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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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etwas Ungewöhnliches oder Gefährliches an sich. Und Henry war im Moment eindeutig weder in der Lage zu fliehen noch eine Rebellion anzuzetteln oder gar für die Aufrührer zu kämpfen. Doch noch war es ihm nicht gelungen, Henry offiziell gegen einen amerikanischen Kriegsgefangenen auszutauschen, und erst dies hätte es Grey ermöglicht, ihn nach England zurückzubringen. Vorausgesetzt natürlich, dass Henrys Gesundheitszustand diese Reise zuließ und dass Henry überhaupt dazu bereit war. Beides war unwahrscheinlich, da Henry ja so an Mrs. Woodcock hing. Grey wäre zwar gern bereit gewesen, sie ebenfalls mit nach England zu nehmen, doch dagegen wehrte sie sich, da sie erfahren hatte, dass ihr Mann in New York in Gefangenschaft geraten war.
    Grey rieb sich mit zwei Fingern zwischen den Augenbrauen und seufzte. Konnte er Henry zwingen, die Reise gegen seinen Willen anzutreten – möglicherweise unter Betäubung? -, und damit die Bedingungen seiner Haftentlassung verletzen, seine Karriere ruinieren und sein Leben in Gefahr bringen, nur weil Grey vielleicht in England einen Chirurgen finden würde, der besser als Dr. Rush im Stande war, sich der Lage anzunehmen? Das Beste, was man sich
von einer solchen Handlungsweise erhoffen konnte, war, dass Henry lange genug am Leben blieb, um seinen Eltern Lebewohl zu sagen.
    Doch wenn er diesen drastischen Schritt nicht unternahm, blieb ihm keine andere Wahl, als Henry mit Gewalt zu einer grauenvollen Operation zu zwingen, vor der er große Angst hatte und die ihn sehr wahrscheinlich umbringen würde – oder zuzusehen, wie der Junge langsam starb. Denn er lag im Sterben; Grey sah es deutlich. Schiere Sturheit und Mrs. Woodcocks Pflege waren alles, was ihn noch am Leben hielt.
    Die Vorstellung, Hal und Minnie schreiben zu müssen, um ihnen zu sagen … Nein. Er erhob sich ruckartig, weil er die Unentschlossenheit nicht mehr ertragen konnte. Er würde jetzt zügig Dr. Rush aufsuchen und dafür sorgen -
    Die Eingangstür öffnete sich krachend und ließ einen Windstoß, einige Blätter und seine Nichte ein, die blass und mit großen Augen auf ihn zukam.
    »Dottie!« Im ersten Moment blieb ihm fast das Herz stehen vor Angst, dass sie heimgeeilt war, um ihm zu sagen, dass Henry gestorben war, denn wie jeden Nachmittag war sie Henry besuchen gegangen.
    »Soldaten!«, keuchte sie und packte ihn beim Arm. »Auf der Straße sind Soldaten. Reiter. Es heißt, Howes Armee ist im Anmarsch! Auf Philadelphia!«
     
    HOWE TRAF AM 11. SEPTEMBER EIN STÜCK SÜDLICH DER STADT AM BRANDYWINE Creek auf Washingtons Armee. Washingtons Truppen wurden zurückgedrängt, versuchten jedoch ein paar Tage später einen erneuten Vorstoß. Doch inmitten der Schlacht entlud sich ein fürchterlicher Wolkenbruch, der den Feindseligkeiten ein Ende setzte und Washingtons Armee die Flucht nach Reading Furnace ermöglichte. Eine kleine Streitmacht ließen sie unter General Anthony Wayne in Paoli zurück.
    Einer von Howes Kommandeuren, Generalmajor Lord Charles Grey – ein entfernter Verwandter Greys -, griff die Amerikaner bei Nacht in Paoli an, nachdem er seinen Soldaten befohlen hatte, die Feuersteine aus ihren Musketen zu entfernen. Dies verhinderte zwar ihre vorzeitige Entdeckung durch einen unfreiwilligen Schuss, doch es zwang die Männer auch, ihre Bajonette zu benutzen. Einige Amerikaner wurden im Bett erstochen, ihre Zelte niedergebrannt, etwa hundert gerieten in Gefangenschaft – und Howe marschierte am 21. September triumphierend in Philadelphia ein.
    Grey sah von Mrs. Woodcocks Veranda aus zu, wie die Rotröcke in endlosen Reihen zum Klang der Trommeln durch die Straßen zogen. Dottie hatte Angst gehabt, die Rebellen, die die Stadt verlassen mussten, könnten die Häuser in Brand stecken oder ihre britischen Gefangenen einfach umbringen.
    »Unsinn«, hatte Grey darauf erwidert. »Sie sind englische Rebellen, keine Barbaren.« Dennoch hatte er seinerseits Uniform und Schwert angelegt, sich zwei Pistolen in den Gürtel gesteckt und vierundzwanzig Stunden auf der
Veranda von Mrs. Woodcocks Haus gesessen – bei Nacht mit einer Laterne. Hin und wieder war er an den Straßenrand getreten, um einen ihm bekannten Offizier anzusprechen und sowohl nach Neuigkeiten zur Lage zu fragen als auch sicherzugehen, dass das Haus unbehelligt blieb.
    Am nächsten Tag kehrte er durch Straßen voller geschlossener Fensterläden zu seinem eigenen Haus zurück. Philadelphia verhielt sich feindselig, genau wie die umliegende

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