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Hilfe, die Googles kommen!

Hilfe, die Googles kommen!

Titel: Hilfe, die Googles kommen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Mann
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Sie dienen dazu, das Getwitterte in einen bestimmten Kontext zu setzen, ironisch zu kommentieren oder für Suchabfragen zu optimieren.
    # 36 Der ein oder andere von Ihnen wird jetzt folgerichtig einwerfen: »Na, da kann ich doch auch den Wetterbericht schauen.« Richtig, aber der ist bei weitem nicht so lustig, oder?
    # 37 Wäre das nicht eine tolle Idee für ein Start-up: tatter.com – Mikroblogging für Senioren! In Zeiten niedriger Geburtenraten und einer immer älter werdenden Gesellschaft hat so etwas echte Zukunftschancen.
    # 38 Oder Klawitters oder Tatters – je nachdem.
    # 39 VZ hier ursprünglich für VerZeichnis. Aufgrund der suboptimalen Nutzerentwicklung steht es mittlerweile für VerZockt.
    # 40 Gut, ich schreibe und Sie lesen es, aber Sie wissen schon, was ich meine.
    # 41 Friedrich Schiller gefällt das.
    # 42 Wobei Bilder davon auf Facebook sicherlich gut ankämen.
    # 43 Gerade in Deutschland wird gerne von einer »Überalterung« der Gesellschaft gesprochen. Dieser Begriff ist natürlich völliger Blödsinn. Wir sind nicht »überaltert« – wir sind »unterzeugt«! Was können die Alten dafür, dass die Jungen sich nur noch bei Facebook anstupsen, anstatt Kinder zu machen?
    # 44 Findige Geschäftsleute haben das Potential dieser Sucht nach »Likes« mittlerweile erkannt und bieten sie zum Beispiel auf eBay zum Kauf an. Sollte einer Ihrer Kommentare zu wenig Würdigung erhalten, können sie für ein paar Euros Klicks auf »Gefällt mir« erwerben. Sogar der Kauf von »Freunden« ist möglich und offenbar ein florierendes Geschäft vor allem für Firmen und offizielle Organisationen, die sich auf Facebook Relevanz verschaffen wollen. Das ist Prostitution auf einem ganz neuen Level. Wer sich die Finger und sonstige Körperteile nicht schmutzig machen möchte, geht einfach auf den Facebook-Strich.
    # 45 Sollten Sie via Chat in eine solche Konversation geraten, lassen sich intelligente Antworten und fachkundige Anmerkungen recht unauffällig nebenbei googeln, womit der Schein gewahrt bleibt. Ähem … habe ich zumindest mal gehört.
    # 46 Fotos für den Perso müssen derzeit nach geometrischen Regeln frontal, mit auf­gerissenen Augen und »lächelfrei« aufgenommen werden. Diese Vorschriften führen dazu, dass mittlerweile jedes Passbild so aussieht, als sei es aus einem RAF -Fahndungsplakat der 80er Jahre ausgeschnitten worden. Rein optisch macht uns der Staat damit alle zu Abbildern von Baader und Meinhof. Irgendwie passend in einem Land, in dem der Generalverdacht politisch korrekt zu sein scheint.
    # 47 »Duckface« ist Englisch und heißt übersetzt »Entengesicht«. Bei dieser Grimasse schürzt man die Lippen und zieht die Wangen ein, um gleichzeitig dünn und irre lustig auszusehen.
    # 48 Facebook versetzt die Profile seiner verstorbenen Mitglieder derzeit in einen sogenannten »Gedenkzustand«. Dabei wird das Konto sozusagen eingefroren; Angehörige und Freunde können jedoch Gedenkbeiträge an der Pinnwand des Verblichenen hinterlassen. Außerdem verhindert Facebook das erneute Login des toten Users, was natürlich interessante religiöse Fragen aufwirft. Gäbe es ein Leben nach dem Tod, wäre das zwar schön, könnte aber über Facebook nicht mehr mitgeteilt werden. Eigentlich schade. Eine Reinkarnation im sozialen Netz erfordert eine leidige Neuanmeldung. Jesus Christus hätte also nach der Auferstehung seine Himmelfahrt nicht als Veranstaltung im alten ­Account posten können. Er hätte sich neu registrieren und seine Freundesliste mühsam ganz neu bestücken müssen. Bei Jesus nicht ganz so schlimm: Der hatte schließlich nur zwölf, naja strenggenommen nur 11 Freunde. Dennoch macht die Login-Blockierung von Profilgräbern Sinn. Es wäre schon ziemlich erschreckend, wenn die tote Uroma plötzlich bei Ihren Urlaubsfotos auf »Gefällt mir« klickt. Online-Zombies braucht nun wirklich kein Mensch.

Während Branchen wie Zeitungsverlage oder Bestattungsun ternehmen noch keinen schlüssigen Weg gefunden haben, um im Internet Geld zu verdienen, prosperiert der Online-Warenhandel in beängstigendem Maße. Mal ehrlich, wann haben Sie zuletzt etwas aus dem Otto-Katalog bestellt? Hand aufs Herz? Eben.
    Kenner der Materie formulieren deshalb sehr drastisch, dass der klassische Versandhandel toter sei als ein gepfählter Vampir im Sonnenlicht. Neckermann und Quelle, jahrelang schon als Untote umhergewankt, haben mittlerweile das Zeit liche gesegnet, und lediglich oben genannter Graf Dracula von

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