Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
größte Nase, die ich je gesehen hatte, und ich hatte in meinem bewegten Leben schon eine ganze Reihe außergewöhnlicher Exemplare gesehen. Sie begann zwischen seinen Augenbrauen, schwang sich ein kleines Stück sanft abwärts, als hätte die Natur eigentlich vorgehabt, ihn mit dem Profil eines römischen Kaisers auszustatten. Irgendetwas war bei der Ausführung dieses Plans jedoch schiefgegangen, und so haftete diesem vielversprechenden Beginn etwas an, das aussah wie eine kleine Kartoffel. Knubbelig, rot und unübersehbar.
    Und sie wurde auch nicht übersehen; er hatte unseren Tisch fast erreicht, als ihn eine junge Dame am Nebentisch erblickte, lauthals nach Luft schnappte und sich dann die Hand vor den Mund schlug, was jedoch nicht reichte, um ihr Kichern zu unterdrücken.
    Mr. Bell hörte sie, und ohne stehen zu bleiben, griff er in seine Tasche und zog eine immense, mit roten Sternchen verzierte Pappnase hervor, die er sich über die eigene Nase stülpte. Er warf der jungen Dame einen eisigen Blick zu und ging vorüber.
    »Meine Liebe«, sagte Jamie zu mir und grinste, als er sich erhob und dem kleinen Graveur eine Hand entgegenhielt, »darf ich dir meinen Freund Andy Bell vorstellen? Meine Frau, Andy. Ihr Name ist Claire.«
    »Ich bin entzückt, Madame«, sagte er, während er die falsche Nase abnahm und sich dicht über meine Hand beugte. »Wann bist du denn zu diesem raren Geschöpf gekommen, Jamie? Und was will solch ein hübsches Wesen mit einem ungehobelten Klotz wie dir, frage ich mich.«
    »Ich habe sie in die Ehe gelockt, indem ich ihr die Vorzüge meiner Druckerpresse beschrieben habe«, erklärte Jamie trocken. Er setzte sich wieder und lud Andy Bell ein, sich uns anzuschließen.
    »Ah«, sagte Andy und musterte Jamie scharf. Dieser zog die Augenbrauen hoch. »Hmm. Wie ich sehe, seid Ihr in der Druckerei gewesen.« Er wies kopfnickend auf meine Handtasche, aus der die obere Hälfte des Pamphlets herausragte, das ich gekauft hatte.
    »Ja«, sagte ich, dankbar über das Thema, und zog das Pamphlet hervor. Ich glaubte zwar nicht, dass Jamie vorhatte, Andy Bell wie einen Käfer zu zertreten,
weil sich dieser einfach seiner Druckerpresse bedient hatte, doch seine innige Beziehung mit »Bonnie« war mir neu, und ich war mir nicht sicher, wie tief sein verletzter Besitzerstolz saß.
    »Das ist eine bemerkenswert gute Arbeit«, sagte ich in aller Aufrichtigkeit zu Mr. Bell. »Sagt mir, wie viele verschiedene Präparate habt Ihr benutzt?«
    Er blinzelte ein wenig, antwortete mir jedoch bereitwillig, und es folgte eine angenehme – wenn auch ziemlich gruselige – Unterhaltung über die Schwierigkeiten einer Sezierung bei warmem Wetter und die Vor- und Nachteile der Konservierung mit einer Salzlösung gegenüber dem Alkohol. Dies hatte zur Folge, dass die Gäste am Nebentisch hastig ihre Mahlzeit beendeten und uns mit kaum verhohlenem Entsetzen ansahen, während sie gingen. Jamie saß mit freundlicher Miene zurückgelehnt da, hielt den Blick jedoch unverwandt auf Andy Bell gerichtet.
    Den kleinen Drucker schien sein durchdringender Blick nicht sehr zu stören, und er erzählte mir von den Reaktionen auf die Veröffentlichung der gebundenen Ausgabe der Enzyklopädie – irgendwie hatte der König die Platten mit dem »Mutterleib« zu Gesicht bekommen und angeordnet, dass diese Seiten aus dem Buch entfernt wurden, dieser deutsche Ignorant! -, doch als der Kellner kam, um seine Bestellung aufzunehmen, orderte er einen sehr teuren Wein und eine große Flasche guten Whisky.
    »Was, Whisky zu den Muscheln?«, entfuhr es dem erstaunten Kellner.
    »Nein«, sagte Bell mit einem Seufzer und schob sich die Perücke aus der Stirn. »Als Bezahlung für das Konkubinat. Wenn das denn die Bezeichnung dafür ist, wenn man die Dienste der Geliebten eines Mannes in Anspruch nimmt.«
    Jetzt richtete der Kellner den erstaunten Blick auf mich, dann wurde er leuchtend rot und entfernte sich hustend.
    Jamie sah seinen Freund, der sich jetzt gelassen ein Stück Brot mit Butter bestrich, mit zusammengekniffenen Augen an.
    »Whisky wird aber nicht reichen, Andy.«
    Andy Bell seufzte und kratzte sich die Nase.
    »Aye, nun denn«, sagte er ergeben. »Sprich.«
     
    IAN ERWARTETE UNS VOR DEM KLEINEN HOTEL, WO ER SICH AUF DER STRASSE mit ein paar Bierkutschern unterhielt. Als er uns sah, verabschiedete er sich, schob sich unauffällig ein kleines Päckchen in den Rock und trat mit uns ein. Es war Zeit für den Nachmittagstee, den uns

Weitere Kostenlose Bücher