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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Gegend. Dennoch verlief die Besetzung der Stadt friedlich – so friedlich, wie eine Einnahme durch das Militär nur sein kann. Der Kongress war bei Howes Herannahen geflohen und mit ihm viele der prominenten Rebellen, darunter auch Dr. Rush.
    Und Percy Beauchamp.

72
    DAS FEST ALLER HEILIGEN
    Lallybroch 20. Oktober 1980
     
    B rianna hielt sich den Brief an die Nase und holte tief Luft. Sie war sicher, dass es nach all dieser Zeit eher Einbildung als ein tatsächlicher Geruch war, doch sie spürte immer noch ein schwaches Raucharoma auf den Seiten. Vielleicht war es ja auch eher ihre eigene Erinnerung als Einbildung; sie kannte die Luft in einem Wirtshaus, in der die Gerüche des Kaminfeuers und der Küche hingen, dazu Tabak und ein sanfter Biergeruch, der alles durchdrang.
    Sie kam sich albern vor, wenn sie in Rogers Gegenwart an den Briefen roch, hatte es sich aber zur Angewohnheit gemacht, es zu tun, wenn sie sie allein noch einmal durchlas. Diesen Brief hatten sie gestern Abend geöffnet und ihn mehrmals gemeinsam gelesen und besprochen – doch jetzt hatte sie ihn noch einmal hervorgeholt, weil sie ihn gern festhalten und eine Weile mit ihren Eltern allein sein wollte.
    Vielleicht war der Geruch ja tatsächlich da. Ihr war aufgefallen, dass man sich eigentlich nicht an Gerüche erinnert, jedenfalls nicht so wie an etwas, das man mit den Augen gesehen hat. Es ist nur so, dass man einen Geruch wiedererkennt, wenn man ihn noch einmal riecht – und er dann oft andere Erinnerungen mit sich bringt. Und hier saß sie nun an einem Herbsttag inmitten des Aromas von Äpfeln und Heidekraut, der staubigen Holzvertäfelung und des hohlen Geruchs nasser Steine – Annie MacDonald hatte gerade den Flur gewischt -, doch was sie sah, war der Schankraum eines Wirtshauses im achtzehnten Jahrhundert, und was sie roch, war Rauch.

    1. November 1777 New York
    Liebe Brianna et al.,
     
    erinnerst Du Dich noch an Euren Schulausflug zur Wall Street? Ich sitze hier in einem Wirtshaus am Beginn der Wall Street, und es ist weder Bulle noch Bär in Sicht, von Börsentickern ganz zu schweigen. Dafür aber ein paar Ziegen und eine kleine Gruppe von Pfeifenrauchern, die unter einer großen, blattlosen Platane die Köpfe zusammengesteckt haben. Ich kann nicht sagen, ob es protestierende Loyalisten sind oder Rebellen, die öffentlich ihre nächsten Schachzüge vorbereiten (was übrigens sehr viel ungefährlicher ist, als es im Verborgenen zu tun, obwohl ich hoffe, dass Du nie in die Lage kommen wirst, dieses Wissen anwenden zu müssen), oder einfach nur Kauf- und Handelsleute. Jedenfalls kann ich sehen, dass sie irgendeinen Handel schließen; sie schütteln sich die Hände und tauschen vollgekritzelte Papierschnipsel aus. Es ist erstaunlich, wie die Wirtschaft in Kriegszeiten aufblüht; ich glaube, es liegt daran, dass die normalen Regeln – wie auch immer sie aussehen – außer Kraft gesetzt sind.
    Das gilt übrigens auch größtenteils für das menschliche Verhalten. Daher die Flut an Kriegsromanzen und die Gründung so vieler großer Existenzen im Kielwasser des Krieges. Es erscheint mir sehr paradox – obwohl es vielleicht nur logisch ist (frag Roger doch bitte, ob es so etwas wie ein logisches Paradox gibt, ja?) -, dass ein Vorgang, der so viele Menschenleben und so viele Ressourcen kostet, zu einer solchen Explosion an Babys und Reichtümern führt.
    Da ich vom Krieg spreche – wir leben alle noch und sind mehr oder weniger unversehrt. Dein Vater ist im Verlauf der ersten Schlacht von Saratoga (es gab zwei; sie waren beide sehr blutig) leicht verletzt worden, und ich musste ihm den Ringfinger der rechten Hand abnehmen – der ohnehin steif war, Du erinnerst Dich bestimmt. Das war natürlich traumatisch (für mich kaum weniger als für ihn, glaube ich), aber eigentlich keine Katastrophe. Die Hand ist sehr gut verheilt, und obwohl sie ihn immer noch schmerzt, ist sie viel beweglicher geworden, und ich glaube, er wird sie am Ende besser benutzen können als vorher.
    Wir sind – verspätet – im Begriff, nach Schottland zu fahren, und zwar unter höchst merkwürdigen Umständen. Wir fahren morgen an Bord der HMS Ariadne und geben der Leiche des Brigadegenerals Simon Fraser das letzte Geleit. Ich bin dem Brigadier erst kurz vor seinem Tod begegnet – er lag schon im Sterben -, doch er war offenbar ein sehr guter Soldat, der bei seinen Männern ausgesprochen beliebt war. Der britische Kommandeur in Saratoga, John Burgoyne, hat als eine

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