Highlander meiner Sehnsucht
eingesperrt hielt.
Am Fuße des Bettes stand eine Truhe, die eine zusätzliche Decke, eine Bürste und einen kleinen Handspiegel enthielt. Nicht lange, nachdem sie angekommen war, hatte man ihr einen Badezuber heraufgebracht und ein frisches Gewand, um ihr blut- und schlammverkrustetes Kleid zu ersetzen. Es war kaum von besserer Qualität als das Kleid, das sie trug, doch wenigstens war es sauber. Sie hatte ihre Seidenpantoffeln so gut es ging abgebürstet, doch aus mehr als nur einem Grund wünschte sie sich, sie hätte ihre neuen Lederstiefelchen getragen.
Nachdem sie sich das Haar gekämmt hatte, ging sie zur Tür. Der Riegel war entfernt worden, um zu verhindern, dass sie ihn aussperren konnte. Als sie die Tür weit öffnete, stellte sie erschrocken fest, dass der Platz davor leer war.
»Guten Morgen, Mylady.«
Sie wandte sich zu ihrem Wächter um, der neben der Tür wartete. »Nun, wollt Ihr mir denn nicht den Ausgang versperren, Alasdair?«, fragte sie und spielte damit auf den kleinen Tanz an, den sie jedes Mal aufführten, wenn sie versuchte, das Zimmer zu verlassen.
Er lächelte, ein schiefes Grinsen, das ihm trotz seines fortgeschrittenen Alters noch immer einen spitzbübischen Charme verlieh. »Nay , heute nicht, Mylady.«
Sie drehte sich zu dem anderen Wächter um. »Seid Ihr dann heute an der Reihe, Murdoch?«
Er schüttelte den Kopf und wich ihrem Blick aus. Murdoch
konnte nicht viel älter als achtzehn Jahre sein, und trotz seiner überragenden Körpergröße schien ihre Gegenwart ihn nervös zu machen. »Nay , Mylady.«
»Dann steht es mir frei, fortzugehen?«
Alasdairs Grinsen vertiefte sich, und in seinen von zahlreichen Fältchen umgebenen Augen funkelte es. »Nun ja, Mädchen, nicht gerade fort . Der Laird wünscht, dass Ihr ihm im großen Saal beim Frühstück Gesellschaft leistet.«
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und musterte die beiden Männer abwechselnd. »Ach, tut er das?« Sie klopfte mit der Fußspitze auf den Boden. Offensichtlich war ihre Vorladung nun gekommen. Beinahe war sie versucht, sie zu ignorieren, doch sie wünschte sich so inständig, endlich das Zimmer verlassen zu können, dass sie es sich nicht durch Sturheit verderben wollte. »Das wird auch höchste Zeit.« Mit gestrafften Schultern trat sie hoheitsvoll wie eine Königin durch die offene Tür und schritt die gewundenen Stufen hinunter.
Wie bei den meisten Wohntürmen befand sich der große Saal im ersten Stock des Turms. Vielleicht sollte sie ihn einfach nur einen Saal nennen. Der Raum hatte überhaupt nichts »Großes« an sich. Karg war noch untertrieben. Mit Binsen bedeckte Holzböden, verputzte Wände, hölzerne Balken an der Decke, ein Kamin, eiserne Kerzenhalter an der Wand, etwa vier als Fenster dienende Schießscharten, ein halbes Dutzend hölzerne Tische und Bänke, und das war es schon. Keine Estrade, keine Wandteppiche, keine Öllampen, keine Teppiche, überhaupt kein Schmuck.
Vor einem Fenster, mit dem Rücken zu ihr gewandt, stand der Laird. Der Chief der Maclean of Coll. Warum hatte sie denn nicht gleich erkannt, wer er war? Selbst seine Haltung war gebieterisch. Und zugleich vorsichtig. So wie der Mann selbst, vermutete sie.
Als sie den Raum betrat, wandte er sich zu ihr um. Die
Sonne strahlte auf sein Haupt herunter und ließ die vereinzelten goldenen Strähnen in seinem dunkelbraunen Haar aufleuchten. Sie widerstand dem Impuls, den Atem anzuhalten. Dennoch konnte sie nicht verhindern, dass ihr Herz plötzlich schneller schlug. Wie es schien, übte dieser Mann vom ersten Augenblick an eine seltsame Wirkung auf sie aus, welche in den vergangenen Tagen nicht schwächer geworden war. Alle Sinne ihres Körpers schienen schärfer zu reagieren. Dass schon sein bloßer Anblick so stark auf sie wirkte, war beunruhigend. Doch vielleicht auch nicht verwunderlich. Er war ein beeindruckender Mann.
Stark und gefährlich gut aussehend. In dem grellen Licht wirkten die harten Züge seines Gesichts wie aus Stein gemeißelt. Groß, breitschultrig und muskulös war er eine Macht, die man nicht unterschätzen durfte. Noch nie war sie einem Mann begegnet, dessen körperliche Stärke so perfekt zu seinem Aussehen passte. Oder der eine so unbestreitbar männliche, beinahe primitive Anziehungskraft besaß. Er beherrschte alles um sich herum, strahlte eine Aura von Autorität und Kontrolle aus, geschmiedet von Generationen von stolzen Kriegern und Anführern, die ihm vorangegangen waren.
Er war alles, was
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