Hilfe, die Googles kommen!
bereithält. Es liegt aber doch auch in unserer Natur, hin und wieder den Versuchungen von Geist und Leib nachzugeben! Ja, ich möchte eine Lanze brechen für eine ganz bestimmte, oftmals tabuisierte Google-Nutzung, die immer wieder für ein schlechtes Gewissen beim Surfen sorgt.
Ich sage es ganz frei heraus. Niemand braucht sich deswegen zu schämen. Alle Menschen tun es. Der eine öfter, der andere seltener. Es gibt Phasen, in denen auch ich es täglich tue. Manche sehen es als Begleiterscheinung der Pubertät, andere wiederum praktizieren es bis ins hohe Alter. Es kommt ganz darauf an, wie sehr man es nötig hat. Es betrifft Buben wie Mädchen gleichermaßen und ist ein völlig natürlicher Vorgang. Dennoch wird er von der Gesellschaft immer noch in die Schmuddelecke gestellt und als schmutzig, unmoralisch oder sogar schädlich bezeichnet. Man redet nicht darüber, selbst mit dem besten Freund oder der besten Freundin nicht. Dabei ist es ein zutiefst menschlicher Augenblick, in dem die kindliche Unschuld endet und man erwachsen wird. Aus Scham versucht man anfangs, diesem neuen Bedürfnis nicht nachzugeben, nur um zu merken, dass die eigene Natur stärker ist als jeder Wille. Die Neugier obsiegt, und schon sitzt man ganz mit sich allein im abgedunkelten Raum, hat das Zimmer abgeschlossen, um nicht überrascht zu werden, lässt seine schweißnassen Hände wandern und – googelt sich selbst.
Dieser Vorgang, also seinen eigenen Namen in das Suchfeld einer Suchmaschine einzugeben, um herauszufinden wie oft, wo und in welcher Art und Weise man im Internet auftaucht, bezeichnet man gemeinhin als Ego-Googeln. Wer in diesem Zusammenhang abschätzig von »digitaler Masturbation« oder »Onlinenanie« spricht, übersieht, dass schon seit Menschengedenken Wissenschaftler, Künstler und Philosophen auf der Suche nach sich selbst waren – und das ganz ohne Google. Deswegen scheiterten über die Jahrhunderte auch die meisten: Sie fanden sich nicht.
Heute googelt man sich und bekommt in Sekundenbruchteilen Hunderte, Tausende Ergebnisse, was wahlweise sehr erhebend, nicht selten aber auch äußerst niederschmetternd sein kann. Wer sich in Zeiten vor der Suchmaschine seiner selbst nicht sicher war, suchte Rat beim Psychologen. Heute landen dort viele, um mit den Antworten von Google fertigzuwerden.
Schtriehtfjuh
Darf man Google-Dienste also überhaupt nutzen? Man darf nicht nur, man muss sogar. Unbedingt! Warum? Weil viele der Angebote einfach viel zu super sind, um sie nicht zu verwenden.
Google Maps ist großartig, der Google Kalender und Google Mail funktionieren prächtig, und die ureigene Suchfunktion erhöht die individuelle Lebensqualität mehr als ein kühles Blondes zum Feierabend. In diesem Sinne ist Google das Gleiche wie ein Gasgrill: Wenn Sie wissen, was Sie tun und wie es funktioniert, überwiegen die Vorteile, und das Risiko ist überschaubar. Wenn Sie allerdings in Ihrer Freizeit die Unterwanderung amerikanischer Geheimdienste planen, um deren dunkle Geheimnisse in die Weltöffentlichkeit zu »leaken«, sollten Sie zur Kommunikation mit den Komplizen möglicherweise nicht den Chatdienst Google Talk benutzen.
Wenn Sie aus Bequemlichkeit ihre TAN -Liste fürs Onlinebanking in die Google Cloud laden, ist nicht ausgeschlossen, dass Ihre Bankverbindung zur Finanzierung terroristischer Aktionen missbraucht wird. Plötzlich sind Sie ohne Ihr Wissen stolzer Besitzer eines Portiönchens waffenfähigen Urans und beschäftigen eine Gruppe pakistanischer Söldner auf 400-Euro- Basis. Jedes Passwort kann von bösen Mädchen und Buben geknackt und jeder Server gehackt werden, da muss die daten speichernde Firma noch nicht einmal böse Absichten hegen. Im Leben wie im Internet kommt man um, es ist nur die Frage, wann und wie.
Angst ist also ein schlechter Berater, dennoch rufen derart unbegrenzte Möglichkeiten die Apokalyptiker aus ihren Löchern. So warnte uns unsere Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner, in der Webszene auch iGner genannt, mit Nachdruck vor Google. Diese Webikone, die sich als stolze CSU lerin in Jesus-Christus-Manier für unser aller Sünden bei Facebook abgemel det hatte, postulierte sinngemäß: »Google ist böse! Und Google kommt!« Damit entfachte sie eine regelrechte Volkspanik. Viele gutgläubige Menschen, die tatsächlich noch an Kompetenz in der politischen Klasse glaubten, waren zutiefst besorgt.
»Hast du gehört, was die Aigner gesagt hat?«
»Nein, was denn?«
»Die Googles
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