Highland Secrets 2
nahm sich das Handtuch und das Shampoo. Das Handtuch wickelte sie sich um ihren nackten Körper, das Kleid würde sie nicht anziehen. Der Schneider hatte sicher nicht genug Stoff für ein richtiges Kleid mehr gehabt. Stattdessen griff sie zu den Sachen, die ihr der Fremde gestern gegeben hatte und die noch immer dort lagen, wo Sarah sie hatte fallen gelassen. Dann öffnete sie die Tür, die sich in der Wand neben dem Bett befand und betrat ein luxuriöses, aber kleines Badezimmer. Der Boden war mit grünem Marmor ausgelegt, die Armatur über dem Waschbecken war golden. Sarah wollte nicht darüber nachdenken, ob es echtes Gold war. Sie wollte über gar nichts nachdenken, was mit diesem Mann zu tun hatte. Auch nicht darüber, was er vielleicht mit ihr angestellt hatte, während sie nackt in seinem Bett geschlafen hatte. Ein Schauer durchlief ihren Körper.
Sie drehte das Wasser der Dusche auf und stellte sich unter den heißen Strahl. Ihre Haut begann zu Kribbeln, so heiß war das Wasser, aber Sarah genoss jede Sekunde davon, denn es zeigte ihr, dass sie noch am Leben war. Dass das hier nicht nur ein Traum war. Dass alles hier wirklich passierte. Sie war die Gefangene eines Irren mit einer Dauererektion und sie musste sich eingestehen, dass dieser Mann gut hätte ihrer Fantasie entsprungen sein können. Er war attraktiv, geheimnisvoll und weckte eine gewisse Sehnsucht in ihr.
Nein, was dachte sie da nur. Sie war seine Gefangene. Sie war entführt worden und niemand wusste, wo sie sich befand. Aber es gab auch niemanden, den es interessieren könnte. Das war der Grund, weswegen sie hier her gekommen war. Sie wollte die Stelle sehen, an der das Flugzeug, in dem ihre Eltern und ihre Schwester vor vier Jahren ums Leben gekommen waren, abgestürzt war. Irgendwie hatte sie sich eingebildet, wenn sie hier her kam, ihnen nahe sein zu können, und dass sie dann endlich damit abschließen könnte und den Schmerz tief in sich vergraben könnte. Aber das war nicht geschehen. Sie hatte die Stelle nicht einmal gefunden.
Umso verwirrender war, dass dieser andere Mann sie draußen im Wald mit dem Namen ihrer Schwester angesprochen hatte. Hatte er sie gekannt? Waren sie sich während der kurzen Reise mit den Eltern irgendwo begegnet? Sie würde der Sache gerne auf den Grund gehen, aber das konnte sie nicht. Es war einfach zu gefährlich, sich mit dem Fremden auseinanderzusetzen. Und solange sie hier festgehalten wurde, konnte sie ohnehin nichts herausfinden.
Sarah spülte sich den Schaum vom Körper und wickelte sich in das große Handtuch. Ihre Suche nach einem Spiegel war vergeblich. Kein Spiegel im Bad? Welcher Mensch hatte keinen Spiegel in seinem Badzimmer? Mit den Fingern fuhr sie sich durch das nasse Haar und versuchte, etwas Ordnung in das Chaos auf ihrem Kopf zu bringen. Sie brach den Versuch ab, als ihr klar wurde, was sie da tat. War sie wirklich dabei durchzudrehen? Was interessierte es sie, ob sie gut aussah. Gut aussehen hatte nur zur Folge, dass dieser Kerl wieder unter seinem recht beeindruckenden Problem litt. Obwohl leiden wohl auch nicht die richtige Bezeichnung dafür war, denn er schien, kein Problem mit seiner Nacktheit zu haben und damit, Sarah zu zeigen, wie sehr er sie wollte.
Sarah stieg in Hose und Pullover, schlich sich zur Tür und lunzte durch einen kleinen Spalt in das Zimmer. Niemand zu sehen. Langsam öffnete sie die Tür und trat in das Schlafzimmer. Jemand hatte ihr ein Tablett mit Essen auf die Truhe gestellt, die vor dem Bett stand.
Sarah hatte ihren Hunger ganz vergessen, doch jetzt beim Anblick der belegten Brote krampfte ihr Magen sich zusammen und knurrte. Sie stürzte sich hastig auf das Tablett und verschlang so viel, wie noch nie in ihrem Leben auf einmal. Das Brot spülte sie mit Wasser aus dem Bad herunter, denn auf dem Tablett befand sich nur eine Karaffe mit Rotwein und Sarah würde diesen Wein ganz sicher nicht anfassen. Wenn sie von hier fliehen wollte, musste sie bei klarem Verstand bleiben.
Nachdem Sarah gegessen hatte, schlich sie zur zu der Tür, die hinaus auf den Korridor führte. Probehalber drückte sie die Klinke hinunter und öffnete die Tür einen Spalt breit. Nicht abgesperrt. Ihr Entführer war sich wohl sehr sicher, dass sie nicht in der Lage sein würde zu fliehen. Mit ihren nackten Füßen schlich sie sich den Flur entlang und die Treppen hinunter. Auf Zehenspitzen näherte sie sich der Eingangstür, die eher wie ein riesiges Portal wirkte. Sie hatte die Hoffnung,
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