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Highland Secrets

Highland Secrets

Titel: Highland Secrets Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena MacKenzie
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der mich immer wieder taxierte, das aufgesetzte Lächeln, das nur gerade so um ihre Lippen spielte und ihre stolze Haltung aus der sprach, dass sie sich als etwas Besseres fühlte. Zumindest sah ihre Hochsteckfrisur besser aus als meine, was nicht daran lag, dass ich eben noch durch die Straßen von London gehetzt war, sondern weil meinen Kopf nur ein einfacher Dutt zierte, während ihre Frisur aussah wie die eines Profis mit vielen Haarnadeln, einem kunstvoll verzierten Kamm am Hinterkopf und einer dunkelgrünen Seidenblüte über ihrem Ohr.
    Ein kurzer Kontrollblick in den Garderobenspiegel offenbarte mir, dass sich zahllose hellrote Strähnen aus meinem Dutt gelöst hatten und wirr um mein Gesicht herumstand en. Zudem war der Kajal um meine moosgrünen Augen herum verlaufen und ich sah aus wie ein Waschbär, was nicht am Regen lag, sondern an der Tatsache, dass ich irgendwann zwischen meiner Wohnung und hier im Bus angefangen hatte zu heulen, weil es mit der Anstellung im Museum nicht geklappt hatte.
    Gemälde zu restaurieren war schon mein Traum, seit ich als kleines Mädchen einmal meiner Mutter bei der Arbeit zugesehen hatte. Wie sie eingetaucht war in ihre Aufgabe, in das Antlitz einer Frau, die schon Jahrhunderte zuvor gestorben war. Es hatte auf mich gewirkt, als holte meine Mutter mit ihrer Arbeit diese Frau aus einem langen Dornröschenschlaf in unsere Zeit. Ganz so, als würde sie eine Zeitreise in die Zukunft machen. Und sie würde uns von ihrem Leben in der Vergangenheit erzählen. Noch heute sah ich die dunklen Augen und die schwarzen Haare der jungen Lady of Chamberlain vor mir und meine Mutter, die diesem Gesicht Stück für Stück wieder Leben einhauchte.
    Ich strich schnell mit meinen Händen über mein Haar und steckte ein paar der Strähnen hinter meine Ohren. Zumindest fülle ich meinen Rock besser aus, als die etwas zu dünne Mrs Ferguson, dachte ich zufrieden mit meiner Sanduhrenfigur.
    Mögen dünne Frauen gut in engen Hosen aussehen, aber ein paar Kilo mehr schaden nicht, wenn man einen eng anliegenden Rock trägt, fand ich schon immer. Andere lassen sich einen Hintern wie J.Lo. ihn hat viel Geld kosten, ich ha tte ihn von Natur aus. Mrs Ferguson sollte ruhig sehen, dass ich zufrieden mit mir war, also straffte ich meine Schultern, drückte meine üppige Brust etwas heraus und schritt an der älteren Dame vorbei auf die Tür am Ende des Ganges zu, an der ein goldenes Schild angebracht war, auf dem in schwarzen Buchstaben Kanzlei Mr Ferguson stand. An der Tür angekommen klopfte ich an. Ohne auf Mrs Ferguson zu warten, trat ich ein, als von innen ein »Herein« ertönte, und schloss mit einem Lächeln auf den Lippen die Tür direkt vor der Nase der unfreundlichen Dame.
    »Ms Sands«, begrüßte mic h ein kahlköpfiger Herr in den Fünfzigern. Er stand von seinem großen Ohrensessel auf, der sich perfekt in das dunkel gehaltene Büro einfügte. Alle Regale, Schränke und auch der Schreibtisch waren aus dunkelbraunem massiven Holz gefertigt und hatten bestimmt ein Vermögen gekostet. So wie wohl auch der Rest des Hauses. Vielleicht hatte ich einfach den falschen Beruf gewählt. Aber bei der Vorstellung an die vielen trockenen Paragrafen, die man als Anwalt zu lernen hatte, schüttelte es mich innerlich.
    »Guten Tag«, entgegnete ich und trat weiter in den Raum, mir dessen unangenehm bewusst, dass meine dreckigen Schuhe nasse Flecken auf dem glänzenden Parkett hinterließen. Es war angenehm warm im Raum, was mich freute, weil ich etwas durchgefroren war. Eine leise Stimme in mir hoffte, dass mein Aufenthalt hier lange genug dauern würde, um mich aufwärmen zu können. Der Sommer war dieses Jahr eher ein Spätherbst, was nicht nur mich, sondern auch sämtliche Schulkinder Englands enttäuschte. Die Sommerferien waren eine Katastrophe.
    »Set zen Sie sich«, forderte Mr Ferguson freundlich lächelnd und wies mir einen von zwei Sesseln in der Nähe des Kamins.
    Ich nahm Platz und sah verlegen in die zuckenden Flammen, meine Hände im Schoß gefaltet. Jetzt fühlte ich mich doch etwas nervös mit leichten bis mittelstarken Krämpfen im Magen. Was konnte ein so gut betuchter Anwalt von mir wollen? Eigentlich war ich mir sicher, dass ich mir nichts zuschulden kommen lassen hatte. Verwandte, die mir irgendwelche Reichtümer vererben könnten, hatte ich auch keine mehr.
    Meine Eltern waren vor acht Jahren ums Leben gekommen und hatten mir das wenige hinterlassen, mit dem ich mein Studium finanziert

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