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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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schlug er seinen Ordner auf, sang ihnen die erste Strophe und den Refrain vor und ließ sie das Ganze dann wiederholen. Sie schafften vier Strophen, dann begann er die Anstrengung zu spüren und kam zum Ende.
    »Das hat meine Großmutter immer gesungen«, entfuhr es einer Mutter impulsiv. Dann wurde sie puterrot, weil alle sie ansahen.
    »Lebt Ihre Großmutter noch?«, fragte Roger, und als sie schüchtern nickte, sagte er: »Ja dann – bitten Sie sie, es Ihnen beizubringen, dann können Sie es Ihren Kindern beibringen. So etwas sollte nicht verloren gehen, aye?«
    Leise gemurmelte, halb überraschte Zustimmung, und wieder lächelte er und hob das zerfledderte Gebetbuch hoch, das er mitgebracht hatte.
    »Gut. Dann habe ich noch von Wechselgesängen gesprochen. Auf den Inseln hört man so etwas sonntags noch in der Kirche. Sie brauchen zum Beispiel nur nach Stornoway zu fahren. Es ist eine Art des Psalmengesangs, der auf eine Zeit zurückgeht, als die Leute noch nicht viele Bücher hatten – und auch noch nicht viele Gemeindemitglieder lesen konnten. Es gab also einen Vorsänger, der den Psalm Zeile für Zeile sang und die Gemeinde antworten ließ. Dieses Buch« – er hielt das Gebetbuch hoch – »hat meinem Vater gehört, Reverend Wakefield; einige von Ihnen erinnern sich vielleicht noch an ihn. Ursprünglich jedoch hat es einem anderen Prediger gehört, Reverend Alexander Carmichael. Und er …« Und er erzählte ihnen von Reverend Carmichael, der im neunzehnten Jahrhundert die Highlands und die Inseln durchkämmt hatte. Er hatte die Leute angesprochen und sie gedrängt, ihm ihre Lieder vorzusingen und ihnen von ihren Gebräuchen zu erzählen. So hatte er mündlich überlieferte »Lieder, Sprüche und Gesänge« gesammelt, wo immer er sie finden konnte, und dieses große, mehrbändige wissenschaftliche Werk veröffentlicht, das Carmina Gadelica genannt wurde.
    Er hatte einen Band der Gadelica mitgebracht, und während er das alte Liederbuch zusammen mit einem Heftchen mit Walkliedern, die er selbst zusammengetragen hatte, durch die Klasse wandern ließ, las er ihnen eine Beschwörungsformel für den Neumond vor, eine für die Verdauung der Wiederkäuer, die Ballade vom Käfer und einige Passagen aus der »Ansprache der Vögel«.
    Columba trat hinaus
Eines frühen milden Morgens;
Sah einen weißen Schwan,
»Lug, Trug«,
Unten am Strand,
»Lug, Trug«,
Todesklage sang,
»Lug, Trug«.

    Ein weißer Schwan, verwundet, verwundet,
Ein weißer Schwan, verletzt, verletzt,
Der weiße Schwan der zwei Visionen,
»Lug, Trug«,
Der weiße Schwan der zwei Omen,
»Lug, Trug«,
Leben und Tod,
»Lug, Trug«,
»Lug, Trug«.
    Wann gehst du fort,
Schwan der Trauer?
Sagt Columba in Liebe,
»Lug, Trug«,
Aus Erin schwamm ich,
»Lug, Trug«,
Fiann verletzt’ mich,
»Lug, Trug«,
Die scharfe Wunde meines Todes,
»Lug, Trug«,
»Lug, Trug«.
    Weißer Schwan von Erin,
Ich bin der Freund in der Not;
Das Auge Christi auf deiner Wunde,
»Lug, Trug«,
Das Auge des Herzens und der Gnade,
»Lug, Trug«,
Das Auge der Güte und der Liebe,
»Lug, Trug«.
Das dich heilt,
»Lug, Trug«,
»Lug, Trug«.
    Schwan von Erin,
»Lug, Trug«,
Nichts soll dir geschehen,
»Lug, Trug«,
Heil sei deine Wunde,
»Lug, Trug«.
    Herrin der Wogen,
»Lug, Trug«,

    Herrin der Klage,
»Lug, Trug«,
Herrin der Lieder,
»Lug, Trug«.
    Christus sei der Ruhm,
»Lug, Trug«,
Dem Sohn der Jungfrau,
»Lug, Trug«,
Dem König der Könige,
»Lug, Trug«,
Ihm singe dein Lied,
»Lug, Trug«,
Ihm singe dein Lied,
»Lug, Trug«,
»Lug, Trug«.
    Sein Hals schmerzte schier unerträglich von den Schwanenrufen, vom leisen Klagen des verwundeten Schwans bis hin zum Triumph der letzten Worte, bei denen sich seine Stimme dann doch überschlug, aber es war dennoch ein Triumph, und die Klasse brach in Applaus aus. Von seinen Halsschmerzen und seinen Gefühlen überwältigt, verschlug es ihm tatsächlich zunächst die Sprache. Also verbeugte er sich und lächelte, verbeugte sich erneut und reichte Jimmy Glasscock den Bücherstapel, um ihn herumzureichen, während die Zuhörer auf ihn zustürmten, um ihn zu beglückwünschen.
    »Mann, das war großartig! «, sagte eine Stimme, die ihm irgendwie bekannt vorkam, und als er aufblickte, sah er, dass die Hand, die die seine schüttelte, Rob Cameron gehörte, dessen Augen vor Begeisterung leuchteten. Roger musste ein überraschtes Gesicht gemacht haben, denn Rob wies kopfnickend auf den kleinen Jungen an seiner Seite: Bobby

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