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Hilf mir, Jacques Cousteau: Roman (German Edition)

Hilf mir, Jacques Cousteau: Roman (German Edition)

Titel: Hilf mir, Jacques Cousteau: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gil Adamson
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Kampffische mit langen Schwänzen und changierenden Farben. Indische Glaswelse, komplett durchsichtig. Guppys. Ziersalmler. Es gibt Haie, so winzig wie Kaugummistreifen. Keilbauchfische mit fetten Bäuchen. Piranhas mit Unterbiss, die so groß werden können wie ein Mülleimerdeckel. Ich sitze vor Fotos von schillernden Schuppen, ausdruckslosen Augen und kleinen, schnappenden Mündern. Halb träumend staune ich Fotos von sezierten Fischen an, die pilzartigen Lamellen der Kiemen, die seltsamen, ineinander verknäulten Säckchen und Organe. Ein Plastiklineal gibt die Größe der Wrackteile an, ein weißer Pfeil zeigt ins Nichts.
    Andrew kommt in mein Zimmer, und wir sitzen nebeneinander auf meinem Bett, an die Wand gelehnt, und lesen. Eine geschlagene halbe Stunde blättert keiner von uns um, aber unsere Augen bewegen sich, wandern über Druckzeilen. Andrew will immer noch nicht reden. Meine Mutter küsst ihn auf die Haare; mein Vater hockt sich neben ihn, flüstert auf ihn ein und drückt die Stirn an die seine – nichts hilft.
    Dienstagvormittag, neun Uhr: großartig. Das Großartigste an heute ist, dass meine Mutter die Umzugsfirma anruft und dass in der Schule der Zwölf-Minuten-Lauf dran ist. Ginger beteuert, sie habe ihre Tage, aber das kaufen ihr die beiden Sportlehrer, die in der Tür zum Lehrerraum stehen, nicht ab. Die beiden blonden, federnden Hünen tragen Stoppuhren, die bis zu den Lenden herunterhängen. Obwohl es ein Mann und eine Frau sind, kann man sie nicht auseinanderhalten. Rosalie und ich ziehen uns um, während Ginger um ihr Leben fleht. Aber zum Schluss muss sie sich abhetzen und ihre Sportsachen anziehen wie wir alle. Marty kommt herein, ihre Jeansweste spannt noch mehr als üblich, und wir starren sie alle an. Sie zieht sich rasch aus, und ein Dutzend Augenpaare begafft unverhohlen ihren Körper; wir wissen schon, dass sie als Letzte mit dem Umziehen beginnt und als Erste fertig sein wird. Mit einem Körper wie dem ihren könnte sie durch Wände gehen. Marty ist zurzeit mit mir befreundet, weil ich, wie sie es ausdrückt, eine komische Type bin wie sie auch.
    Flieder und Pfeifenstrauch ziehen auf dem Sportplatz vorbei, der zu wogen beginnt, weil mir so übel ist. Es fühlt sich an, als hätte ich Nadeln in der Lunge. Jedes Mal, wenn ich in die Sonne hinauslaufe, fühle ich mich zehn Kilo schwerer, und jedes Mal, wenn ich unter einem Baum vorbeikomme, fühle ich mich wieder wie ein Mensch. Als es vorüber ist, bleibe ich in der Umkleide sitzen und schlafe mit offenen Augen. Wenn andere mit dem Umziehen fertig sind und hinausgehen, schwingen zwei Türflügel auf und zu und enthüllen kurz einen Ausschnitt des Korridors. Dort wartet Marty auf mich; sie raucht.
    Als auch ich fertig bin, gehen wir Pommes mit Soße essen. Wir essen und rauchen gleichzeitig, und die Bedienung ekelt sich. Wie immer, wenn ich mit Marty zusammen bin, plappere ich wie blöd, und sie schweigt amüsiert und hört mir zu. Ich sauge mir bizarre Fakten und Theorien aus den Fingern. Kraushaar zum Beispiel soll bedeuten, dass die Mutter nicht ausreichend Schlaf bekommen hat; Ginger wäre genervt, das weiß ich. Marty redet fast nie und lässt mir Raum. Marty ist schon zweimal sitzen geblieben; sie ist älter als alle meine anderen Freundinnen und wohnt allein in einem Apartment. Ab und zu kommt ihr Zwillingsbruder, der ihr überhaupt nicht ähnlich sieht, mit seinem Motorrad in die Stadt gebraust, dann verschwindet sie ein, zwei Wochen mit ihm.
    Ich schnappe Marty die Zigarette weg und rauche sie fertig; sie fischt sich eine neue aus der Packung und zündet sie an. Marty hat sich eine ganze Weile nicht blicken lassen, mit keinem Wort erwähnt sie ihren Bruder, was meine Neugier weckt. Als ich sie frage, wo sie in letzter Zeit gewesen ist, nimmt sie mir den Zigarettenstummel aus dem Mund und drückt ihn aus.
    »Du bist müde«, sagt sie. »Geh nach Hause und schlaf.«
    Aber ich kann nicht schlafen. Heute ist der Tag, an dem ich zu den Drapers rübergehen und mir die Pflegehinweise für ihre blöden Fische anhören muss. Ich musste meiner Mutter versprechen, Mrs. Draper für die hausgemachte Marmelade zu danken.
    Zur moralischen Unterstützung schleppe ich Andrew mit, er folgt mir wie ein Schlafwandler. Mrs. Draper öffnet mir die Tür und verblüfft mich mit ihrem Gesicht – es ist jünger, als ich gedacht hatte, und auch freundlicher. Ich habe diesem Gesicht oft hinterherspioniert, es aber nie aus der Nähe gesehen. Andrew

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