Highlander meiner Sehnsucht
Griff. Seine Augen waren wirklich bemerkenswert. Ein klares und leuchtendes Blau.
»Verlasst Euch nicht darauf, gerettet zu werden, meine Süße. Nicht durch ihn. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass er nach Edinburgh zurückrennt und Euren misslungenen Versuch durchzubrennen oder seinen eigenen Mangel an Ehre herausposaunt.« Er ließ ihr Kinn los. »Wenn Ihr mit der Trinkflasche fertig seid, brauche ich sie wieder.« Wortlos reichte sie sie ihm zurück. »Wir brechen bald auf. Seid
bereit, wenn ich es sage.« Er drehte sich um und ließ sie seltsam aufgewühlt zurück. Ein Gefühl, von dem sie langsam gewohnt war, dass es sie befiel, sobald er in der Nähe war.
Sie sah ihm nach, wie er zu seinen Männern zurückkehrte und dann weiter zum Rand des Sees ging. Ihr Herz tat einen Satz. Obwohl es eine merkwürdige Zeit war, um schwimmen zu gehen, zog er schnell sein Plaid, das lederne Wams und seine Stiefel aus und watete ins Wasser.
Sie konnte nicht wegsehen. Er war ein bemerkenswerter Mann. Nicht einfach nur gut aussehend, sondern unverhohlen männlich. Seine Züge wirkten wie aus Eisen geschmiedet, stark und hart. Das feuchte Hemd schmiegte sich eng an seine eindrucksvollen Bauchmuskeln. Ohne das Plaid, nur in Hemd und lederne Beinkleider gekleidet, erkannte sie, dass er nicht so massig war, wie sie ursprünglich geglaubt hatte. Muskulös und breitschultrig, aber dabei sehnig wie ein gespannter Bogen. Irgendwie ließ ihn das noch gefährlicher wirken.
Erschrocken sog sie den Atem ein. Selbst aus der Entfernung konnte sie den riesigen roten Fleck auf seinem Hemd erkennen, der sich von der Achsel bis zur Taille erstreckte. Er zuckte zusammen, als er den Stoff mit Wasser aufweichte und ihn langsam von der Haut zog. Jetzt wurde ihr klar, was er da tat. Er reinigte die Wunde, die sie ihm beigebracht hatte.
Nervös biss sie sich auf die Lippe. Es musste schrecklich wehtun, aber er zeigte kaum eine Reaktion. Doch sie weigerte sich, Schuldgefühle zu haben, wandte sich ab und machte sich auf die Suche nach einem anderen Felsen – von dem sie sich erst vergewisserte, dass er nicht zu einem Steinkreis gehörte. Dann setzte sie sich und wartete.
Ihr Blick glitt zu seinen Männern, die damit fertig waren, die Pferde zu versorgen, und nun anfingen, ein Feuer zu schüren. So, wie es aussah, ein sehr heißes Feuer.
Verwirrt über dieses seltsame Verhalten runzelte sie die Stirn.
Ihr Entführer stieg aus dem Wasser, setzte sich ans Ufer und zog seine Stiefel wieder an. Der Mann, der wie ein Wikinger aussah – sie hatte gehört, dass er Allan genannt wurde –, reichte ihm die Trinkflasche. Ihr Entführer ergriff sie mit einem Nicken und nahm einen tiefen Schluck daraus. Nachdem er sie dem Wikinger wieder zurückgereicht hatte, sagte er etwas, das eine kleine Meinungsverschiedenheit zu verursachen schien.
Ihr Herz klopfte heftiger, als ahnte sie bereits, worum es ging. Er hob sein Hemd an.
Nein !
Er drehte sich um und sah sie an, fast als ob sie es laut ausgesprochen hätte, während der Wikinger den Inhalt der Flasche über die offene Wunde goss.
Die Brust wurde ihr eng, als sein Körper zusammenzuckte, doch sein Gesicht blieb teilnahmslos. Der Schmerz musste entsetzlich sein. Wenn nicht der angespannte Zug um seinen Mund gewesen wäre, hätte sie es ihm nicht angesehen.
Mit einem Mal verstand sie den Grund für das Feuer und sprang von dem Felsen hoch. Sie hatte so etwas schon einmal erlebt, als Kind. Flora machte einen Schritt vorwärts, hielt aber inne, als einer der Männer einen Dolch aus dem Feuer zog. Einen Dolch, dessen Klinge hellrot glühte.
Unbewusst ballte sie die Hand, als sie sich daran erinnerte, wie sie einmal in der Küche hatte helfen wollen und versehentlich den großen Eisenkessel umgestoßen hatte, der über dem Feuer hing. Ohne nachzudenken hatte sie danach gegriffen und sich schwer die Hand verbrannt. In der Handfläche trug sie immer noch die Narben davon. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, wie es erst in einer offenen Wunde schmerzen musste.
Einer der Männer wollte ihm einen Stock geben, um darauf
zu beißen, doch er lehnte ab. Dann lüftete er das Hemd, und ihr Magen hob sich. Sogar aus der Entfernung konnte sie die klaffende Wunde sehen.
Erneut tat sie einen Schritt auf ihn zu und hielt inne. Sein Blick traf den ihren im selben Moment, in dem die flache Klinge die Wunde berührte. Bei dem zischenden Geräusch der Klinge auf seinem Fleisch krampfte sich ihr die Brust zusammen.
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