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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sich, weil seine Füße zuckten.
    »Bajonett«, erklärte Jamie und legte den Kilt beiläufig wieder über die tiefe, knotige Narbe. »Danach habe ich zwei Tage im Fieber gelegen, und es hat mich lebendig zerfressen. Mein Bein ist angeschwollen und hat gestunken. Und als dann der englische Offizier kam, um uns das Hirn wegzupusten, war ich mehr als froh.«
    Kurzes Schweigen.
    »Culloden?«, fragte Stebbings. Seine Stimme war immer noch heiser, und ich konnte das Fieber darin hören, doch auch hier klang jetzt Interesse mit. »Habe … davon gehört.«
    Jamie antwortete nicht, sondern gähnte plötzlich. Er gab sich keine Mühe, es zu unterdrücken, und rieb sich dann nachdenklich das Gesicht. Ich konnte das sanfte Kratzen seiner Bartstoppeln hören.
    Schweigen, doch etwas daran war jetzt anders. Ich konnte Stebbings’ Wut spüren, seine Schmerzen und seine Angst – aber in seinen mühseligen Atemzügen schwang auch ein Hauch von Belustigung mit.
    »Wartet Ihr darauf, dass ich … frage?«
    Jamie schüttelte den Kopf.
    »Die Geschichte ist zu lang, und ich möchte sie nicht erzählen. Lassen wir es dabei, dass ich mir sehnsüchtig gewünscht habe, dass er mich erschießt, und der Schurke hat es einfach nicht getan.«
    Die Luft in dem kleinen Frachtraum war abgestanden, aber auch geladen. Es roch nach Blut und nach Luxus, nach Wohlstand und nach Krankheit. Ich atmete ebenso sanft wie tief ein und roch die Körper der Männer, ihren scharfen, wilden Kupfergeruch, bitter vor Anstrengung und Erschöpfung. Frauen rochen niemals so, dachte ich, selbst unter extremen Bedingungen.
    »Dann wollt Ihr Euch jetzt also rächen?«, fragte Stebbings nach einer Weile. Seine zuckenden Füße waren zur Ruhe gekommen. Seine schmutzigen Strümpfe hingen still, und seine Stimme klang müde.
    Jamies Schultern bewegten sich langsam. Er seufzte auf, und seine Stimme klang beinahe genau so müde wie Stebbings’.
    »Nein«, sagte er sehr leise. »Sagen wir, ich möchte eine Schuld begleichen.«
    Eine Schuld?, dachte ich. Wem gegenüber? Jenem Lord Melton, der sich als Ehrenmann geweigert hatte, ihn umzubringen, und ihn aus Culloden heimgeschickt hatte, versteckt in einem Wagen voller Heu? Seiner Schwester, die sich geweigert hatte, ihn sterben zu lassen, und ihn durch ihre schiere Willenskraft wieder ins Leben gezerrt hatte? Anderen gegenüber, die gestorben waren, während er überlebt hatte?

    Ich hatte mich jetzt so weit gereckt, dass ich aufstehen konnte, doch ich wartete noch. Ich hatte es nicht eilig. Die Männer schwiegen, ihr Atmen Teil des atmenden Schiffs, der seufzenden See im Freien.
    In aller Stille und mit großer Gewissheit begriff ich, dass ich die Antwort kannte. Ich hatte schon oft in den Abgrund geblickt, über die Schulter anderer hinweg, die an der Kante standen und hinunterblickten. Doch einmal hatte ich auch selbst hineingeschaut. Ich kannte die große Leere und ihren Lockruf, der Ruhe versprach.
    Ich wusste, dass auch sie in diesem Moment beide dort standen, Seite an Seite und doch allein, und in die Tiefe blickten.

VIERTER TEIL
    ZUSAMMENTREFFEN

32
    VERDACHTSMOMENTE
    Lord John Grey an Mr. Arthur Norrington 4. Februar 1777 (Chiffre 158)
    Mein lieber Norrington,
     
    in der Folge unserer Unterredung habe ich gewisse Entdeckungen gemacht und halte es für klug, Euch diese anzuvertrauen.
    Ende des Jahres habe ich eine Reise nach Frankreich unternommen und dort auch Baron Amandine besucht. Ich bin sogar einige Tage bei ihm geblieben und konnte mich mehrfach mit ihm unterhalten. Ich habe Grund zu der Annahme, dass Beauchamp in der Tat mit der von uns besprochenen Angelegenheit zu tun hat und eine Verbindung mit Beaumarchais unterhält, der daher wohl ähnlich darin verwickelt sein dürfte. Amandine selbst hat, glaube ich, nichts damit zu tun; es könnte aber sein, dass ihn Beauchamp als Fassade benutzt.
    Ich habe um eine Audienz bei Beaumarchais gebeten, die mir jedoch verweigert wurde. Da er mich normalerweise empfangen hätte, gehe ich davon aus, dass ich in ein Wespennest gestochen habe. Es wäre sinnvoll, ihn im Auge zu behalten.
    Außerdem solltet Ihr in der Korrespondenz mit Frankreich auf jede Erwähnung eines Unternehmens namens Rodrigue Hortalez et Cie achten (ich bitte Euch, ebenfalls mit der Person zu sprechen, die für die Korrespondenz mit Spanien zuständig ist). Ich kann zwar nichts herausfinden, was verdächtig wäre, doch genauso wenig kann ich irgendetwas Solides über sie herausfinden, wie etwa die

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