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Highland Secrets

Highland Secrets

Titel: Highland Secrets Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena MacKenzie
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hatte. Meine Großmutter, meine einzige noch lebende Verwandte, war, soweit ich wusste, in den letzten Stunden nicht verstorben – ich hatte sie heute Vormittag erst telefonisch gesprochen. Und Geld hatte sie ohnehin kaum. Auch hier galt: soweit ich wusste. Somit war ich ziemlich einsam auf der Welt.
    Mr Ferguson beugte sich über das Sprechgerät auf seinem Schreibtisch. »Alie, bring uns doch bitte etwas Tee. Unser Gast sieht mir ein wenig unterkühlt aus.« Dann griff er nach einem großen Umschlag, trat um den Tisch herum und setzte sich auf den anderen Ledersessel.
    »Gut, dass ich vorhin noch das Feuer gemacht habe. Ich mag es gern gemütlich hier drin.« Er lächelte freundlich, hielt mir seine Hand hin, ich ergriff sie. »Leonard Ferguson, und Sie dürften also Linda Sands sein«, stellte er fest und musterte mich aufmerksam, ohne den abschätzigen Blick, den seine Frau vorhin hatte. »Sie sind vierundzwanzig?«
    Ich nickte.
    Mr Ferguson war leicht untersetzt, seine Augen grau und er trug einen schwarzen Anzug. Auf dem weißen Hemd, dessen oberster Knopf offenstand, prangte ein rostfarbener Fleck in Höhe seiner Brust. Er musste sich beim Essen bekleckert haben. Ich unterdrückte ein Grinsen. Zumindest wirkte er auf mich viel sympathischer als seine Frau, die gerade zur Tür hereinkam und einen Servierwagen vor sich herschob, auf dem das Porzellan leise klirrte. Sie schob den Wagen zwischen unsere Sessel, warf ihrem Mann ein kurzes Lächeln zu und ging wieder, ohne mich eines Blickes zu würdigen.
    Mr Ferguson goss Schwarztee in unsere Tassen. »Milch? Zucker?«
    »Ja, bitte.«
    Er reichte mir meine Tasse, nachdem er fertig war, ich nahm sie nickend und pustete in den dampfenden Tee.
    »Dann wol len wir mal.« Er zog Papiere aus dem Umschlag, musterte mich kurz, dann die Papiere und lächelte ein weiteres Mal zufrieden. »Das sind dann wohl Sie?«
    Er hielt mir ein Foto von mir hin, von dem ich nicht die leiseste Ahnung hatte, wann das gemacht wurde, aber es zeigte mich auf dem Campus der Universität unter dem Baum, unter dem ich bei gutem Wetter gerne saß und las. Es musste kurz vor Beginn des letzten Semesters gemacht worden sein. Ich trug auf dem Bild nur eine Bluse und einen dünnen Sommerrock.
    »Ja, das bin ich«, sagte ich und sah Mr Ferguson verwirrt an.
    Er legte das Foto beiseite. »Dann können wir weitermachen. Er blickte ernst auf das cremefarbene Papier in seinen Händen. »Sie wissen, wer Mr Robert MacLeod ist?«
    Ich war noch verwirrter. »Sie meinen Professor MacLeod?«
    »Genau.«
    »Er war für zwei Semester mein Professor an der Universität.« Professor MacLeod war nur Gastdozent gewesen. Aber ich hatte ihn als sehr netten, aufgeschlossenen und um seine Schüler bemühten Mann kennengelernt. Er war schon älter gewesen. Ende sechzig vielleicht? Er hatte etwas von einem Adligen an sich. Er war immer sehr vornehm gewesen, hatte sich sehr gewählt ausgedrückt, war dabei aber nie arrogant rübergekommen.
    »Mr MacLeod hat mir dies hier zukommen lassen, bevor er von uns gegangen ist.«
    »Er ist …?« Ich schluckt e den Kloß in meiner Kehle herunter. Obwohl ich ihn nur kurz gekannt hatte, versetzte mir diese Nachricht einen Stich.
    »Ja, bedauerlich. Ich bin schon seit vielen Jahren Anwalt der Familie. Es ist … nun ja, ein etwas außergewöhnliches Schreiben. Ich lese Ihnen am besten vor, was da steht.« Er machte eine kurze Pause, musterte mich, wohl um sich zu vergewissern, dass ich ihm zuhörte. Dann rückte er seine Brille auf der Nase zurecht und schielte mich über die kleinen runden Gläser hinweg abwartend an.
    »Lesen Sie«, forderte ich ihn auf und nippte an meinem Tee.
    »Liebe Ms Sands, es wird Sie überraschen, dass ich mich gerade an Sie wende, aber glauben Sie mir bitte, wenn ich Ihnen sage, dass ich wichtige Gründe habe. Es wäre vielleicht leichter gewesen, Sie einfach wegen einer Arbeit nach Glenoak Hall zu bitten, aber das wäre nicht der wirkliche Grund. Ich hoffe, Sie verzeihen es mir, wenn ich es trotzdem so angehe und Sie bitte, nach Glenoak Hall zu kommen, wo Sie einige Gemälde restaurieren sollen, die von großer Wichtigkeit für meine Familie sind. Und wenn ich es bemerken darf, auch für Sie, Ms Sands.
    Als Dank für Ihre Mühen werden Sie gut bezahlt. Mein Anwalt wird alles in die Wege leiten. Aber ich möchte noch einmal betonen, dass diese Gemälde, wenn es auch die wertvollsten Besitztümer auf Glenoak Hall sind, nicht der eigentliche Grund für ihre

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