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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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wurden. Roger beispielweise hatte nichts mit William Buccleigh MacKenzie gemeinsam, Geillis’ Sohn mit Dougal MacKenzie – dem Mann, der dafür verantwortlich war, dass man Roger gehängt hatte.
    »Sohn einer Hexe«, murmelte sie. »Ich hoffe, du schmorst in der Hölle.«
    »Böses Wort, Mami«, sagte Mandy tadelnd.
    ES GING BESSER, ALS ER ZU HOFFEN GEWAGT HATTE. DAS KLASSENZIMMER WAR vollgestopft mit Kindern, einer Reihe von Eltern und sogar ein paar Großeltern, die sich an den Wänden drängten. Er erlebte einen kurzen Moment des Schwindelgefühls – keine Panik und kein Lampenfieber, sondern das Gefühl, in eine tiefe Schlucht zu blicken, deren Boden er nicht sehen konnte -, den er noch aus seiner Zeit als Folksänger kannte. Er holte tief Luft, legte den Stapel mit den Büchern und Papieren hin, lächelte sie an und sagte: »Feasgar math!«
    Mehr war nicht nötig; kaum waren die ersten Worte gesprochen – oder gesungen -, und schon war es so, als fasste man an einen Stromdraht. Energie floss zwischen ihm und den Zuhörern hin und her, und die nächsten Worte schienen aus dem Nichts zu kommen und ihn zu durchströmen wie die tosenden Wassermassen in einer von Briannas gigantischen Turbinen.
    Nach ein paar einführenden Worten widmete er sich dem Thema »Fluchen auf Gälisch«, denn er wusste ja, warum die meisten der Kinder hier waren. Ein
paar Eltern zogen zwar die Augenbrauen hoch, doch in den Gesichtern der Großeltern machte sich ein leises, vielsagendes Lächeln breit.
    »Es gibt im Gälischen keine Schimpfwörter wie im Englischen«, sagte er und grinste den frechen Blondschopf in der zweiten Reihe an. Das musste der kleine Glasscock sein, der zu Jemmy gesagt hatte, er würde in die Hölle kommen.
    »Tut mir leid, Jimmy. Das heißt aber nicht, dass man den Leuten nicht trotzdem ordentlich die Meinung sagen kann«, fuhr er fort, als das Gelächter verstummte. »Aber gälische Flüche sind eine Kunstform, keine Frage der Grobheit.« Das brachte auch die alten Leute zum Lachen, und mehrere Kinder wandten ihren Großeltern erstaunt die Köpfe zu.
    »Ich habe zum Beispiel einmal gehört, wie ein Farmer, dem ein Schwein in die Maische geraten war, zu dem Tier gesagt hat, dass er hoffte, seine Gedärme würden ihm aus dem Bauch platzen und von den Krähen gefressen werden.«
    Ein beeindrucktes »Ooh!« seitens der Kinder, und er fuhr lächelnd fort, ihnen sorgsam redigierte Fassungen einiger besonders kreativer Flüche zu präsentieren, die er bei seinem Schwiegervater aufgeschnappt hatte. Unnötig hinzuzufügen, dass es trotz des Mangels an Schimpfwörtern möglich war, jemanden als »Tochter einer Hündin« zu bezeichnen, wenn man etwas wirklich Böses sagen wollte. Wenn die Kinder wissen wollten, was Jem tatsächlich zu Miss Glendenning gesagt hatte, mussten sie ihn selbst fragen. Wenn sie das nicht längst getan hatten.
    Dann ließ er eine ernstere – aber schnelle – Beschreibung des Gaeltacht folgen, jener Region Schottlands, wo traditionell Gälisch gesprochen wurde, und erzählte ein paar Anekdoten darüber, wie er als Teenager auf den Heringsbooten im Minch Gälisch gelernt hatte – einschließlich der vollständigen Rede, die ein aufgebrachter Kapitän Taylor gehalten hatte, als ein Sturm sein bevorzugtes Hummernest leer gefegt und sämtliche Reusen mitgenommen hatte (ein Beispiel seiner Eloquenz, das er mit erhobener Faust an die See, den Himmel, die Besatzung und die Hummer gerichtet hatte). Wieder lagen sie fast am Boden vor Lachen, und ein paar der alten Knacker in der letzten Reihe flüsterten grinsend miteinander, denn offensichtlich hatten sie schon Ähnliches erlebt.
    »Aber Gaidhlig ist eine Sprache«, sagte er, als das Gelächter ein weiteres Mal verstummt war. »Und das heißt, es dient vor allem der Verständigung – dazu, dass sich Menschen miteinander unterhalten können. Wie viele von euch haben schon einmal Wechselgesänge gehört? Walklieder?«
    Interessiertes Gemurmel; einige ja, andere nicht. Also erklärte er ihnen, wie Wolle gewalkt wurde: »Die Frauen haben alle zusammengearbeitet, den nassen Wollstoff zu kneten, um ihn wind- und wasserfest zu machen – denn früher gab es ja noch keine Regenmäntel oder Gummistiefel, und die Leute mussten sich Tag und Nacht bei jedem Wetter im Freien aufhalten können, um sich um ihr Vieh oder ihre Häuser zu kümmern.« Seine Stimme war inzwischen gut aufgewärmt;
er glaubte, dass er ein kurzes Walklied wohl überstehen würde. Also

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