Highlander meiner Sehnsucht
nachschlichen und sie mit unverhohlener Neugier beobachteten, sie hatte so getan, als ignoriere sie sie, was natürlich den Effekt gehabt hatte, ihre Neugier noch mehr anzufachen. Endlich hatten sie sich doch aus dem Schatten herausgewagt, um sie zu fragen, was sie da tat. Nachdem sie es ihnen gesagt hatte, boten sie an, ihr zu helfen, und wurden dadurch unwissentlich selbst zu ihren Komplizinnen.
Das geschah dem Laird nur recht, denn die Ärmsten langweilten sich fast zu Tode. Begraben in dieser kargen Wildnis, wo es nichts zu tun gab. Und keine nennenswerte weibliche Gesellschaft.
Mary, mit siebzehn Jahren die Ältere der beiden, war eine weibliche Ausgabe ihres Bruders. Sie hatte dieselbe auffallende Kombination von Haar- und Augenfarbe – dunkelbraunes Haar und hellblaue Augen. Ihre Züge waren eine Spur zu kräftig für wahre Schönheit, doch ihr liebliches Wesen machte dies mehr als wett. Gillian war zwei Jahre jünger und die bei Weitem Abenteuerlustigere der beiden. Sie konnte sich gar nicht stärker von ihren älteren Geschwistern unterscheiden. Rothaarig und grünäugig, mit heller, zart rosiger Haut wäre sie in ein paar Jahren eine wahre Schönheit. Gillian war auch eine verwandte Seele, wie Flora nach nur wenigen Minuten feststellte. Mary dagegen neigte dazu, ein
kleines bisschen Ermutigung zu benötigen. Wie jetzt zum Beispiel.
»Ich suche mir nur eine Beschäftigung, so wie dein Bruder mir aufgetragen hat«, antwortete Flora. »Was gibt es denn sonst zu tun? Er hat mir schließlich verboten, die Küche und die Braustube zu betreten.«
»Aus gutem Grund«, meinte Mary sanft.
Flora zuckte die Schultern. »Ich wollte nur helfen.«
Doch Gilly ließ sich nicht täuschen. In ihren Augen blitzte der Schalk. »Indem du das Essen versalzen und das Ale gesüßt hast?«
Bei der Erinnerung daran musste Flora lächeln. Das Essen zu versalzen war der erste Test gewesen. Trotz ihres kühnen Schwurs, ihn zu quälen, war sie ein wenig besorgt gewesen – er war recht grimmig und einschüchternd und ganz offensichtlich kein Mann, der mit sich spaßen ließ. Am Tag nach ihrem Gespräch hatte sie also der Küche einen Besuch abgestattet. Nervös und mit klopfendem Herzen beobachtete sie, wie er einen Löffelvoll ihres ganz speziellen Haferschleims zum Mund führte, und lächelte genüsslich, als er ihn beinahe wieder ausspuckte. Seine durchdringenden blauen Augen wurden schmal, als er verstand, und sie sah ihm an, dass er nur mit Mühe die Standpauke hinunterschluckte, die er ihr offensichtlich halten wollte. Er beherrschte sich. Flora wusste nicht, warum, doch das spielte keine Rolle – er tat es jedenfalls.
»Es sah nicht so aus, als ob es zu viel Salz wäre«, protestierte Flora. »Ich habe nicht viel Erfahrung in der Küche.« Zumindest nicht, seit ihr Cousin Argyll sie aus der Küche von Inveraray verjagt hatte, wo sie dasselbe getan hatte.
»Vergiss nicht, dass du auch nicht mehr beim Waschen und Flicken helfen darfst«, fügte Mary hinzu.
Flora presste die Lippen fest zusammen, um nicht loszukichern.
»Das ist ziemlich ungerecht. Ich war der Meinung, seine Hemden dufteten wunderbar.«
»Oh, das taten sie auch«, bestätigte Gilly mit vor Belustigung glucksender Stimme. »So wunderbar wie die eines Mädchens.«
Zutreffend, denn Flora hatte sie in Rosenwasser getaucht. »Ich fand, der Duft passte zu den Stickereien«, erklärte sie. Sie hatte sein bestes Leinenhemd über und über mit großen rosafarbenen Blumen bestickt.
»Was wohl auch noch in Ordnung gewesen wäre, wenn du nicht die Ärmel zugenäht hättest«, erinnerte Gilly sie.
»Und seine Hosen zu kurz eingesäumt hättest«, fügte Mary hinzu.
Nicht zu vergessen die Nesseln, auf denen sie sein Plaid getrocknet hatte. Das Entfernen der stachligen Blätter war jede Stunde der Plackerei wert gewesen, nur allein um sein Gebrüll zu hören.
Ach ja, sie hatte sich gut zu beschäftigen gewusst. Doch bei alledem war er geradezu aufreizend ruhig geblieben. Ganz gleich, was sie anstellte, bei allem zeigte er eine außerordentliche Geduld. Und eiserne Beherrschung. Fast so, als wolle er sie bei Laune halten. Was sie nur noch in ihrem Entschluss bestärkte, ihn zu ärgern.
Seit Jahren hatte sie nicht mehr so viel Spaß gehabt. Obwohl sie zugegebenermaßen viel Übung darin besaß. Schon als kleines Mädchen hatte Flora verstanden, welchen Platz sie im Leben innehatte, und – ermutigt durch ihre Mutter – gegen eine Zukunft rebelliert, die
Weitere Kostenlose Bücher