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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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trommelten ihm auf die nackten Schultern, während er schwamm. Dennoch schien die sinkende Sonne unter den Wolken hervor und tauchte Balriggan und seinen Hügel in ein weiches Leuchten.
    Er spürte, wie ihm der Grund des Sees entgegenstieg, und stellte die Füße auf. Eine Weile blieb er bis zur Taille im Wasser stehen und betrachtete das kleine Anwesen.
    »Nein«, sagte er leise, und Reue schwächte sich zu Bedauern ab, bis er sich schließlich befreit in sein Schicksal ergab. »Du hast recht – ich habe dich nie gebraucht. Es tut mir leid.«
    Dann stieg er aus dem Wasser, pfiff sein Pferd herbei, zog sich das feuchte Plaid um die Schultern und richtete den Blick gen Lallybroch.

79
    DIE HÖHLE
    H ilfreiche Kräuter, schrieb ich und hielt dann – wie ständig – inne, um nachzudenken. Wer mit einem Federkiel schrieb, war automatisch zu genauerer Überlegung und zu größerer Sparsamkeit gezwungen als der Benutzer eines Kugelschreibers oder einer Schreibmaschine. Dennoch, so dachte ich, besser, wenn ich zunächst nur eine Liste anlegte und mir zu jeder einzelnen Heilpflanze Notizen machte, wenn sie mir in den Sinn kamen, um am Ende eine endgültige Fassung zu Papier zu bringen, als wenn ich versuchte, alles auf einmal hinzubekommen.

    Lavendel, Pfefferminze, Beinwell, schrieb ich, ohne zu zögern. Ringelblume, Mutterkraut, Fingerhut, Mädesüß. Dann setzte ich ein großes Sternchen neben das Wort Fingerhut, um später nicht zu vergessen, die Anwendung dieser Pflanze mit einem Warnhinweis zu versehen, da all ihre Bestandteile extrem giftig waren und sie nur in winzigen Dosen verabreicht werden durfte. Ich spielte mit dem Federkiel und biss mir unentschlossen auf die Unterlippe. Sollte ich diese Pflanze überhaupt erwähnen, obwohl dies doch ein Heilkundeführer für »normale« Leute werden sollte, nicht für erfahrene Mediziner? Denn eigentlich sollte man wirklich niemandem Fingerhut verabreichen, wenn man nicht entsprechend ausgebildet war … Also lieber nicht. Ich strich die Pflanze durch, überlegte es mir jedoch sogleich wieder anders. Vielleicht sollte ich sie besser erwähnen und nicht nur eine Zeichnung anfügen, sondern dazu eine deutliche Warnung, dass sie nur von einem Arzt benutzt werden sollte, für den Fall, dass jemand auf die Idee kam, nach permanenter Abhilfe für Onkel Tophigers Wassersucht zu forschen …
    Ein Schatten fiel vor mir auf den Boden, und ich blickte auf. Jamie stand in der Tür, eine höchst merkwürdige Miene im Gesicht.
    »Was?«, sagte ich erschrocken. »Ist etwas geschehen?«
    »Nein«, sagte er. Dann trat er in das Studierzimmer, beugte sich über den Schreibtisch, stützte die Hände auf und sah mich aus nächster Nähe an.
    »Hast du je den geringsten Zweifel daran gehabt, dass ich dich brauche?«, wollte er wissen.
    Ich musste etwa eine halbe Sekunde nachdenken, um diese Frage zu beantworten.
    »Nein«, erwiderte ich prompt. »Soweit ich weiß, hast du mich dringend gebraucht, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Und ich habe keinerlei Grund zu der Annahme, dass du seitdem in irgendeiner Weise unabhängiger geworden bist. Was in aller Welt ist mit deiner Stirn passiert? Das sieht ja aus wie Zahn …« Er warf sich über den Schreibtisch und küsste mich, bevor ich meine Bemerkung zu Ende formulieren konnte.
    »Danke«, sagte er inbrünstig, fuhr wieder zurück, machte schwungvoll kehrt und ging hinaus – offensichtlich bester Laune.
    »Was ist denn mit Onkel Jamie los?«, wollte Ian wissen, der in Jamies Kielwasser ins Zimmer trat. Er blickte durch die offene Tür in den Flur hinaus, aus dessen Tiefen ein lautes, tonloses Summen wie das einer gefangenen Hummel zu uns drang. »Ist er etwa betrunken?«
    »Ich glaube nicht«, sagte ich skeptisch und fuhr mir mit der Zunge über die Lippen. »Er hat jedenfalls nicht nach Alkohol geschmeckt.«
    »Aye, nun ja.« Ian tat die exzentrischen Anwandlungen seines Onkels mit einem Schulterzucken ab. »Ich komme gerade aus Broch Mordha, und Mr. MacAllister hat mir erzählt, dass seine Schwiegermutter in der Nacht einen Anfall hatte. Ob du vielleicht nach ihr sehen würdest, wenn es dir nicht zu viel Mühe macht?«
    »Absolut nicht«, versicherte ich ihm und stand eilig auf. »Lass mich nur eben meine Tasche holen.«

     
    OBWOHL ES FRÜHLING WAR, EINE KALTE, TRÜGERISCHE JAHRESZEIT, MACHTEN die Pächter und Nachbarn einen bemerkenswert gesunden Eindruck. Behutsam hatte ich meine Dienste als Heilerin wieder aufgenommen und

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