Highlander meiner Sehnsucht
gegen Angriffe hatte zur Wehr setzen müssen. Er mochte gar nicht daran denken, wie viele magere Jahre sein Clan schon hatte durchstehen müssen. Er war ein Kämpfer, ein Krieger. Nicht im Entferntesten wie die geschniegelten Gecken, die sie gewöhnt war. Er war viel zu sehr damit beschäftigt gewesen zu kämpfen, als dass es ihm möglich gewesen wäre, so wie viele seiner Highland-Pendants Tounis College in Edinburgh zu besuchen, den Königshof mied er zudem wie die Pest. Wie sollte er sie davon überzeugen, solche Reichtümer für das einfache Leben in den Highlands aufzugeben?
Doch so schnell dieser Anflug von Unsicherheit gekommen war, so schnell verschwand er wieder. Und machte neuer Entschlossenheit Platz. Die Schlacht wäre nicht leicht zu gewinnen, doch er würde sie gewinnen. Es gab keine andere Wahl. Genauso, wie er seit Jahren die Angriffe ihres Bruders abgewehrt hatte, würde er alle Mittel nutzen, die ihm zur Verfügung standen. Was ihm an Reichtum und Bildung fehlte, machte er mit Geist und Schläue wett.
Er war ihr nicht gleichgültig. Er dachte daran, wie sie seinen Kuss erwidert, wie ihr Körper instinktiv auf seine Berührung reagiert hatte. Nein, er war ihr absolut nicht gleichgültig. Anziehungskraft konnte eine mächtige Waffe sein. Wenn sein Werben nicht den Erfolg brachte, dann ja vielleicht Verführung. Was auch immer nötig war, solange sie nur zustimmte.
Er stand auf, als sie näher kam, und ihre Blicke trafen sich. Die Erinnerung an den sinnlichen Moment in ihrem Zimmer flammte erneut mit voller Macht zwischen ihnen auf. Sie dachte ebenfalls daran. Die plötzliche Röte auf ihren Wangen verriet sie. Mit einer kleinen Geste bedeutete er ihr, neben ihm Platz zu nehmen.
Gilly, die auf seiner anderen Seite saß, sprach als Erste.
»Du siehst wunderschön aus, Flora!«
Die Sehnsucht in der Stimme seiner Schwester traf ihn hart und machte ihn wütend. Eine prächtig strahlende Flora führte ihm gewaltsam vor Augen, was er seinen Schwestern nicht bieten konnte.
»Danke, Gilly.« Sie warf ihm einen schnellen Seitenblick zu, als suche sie seine Bestätigung.
Er betrachtete sie abschätzend. »Wir haben schon gewartet.«
Ihre Wangen glühten noch dunkler, und er konnte schwören, dass er Enttäuschung in ihren Augen aufblitzen gesehen hatte. »Ich kam, so schnell ich konnte. Morag hat keine Erfahrung mit dieser Art von Kleidung, und ich habe normalerweise zwei Dienerinnen, die mir beim Ankleiden helfen.« Bevor er antworten konnte, fügte sie schnell hinzu: »Ich möchte nichts bemängeln, sondern nur darauf hinweisen, dass es keine leichte Angelegenheit ist, ein solches Kleid anzulegen.«
Er musterte sie sorgfältig. »Das sehe ich.«
Ein zartes Stirnrunzeln legte sich über die lieblichen Züge, und feine Linien erschienen zwischen ihren Augenbrauen. Er verspürte den seltsamen Drang, sie fortzustreichen, doch seine Finger wären zu rau und ungeschickt für so babyzarte Haut.
»Vielleicht sollte ich es nicht tragen. Das Kleid, das Ihr mir bei meiner Ankunft gegeben habt, ist angemessener.«
Plötzlich wurde ihm klar, dass sie sich befangen fühlte, und die Erkenntnis versetzte ihm einen schuldbewussten Stich. Es war nicht ihre Schuld, dass er seinen Schwestern keine solch erlesenen Gewänder kaufen konnte.
»Ihr seht nett aus«, brummte er schroff.
Ihre Augen funkelten vor Belustigung. »Na so etwas, das klang ja beinahe wie ein Kompliment!«, rief sie übertrieben erstaunt aus. »Wenn Ihr so weitermacht, dann werdet Ihr
mit Eurer Silberzunge die Barden vor Neid noch zum Weinen bringen.«
Er verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. Das Mädchen hatte Humor. »Ich werde es mir merken und mich ein wenig zurückhalten.« Sie erwiderte sein Lächeln, und er war erstaunt darüber, wie sehr er diesen einträchtigen Moment genoss.
Sie sah sich um und blickte suchend die Tafel entlang. »Wo ist Mary?«
Sein Lächeln erstarb. »Sie hat sich nicht wohlgefühlt und darum gebeten, die Mahlzeit auf ihrem Zimmer einzunehmen.«
Floras Augen füllten sich mit Besorgnis, und sie stützte die Hände auf die Tischplatte, als wolle sie aufstehen. »Ist sie krank? Vielleicht sollte ich einmal nach ihr sehen.«
Er legte seine Hand auf ihre und spürte sofort, wie klein und weich sie sich unter seiner anfühlte. Er hatte unbewusst gehandelt, doch nun wurde ihm klar, dass es eine besitzergreifende Geste war. Und eine seltsam intime Geste dazu. Die einfache Berührung seiner Hand hatte eine
Weitere Kostenlose Bücher