatte nicht das Gefühl, dass er scherzte. Jamie auch nicht.
    »Das kann ich Euch nicht verübeln«, sagte er. Seine Stimme klang sanft, aber ernst und genauso entschlossen wie Stebbings’.
    Meine Augen konnten allmählich wieder klar sehen, und der lähmende Muskelschmerz ließ ein wenig nach. Von dort, wo ich lag, konnte ich Stebbings von den Knien abwärts sehen – und Jamie, der zusammengesunken neben ihm an der Teekiste lehnte und den Kopf auf die hochgezogenen Knie gelegt hatte.
    Es folgte eine Pause, und dann sagte Stebbings: »Ach nein? Gut. Dann geht Hickman holen.«
    »Warum?«, fragte Jamie nach einer etwa ebenso langen Gedankenpause – vielleicht musste er auch nur seine Kräfte sammeln, um zu antworten. Sein Kopf hob sich nicht, und er klang beinahe betäubt vor Erschöpfung. »Wir brauchen den Mann doch nicht aus dem Bett zu holen, oder? Wenn Ihr sterben wollt, braucht Ihr Euch nur das Röhrchen aus der Brust zu ziehen.«
    Stebbings stieß ein Geräusch aus. Möglich, dass es als Lachen, als Stöhnen oder als wütende Erwiderung begonnen hatte, doch es endete als Zischen mit zusammengebissenen Zähnen. Mein Körper spannte sich an. Hatte er tatsächlich versucht, es herauszuziehen?
    Nein. Ich hörte, wie sich sein schwerer Körper bewegte, sah, wie sich seine Füße einrollten, während er nach einer bequemeren Position suchte, und hörte Jamie ächzen, als er sich vorbeugte, um ihm zu helfen.
    »Es kann … gern … jemand … Genugtuung aus meinem Tod … ziehen«, keuchte er.
    »Ich hab Euch das Loch verpasst«, sagte Jamie. Er richtete sich auf und räkelte sich vorsichtig. »Mich würde es nicht besonders freuen, Euch daran sterben zu sehen.« Er musste sich weit jenseits der Erschöpfung befinden, und er war offensichtlich genauso steif wie ich. Ich musste aufstehen und dafür sorgen, dass er sich hinlegte. Doch er redete immer noch auf Stebbings ein, und sein Tonfall war so ungerührt, als diskutierte er über ein abstruses Thema aus der Philosophie.
    »Und was Kapitän Hickmans Genugtuung betrifft – fühlt Ihr Euch ihm gegenüber denn verpflichtet?«
    »Nein.« Das kam kurz und scharf, allerdings gefolgt von einem krampfhaften Atemzug.
    »Es ist ein sauberer Tod«, brachte Stebbings hervor, nachdem er noch ein paarmal Luft geholt hatte. »Rasch.«
    »Aye, das habe ich mir gedacht«, sagte Jamie mit schläfriger Stimme.
    Stebbings stieß einen Grunzlaut aus, der fragend klang. Jamie seufzte. Im
nächsten Moment hörte ich Stoff rascheln und sah, wie er stöhnend sein linkes Bein bewegte und seinen Kilt zurückschlug.
    »Seht Ihr das?« Sein Finger fuhr langsam der Länge nach über seinen Oberschenkel, vom Knie an bis fast zur Leiste.
    Diesmal klang Stebbings’ Grunzlaut schon interessierter und definitiv fragend. Seine überhängenden Strumpfzehen bewegten

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